Den Sommer im eigenen Land verbringen, also einen Urlaub in Österreich, ist im heurigen Jahr ein (wieder) neu entdeckter Reisetrend. Heimische Bergseen statt Meeresstrand, Almen statt Palmen. Das Corona-bedingte Revival der Sommerfrische. Als (Klein-)Städter mit heißer Dachgeschosswohnung können wir gut nachvollziehen, warum es viele Wiener oder Grazer aus den urbanen Zentren hinaus in die Natur zieht. Und das gerne und immer öfter wieder länger als nur für einen Tagesausflug oder übers Wochenende. Wir haben Sehnsucht nach mehr, eben auf die heimische Naturlandschaft im größten zusammenhängenden Almgebiet Europas und all ihre regionalen Köstlichkeiten. Du auch? Perfekt!

Urlaub im Naturpark Almenland

In diesem Beitrag nehmen wir dich mit auf einen Sommerurlaub im steirischen Almenland, den wir im Rahmen einer Bloggerreise und auf Einladung des Österreichischen Umweltzeichens im Naturhotel Bauernhofer genossen haben.

Sommerfrische auf der Brandlucken: Zu Gast im Naturhotel Bauernhofer

Sommerfrische bedeutete bis in die späten 1960er und 70er Jahren noch, dass es eine kleine, betuchte Oberschicht gab, die sich für 3-4 Monate in noblen Landhotels einquartierte. Oft brachten sie auch Teile ihres eigenen Mobiliars oder ihre Hausangestellten mit. Heutzutage können steirische Hoteliers froh sein, wenn ihre Nächtigungsgäste im Sommer eine Woche bei ihnen verbringen. Woher wir das wissen? Von Simon Bauernhofer, der uns in seinem Naturhotel in Brandlucken, mitten im steirischen Almenland auf 1132 Meter Seehöhe gelegen, bei der Anreise begrüßt und tags darauf beim Frühstück aus dem Nähkästchen plaudert. In zweiter Generation führt er den Hotelbetrieb, den seine Eltern in den 70er Jahren aus einem seit 1905 im Familienbesitz befindlichen Gasthof aufgebaut haben.

Naturhotel Bauernhofer in Brandlucken

Das Klientel, welches das Almenland als idealen Ort für Sommerfrische für sich entdeckt, hat sich zwischenzeitlich stark geändert: Fast jeder leistet sich im Sommer einen Urlaub, von verliebten Pärchen aus der Stadt, Familien mit kleinen Kindern bis hin zu Wellness-Urlaubern und Bergsportlern allen Alters. Kein Wunder, denn Simon Bauernhofer ist ein innovativer und kreativer Hotelier, der sich für seine Gäste immer etwas einfallen lässt und laufend in seinen Betrieb investiert: für Pärchen gibt es zum Beispiel die „Knutscherei“, ein zu einem Liebesnest umfunktionierten Hochsitz am Waldrand.

Der neueste Niedrigenergie-Zubau beherbergt ein „Wald & Wies’n“ Spa samt Indoor-Schwimmbecken und zusammen mit dem Haupthaus, welches ebenfalls im nächsten Jahr umgebaut werden soll, mittlerweile 58 Zimmer, die vom angeschlossen Hackschnitzel-Heizhaus beheizt werden.

So wurde aus dem Naturparkhotel das Naturhotel Bauernhofer, mit 4 Sternen und seit letztem Jahr auch mit dem Umweltzeichen als Gütesiegel ausgezeichnet. Dieses zu bekommen war für Simon Bauernhofer kein großer Aufwand, wie er selbst sagt. Im Grunde ist es eine Bestätigung dessen, was ohnehin schon gemacht wird. Beispielsweise werden fast alle Getränke in Mehrwegflaschen angeboten oder die enormen Mengen Papier, die im Hotelbetrieb anfallen, mehrfach bedruckt (auf der Rückseite/neu zugeschnitten). Diese Recycling-Maßnahme zahle sich aus, denn der Papierverbrauch habe sich um 40% reduziert.

