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Mein längster Urlaub der vergangenen fünf Jahre dauerte gerade einmal zwei Wochen. Meist waren es kürzere Städtereisen, und die zuhauf, die ich unternommen habe. Von Erholungsurlauben kann dabei keine Rede sein, zu sehr hänge ich auch unterwegs in meinem Alltagsmuster fest: Jede freie Sekunde wird ausgenutzt, mit Aktivitäten und Verabredungen verplant. Den Rückflug buchen? Am besten für Sonntagabend, bevor ich am nächsten Tag wieder ins Büro und aus dem Urlaub zurückkehre. Ich will ja schließlich keine Urlaubszeit „vergeuden“ …

Was dabei fehlt? Zeit für Erholung, sowohl für den Körper, als auch für’s Gehirn, das die Erlebnisse ja auch irgendwie verarbeiten muss … Zeit also, sich auch darüber einmal Gedanken zu machen. Wenige Tage sind es noch, bis zu Beginn unserer Weltreise.

Etlicher gut gemeinter Ratschläge zum Trotz („Reise langsam!“, „Nimm wenig Gepäck mit!“), bin ich an die bisherige Planung der Weltreise genauso herangegangen, wie ich es von meinen Urlaubsreisen gewohnt war: Es begann mit der Recherche von möglichen Ländern & Zielen, dem Festlegen einer Reiseroute, der Überlegung, ob sich ein Round the World Ticket für mich auszahlt und schließlich dem zeitintensiven Zusammenstellen der detaillierten Reiseplanung einer fast 6-monatigen Reise. Wie weit ich damit gekommen bin? Knapp eine Woche vor unserem Abflug nach Island steht der Plan für die ersten fünf Wochen fest. Was danach kommt ist noch offen. Nur auf die ungefähre Route haben sich Cori und ich schon vor Monaten geeinigt.

Dass das Abwägen von festen Reiseplänen und genügend Puffer für spontane Aktivitäten oder „Unvorhergesehenes“ das Anstrengendste und Schwierigste bei der Planung einer mehrmonatigen Reise ist, hatte ich zunächst nicht am Radar. Dagegen ist die Organisation im Vorfeld, mit Impfungen, Einreisebestimmungen / Visa und Packlisten ein Klacks.

Der sicherheitsbedürftige Teil in mir wäre gerne für jede Eventualität gerüstet und hätte jeden Flug und jede Unterkunft im Voraus gebucht. Gleichzeitig sind meine besten Erlebnisse auf Reisen jene, die ich nicht geplant hatte. Die sich einfach ergeben haben. Auch darauf möchte ich nicht verzichten.

Insofern bin ich froh, dass die verbleibenden viereinhalb Monate noch nicht verplant und Änderungen unserer Route ohne größere Kosten möglich sind (zumindest für mich). Cori muss unsere gemeinsame Weltreise unvorhergesehenerweise für vier Wochen unterbrechen und im September zurück nach Österreich fliegen. Einstweilen reise ich alleine durch Südamerika und so wie es aktuell aussieht, sehen wir uns erst in San Francisco wieder.

Wirklich „alleine“ werde ich dabei aber auch kaum sein. Vielmehr werde ich die Gelegenheit nutzen, mich anderen alleinreisenden Backpackern auf Touren durch die Atacama Wüste und Salar de Uyuni anschließen und neue Bekanntschaften knüpfen. Erfahrungen, auf die ich schon sehr gespannt bin.

Was ich mir davon in Summe verspreche? Eine Chance, aus meinem gewohnten Verhaltensmuster auszubrechen und nicht von Stadt zu Stadt bzw. von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten zu hetzen. Langsamer zu reisen, die Dinge auf mich zukommen lassen und meine Zeit nicht zu verplanen, als gäbe es einen Preis zu gewinnen, wenn man seinen Kalender so dicht wie möglich füllt. „Entschleunigung“ heißt das Buzzword dazu. Immer mehr reden davon, auch die Kleine Zeitung machte es heute zum Thema und titelt in der Sonntagsbeilage passend „Was im Leben zählt“. Fast schon eine Kunst, die dank einer auf Effizienz hin getriebenen Gesellschaft, immer weniger beherrschen. Nämlich: Einfach einmal abschalten, sich der Muße hingeben, nichts tun bzw. gerade wenn man unterwegs ist, auch langsamer reisen und „im Moment leben“. Ein großer Vorsatz, nicht nur für die kommenden sechs Monate, sondern für’s Leben. Ich werde es versuchen 🙂

Übrigens: Diesen Text habe ich zuerst mit Stift und Papier geschrieben, auf einer Wiese sitzend. Nicht einmal mein Smartphone hatte ich dabei. Auch eine schöne Erfahrung und erster Mini-Schritt in Richtung Entschleunigung …

Florian Figl

6 Kommentare

  1. Deinen Vorsatz finde ich gut, vergiss ihn bloß nicht! Du kennst doch sicher den Satz aus „Der kleine Prinz“: Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar! Nicht hetzen – besser: sehen – staunen – fühlen! Liebe Grüße aus dem Wald4tel

  2. Hey Flo!
    Jetzt weiß ich wieso ich dich heute am Handy nicht erreicht habe… 😛
    Super Gedanken die du dir da durch den Kopf gehen hast lassen!
    Freu mich schon jetzt auf die Berichte über eure Reise und Erlebtem!

    Liebe grüße (auch an Cori!)
    Jay

  3. Jaaa!
    Dem kann ich nur zustimmen. Hab auch ziemlich lange gebraucht, um zu kapieren, dass man mal „Urlaub“ braucht. 🙂 Ich falle zwar noch immer wieder gerne in dieses alte Muster (so viel wie möglich reinquetschen) aber mittlerweile bin ich da viel entspannter. Ohne festes Ziel wohin – okay, keine Unterkunft gebucht – macht mir nix, was erleben – wird sich schon was finden. 🙂

    Ich freu mich auf eure Reise!
    Liebe Grüße
    Christina

    • Hallo Christina,
      das abzulegen ist echt nicht leicht, was?! Ich denke, wir müssen uns immer wieder selbst dran erinnern, sonst hilft da nichts 😉

      Liebe Grüße ins Ländle,
      Flo

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