Neben Umweltschutz und Nachhaltigkeit ist Regionalität eine weitere Säule, auf die das Naturhotel Bauernhofer setzt. Bestes Beispiel der regionalen Bekenntnis ist „B78“ – ein Manifest, im dem sich der Betrieb dazu verpflichtet, wann immer es geht mit Produzenten und Partnern aus einem Umkreis von nur 78 Kilometern zu arbeiten. Diese Zahl ist natürlich nicht beliebig gewählt, steht sie doch auch für die Hausnummer und den Jahrgang des Hoteliers, wie er uns schmunzelnd erzählt. Vorwiegend regionale Produkte werden somit nicht nur am üppigen Frühstücksbuffet angeboten, sondern auch im Abendmenü und in der Getränkekarte transparent mi „B78“ gekennzeichnet.

Gegrillter Saibling vom Kulmer aus Haslau
Gegrillter Saibling vom Kulmer aus Haslau (Luftlinie 5 km entfernt!)

Welche kulturellen Highlights im Naturhotel Bauernhofer und im kleinen 60-Seelen-Ort Brandlucken angeboten werden, erzählen wir euch gleich noch. Einstweilen geht es aber kulinarisch weiter.

Köstlichkeiten der Region entdecken: Landgasthof Spreitzhofer und Edelbrennerei Graf

Gerade als in unserem hochzufriedener Magen nach einem Verdauungsspaziergang wieder etwas Platz hat, machen wir uns auf den Weg ins Restaurant des Landhotel Spreitzhofer im benachbarten St. Kathrein am Offenegg. Ein bisschen vertreten wir uns aber auch hier noch die Beine, denn dieses Panorama muss einfach genossen werden.

Steirisches Almenland mit Schöckl
Saftige Wiesen bei St. Kathrein am Offenegg – im Hintergrund der Grazer Hausberg Schöckl

Beim Hotel werden wir vom Chef des Hauses, Hans Spreitzhofer herzlich begrüßt und bewirtet. Bald stößt auch Christine Pollhammer vom Tourismusverband Almenland dazu und gemeinsam erzählen uns die beiden beim Essen, was sich die letzten Jahre in der Region getan hat. „Vor allem die Qualität ist im Tourismus gestiegen“, meint Christine. „Da die Region zum Beispiel im Vergleich mit den Kärntner Seen nicht so bekannt ist, muss hier alles rundherum passen.“ „Die Gäste sind auch viel jünger geworden. Früher mussten wir überall Bänke für die älteren Gäste aufstellen, die diese in den teilweise über drei Wochen, die sie geblieben sind, sehr stark genutzt haben. Die Aufenthaltsdauer wurde durch die jungen Gäste und Familien auch kürzer. Wobei wir dieses Jahr wieder eine Tendenz sehen, dass die Urlauber länger bleiben. Immerhin gibt es ja auch viel hier zu erleben,“ meint Hans Spreitzhofer.

Nach dem vorzüglichen Mittagessen kommt endlich auch die Sonne wieder zum Vorschein. Ein wenig genießen wir noch die Aussicht, bevor es zu Fuß zu einem Verdauungsschnapserl zur Edelbrennerei Graf nur 300 Meter weiter geht.

Landhotel Spreitzhofer
Endlich Sonne!

Edelbrennerei Graf

Erst mal erzählt uns Daniela Graf, wie sie gemeinsam mit ihrem Mann Michael Edelbrände herstellen. Dazu verwenden sie hauptsächlich Hirschbirnen, Kirschen und Vogelbeeren aus einem Zukaufsradius von 20 Kilometer. Gerade für die Vogelbeere ist die Region sehr bekannt, da der Baum auch in höheren Lagen gut wächst. Sogar das Maskottchen der Region nennt sich liebevoll „Vogelbär“.

Nachdem wir die Kessel bestaunt haben, geht es zur Verkostung an die Bar. Daniela schärft uns gleich ein: „Finger weg vom Alkohol!“ Nun, damit meint sie, dass wir das Glas für den optimalen Genuss am Stil halten müssen, damit sich der wertvolle Inhalt nicht durch die Hände erwärmt. „Schwenkt das Glas ein wenig und ihr seht die Schlieren, die sich durch den Alkohol am Rand bilden. Dann riecht bitte daran.“ Beeindruckend, wie stark ein Edelbrand riechen kann! Vor allem das Marzipanaroma der Vogelbeere ist intensiv. Schnaps verbinden wir meist eher mit einem Brennen im Rachen. Das ist wohl einer der Gründe, warum wir bisher einen Bogen darum gemacht haben. Beim Edelbrand ist das aber überhaupt nicht der Fall. Nur der Geschmack ist nochmal intensiver im Abgang. Trotzdem bleibt vor allem Cori lieber beim Likör – von Vogelbeere bis Enzianwurzel ist da auch viel Spannendes dabei.

Übrigens: auch ganz alkoholfrei kann der Besuch am Hof der Familie Graf sehr spannend sein. Zum Beispiel bei einem Spaziergang durch die Kirschgärten. Im Hofladen gibt es auch andere Spezialitäten, wie verdammt gute Dirndlmarmelade oder Cola-Sirup. Somit ist der Genuss für alle gesichert!

Wanderung vom Teichalmsee zur Roten Wand

Nach dem wechselhaften Wetter und den üppigen Mahlzeiten des Vortags beschließen wir, bei idealem Wanderwetter zum Teichalmsee aufzubrechen und von dort aus eine größere Tour zu starten. Vom Parkplatz neben dem Skilift folgen wir einem Wanderweg hinauf bis zur Tyrnaueralm.

Teichalmsee im Naturpark Almenland
Start der Wanderung am Teichalmsee

Der Weg führt zunächst quer über die Lifttrasse und dann großteils durch ein schattiges Waldstück. Er ist einfach zu gehen und auch für Familien geeignet. Nach etwas mehr als einer Stunde und fünf Kilometer Wegstrecke erreichen wir die Tyrnaueralm.

Wanderung Tyrnauer Alm zur Roten Wand

Die Einkehr auf der Hütte heben wir uns für den Rückweg auf, da wir nun das deutlich steilere Stück zur Roten Wand in Angriff nehmen wollen. Ihren Namen verdankt sie der roten Gesteinsfärbung, die wiederum durch Kalkeinschlüssen entstanden ist und aufgrund der Südost-Exposition am besten in der Morgensonne zu bestaunen ist.

Neben dem Hochlantsch bietet die Rote Wand die besten Chancen auf die Sichtung von Steinböcken im Almenland. Nachdem wir einen Monat zuvor beim Abstieg vom Hochlantsch-Klettersteig erstmals das Vergnügen hatten, blieb es uns diesmal leider verwehrt. Auch dafür dürften sich die frühen Morgen- oder späten Abendstunden besser eignen, als die Mittagszeit.

Nichtsdestotrotz werden wir nach gut zweistündigem Aufstieg mit einem aussichtsreichen Gipfelpanorama auf 1.505 Meter Seehöhe belohnt. Jause haben wir leider keine dabei und auch die Schoko hat Flo im Auto vergessen. Nachdem um uns herum alle ihre Jausenbrote und Snack auspacken, begeben wir uns mit leicht knurrendem Magen wieder auf den Abstieg.

Gipfelkreuz der Roten Wand
Am Gipfelkreuz der Roten Wand

Panoramablick Rote Wand im Naturpark Almenland

Zurück auf der Tyrnaueralm stärken wir uns bei einfacher Kost: Frittatensuppe und Frankfurter. Während der Hinweg durch den Wald eine gleichmäßige Steigung aufweist, ist der Abstieg zum Zechnermoarweg deutlich steiler, da dieselbe Höhendifferenz statt in fünf, nun in nur knapp einem Kilometer zurückgelegt wird. Dafür geht es danach die restliche Strecke flach den Mixnitzbach entlang wieder zurück zum Teichalmsee. Für die gesamte, knapp 14 Kilometer lange Wanderung benötigten wir gut 3,5 Stunden.

Mit den E-Bikes zur Sommeralm

Zurück im Hotel Bauernhofer machen wir uns kurz frisch und borgen uns spontan zwei E-Bikes aus, die am Vormittag leider schon von anderen Gästen reserviert waren. Sonst hätten wir bereits die Anreise zum Teichalm sportlich begonnen. Also so sportlich man sich auf einem E-Bike eben fühlt. Die Steigungen im Almenland sind zwar nicht zu unterschätzen, aber dank elektrischer Unterstützung fährt sich ein E-Bike hier ungefähr so, wie ein normales Rad im Flachland.

Nach 14 Wanderkilometern in den Beinen also echt angenehmen, gleichzeitig auch sehr entschleunigend, da wir die gewählte Strecke über die Straße von Brandlucken zur Sommeralm sonst nur vom Motorrad aus kennen. So genießen wir die Abendsonne und die Ruhe, die mittlerweile eingekehrt ist, da nur noch wenig Verkehr herrscht.

E-Bike Sommeralm im steirischen Almenland

So ein Huab’n Theater!

Ja, so ein Theater ist wohl einmalig: Gegenüber vom Naturhotel Bauernhofer befindet sich die Open-Air-Bühne mit überdachtem Zuschauerbereich des Huab’n Theaters. Teil der Kulisse ist ein alterwürdiges Wirtshaus, das an anderer Stelle abgetragen und hier neu aufgebaut wurde. Die Holzbalken datieren bis aufs Jahr 1697 zurück.

Huabn-Theater Zuschauertribüne
Die Huabn-Theater Zuschauertribüne

Huabntheater mit Wirtshaus auf der Brandlucken

Während das Obergeschoß als Steakhaus bzw. Eventlocation für Hochzeiten und andere Feierlichkeiten genutzt wird, befindet sich im Erdgeschoss eine Greißlerei. Diese ist gut sortiert, vorwiegend mit regionalen Produkten und wird ebenfalls von Familie Bauernhofer betrieben. Hauptsächlich als Service für ihre Gäste, aber auch als Einkaufsmöglichkeit für die rund 50 anderen Bewohner des kleinen Ortes.

„Der Nachbarsbursche ist unser bester Kunde!“, meint Simon Bauernhofer und verweist auf einen Holzpavillon, gleich neben der Greißlerei. „Der holt sich hier fast täglich ein Bio-Eis!“. Die „Huab’n-to-go“ sei eine Corona-Erfindung und funktioniere großartig, da sich die Kunden hier rund um die Uhr an mehreren Kühl- und Eisschränken bedienen und direkt in eine Handkassa bezahlen können.

Zurück zum Theater: Dieses wurde 2013 gebaut und erst letztes Jahr auf über 600 Sitzplätze erweitert, so dass man bei knapp 20 sehr gut besuchten Vorstellungen den ganzen Sommer über auf rund 13.000 Theaterbesucher kommt. Betrieben wird es von einem Theaterverein mit rund 60 Mitgliedern, dem auch Simon Bauernhofer angehört. Eine wichtige Kulturinstitution für die Region. Für Nachwuchstalente gibt es im Frühjahr und Herbst mit dem „Kellertheater“ eine weitere Bühne, auf der sie sich vor Publikum bzw. den Hotelgästen ausprobieren können.

Huabn-Theater Brandlucken
An unserem letzten Abend bekommen wir die Gelegenheit, bei einer Theaterprobe für das Stück „S’Nullerl“ dabei zu sein.

Sommerrodelbahn Koglhof: Da werden Kindheitserinnerungen wach!

Als Übernachtungsgäste im Naturhotel Bauernhofer bekommen wir auch die Genusscard, die für viele Ausflugsziele in der Region Angebote bereithält. Die Auswahl fällt da gar nicht so leicht! Schließlich entscheiden wir uns für einen Besuch der Sommerrodelbahn Koglhof. Drei Gratis-Fahrten sind bei der Genusscard inkludiert und die haben es in sich! Trotz sehr heißem Wetter war das für uns eine tolle Option, denn man ist auf der Bahn selbst nicht lange in der Sonne, abhängig von der Geschwindigkeit natürlich. So oder so kommen für uns und unsere Begleiter zum Abschluss dieser Reise schöne Kindheitserinnerungen auf. Wir kommen gerne wieder!

Sommerrodelbahn Koglhof

Weitere Eindrücke unserer mitreisenden Bloggerkollegen liest du hier:

Vielen Dank an das Naturhotel Bauernhofer, das uns in Kooperation mit dem Österreichischen Umweltzeichen zu dieser Reise in das Steirische Almenland eingeladen hat. Unsere Meinung bleibt wie immer unsere eigene.

Florian Figl

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