Was kann man tun, wenn Fernreisen gerade nur sehr eingeschränkt möglich sind? Urlaub im eigenen Land ist da wohl die beste Antwort und eines könnt ihr uns glauben – als Südoststeirer zählt eine Reise nach Vorarlberg definitiv als Fernreise! In derselben Reisezeit haben wir es schon auf andere Kontinente geschafft. Fremde Sprachen und andere Sitten – auch das ist bei Reisen in andere Bundesländer der Republik durchaus drin. Selbst auf montafon.at heißt es: „Fühlt sich an wie Urlaub im Ausland – inklusive Sprachbarriere.“

Natürlich auf höchst liebenswerte und sympathische Weise und begleitet durch kulinarische Hochgenüsse. In diesem Beitrag nehmen wir dich mit in die wohl schönste Berglandschaft Vorarlbergs, die erstaunlicherweise kaum ein österreichischer Urlaubsgast auf dem Zettel hat und die doch so viel bietet. Willkommen im Montafon – oder wie die Einheimischen sagen würden: Schöni Grüaß us’m Muntafu!

Wandern im Montafon - Panoramaweg Gantakopf

Echte Berg, echt erleben

Wer aufgeschlossen für Neues ist und noch nie etwas von „Sura Käs“, „Polmanudla“ oder gar der unmöglich erscheinenden Kombination von Vanilleeis mit Steinpilzen gehört hat, der sollte jedenfalls über eine Reise in das Montafon in Vorarlberg nachdenken. Stopp. Monta-was? Wo liegt denn das?

Wanderung Gafrescha Montafon

Das Montafon ist das am südlichsten gelegene Tal in Vorarlberg und reicht von Bludenz bis zur Bielerhöhe. Die höchste Erhebung ist der bekannte Piz Buin mit 3312 m. Ein echter Berg also. Hätte man in Vorarlberg die Toblerone erfunden, wäre der wohl auf dem Logo gelandet.

Silvretta-Staumauer mit Blick Richtung Piz Buin
An der Silvretta-Staumauer mit Blick Richtung Piz Buin

Im Rahmen des mittlerweile 7. Reiseblogger.at-Treffens, der Plattform der österreichischen Reieblogger, werden wir vom Explorer Hotel in Gaschurn eingeladen, das Montafon zu erkunden. Aufgrund der langen Anreise von knapp 11 Stunden mit den Öffis, entscheiden wir uns dazu, mit dem Nachtzug zu fahren – und das Motorrad gleich mitzunehmen. Der Autoreisezug Graz-Feldkirch ist die optimale Gelegenheit für uns, entspannt anzureisen und vor Ort dennoch jederzeit mobil zu sein.

Motorradtransport am Autoreisezug nach Feldkirch
Kopf einziehen, Flo! Ankunft mit dem Autoreisezug in Feldkirch

Ein weiterer Vorteil: Corona-bedingt haben wir ein Privatabteil im Liegewagen, bekommen also 6 Plätze zum Preis von 2 und können im Abteil auf die ansonsten im gesamte Zug obligatorische Maske verzichten.

Silvretta Hochalpenstraße mit dem Motorrad

Morgens um 7:30 Uhr am Bahnhof Feldkirch angekommen, starten wir unsere Motorradtour in Richtung Silvretta, mit einem kurzen Frühstücks-Zwischenstopp in Bludenz und einem Abstecher ins Brandnertal. Highlight ist aber definitiv die mautpflichtige Silvretta Hochalpenstraße, welche nur im Sommer befahrbar ist und das Montafon in Vorarlberg mit dem Paznaun in Tirol verbindet.

Silvretta-Hochalpenstraße zwischen Vorarlberg und Tirol
Grenzstein an der Landesgrenze zwischen Vorarlberg und Tirol

Auch wenn die Maut mit 13,50 Euro pro Motorrad bzw. 16,50 für Autos nicht ganz günstig ist – Leute, es zahlt sich aus! Dazu muss man auch nicht Motorradfahrer sein und jede Haarnadelkurve mit Genuss verschlingen. Gletscher, Berge, blitzblaue Seen … einfach unglaublich schön!

Vermuntsee an der Silvretta-Hochalpenstraße
Vermuntsee an der Silvretta-Hochalpenstraße

Solltet ihr ohne fahrbaren Untersatz anreisen, könnt ihr auch mit dem Bus fahren und euch wie wir fragen, wie zum Henker diese Gefährte um die Kurven kommen. Wer möchte, kann auch ins Restaurant Silvrettasee einkehren und die Umgebung noch etwas länger genießen. Wie ich Flo kenne, folgt bestimmt noch ein weiterer, detaillierter Artikel zu unserer Motorradtour durch Vorarlberg aus Biker-Sicht. Bis dahin lassen wir einfach mal die Bilder wirken …

Silvretta-Hochalpenstraße mit dem Motorrad
Ein wahres Kurven-Eldorado!
Silvretta-Stausee
Bielerhöhe am Silvretta-Stausee

Explorer Hotel in Gaschurn – unser Basislager im Montafon

Als wir schließlich in unserer Unterkunft, dem Explorer Hotel in Gaschurn ankommen, werden wir freundlich von der Hotelleiterin Uschi empfangen. Das Hotel ist für unsere Bedürfnisse auf dieser Reise perfekt zugeschnitten, kein unnötiger Schnickschnack, aber alles was man braucht.

Explorer Hotel Montafon in Gaschurn

„Alle neun Explorer Hotels sind in der Architektur ähnlich. Wir sind hier das erste Passivhaus in dieser Größenordnung. Am Dach befinden sich eine Photovoltaikanlage, geheizt wird mit Pellets und die Lüftung reguliert sich automatisch. Ziel ist es, klimaneutral über das gesamte Jahr zu werden. Unser Haus entspricht übrigens einem 3-Sterne-Niveau, ohne Restaurant,“ erzählt Uschi.

Der klimaschonende Grundgedanke zieht sich jedenfalls durch. Auch beim Frühstücksbuffet, wo nur Großgebinde zum Einsatz kommen. Corona-bedingt sind dort allerdings Einweg-Handschuhe ein derzeit notwendiges Muss. Wer gerne frische Handtücher möchte, kann diese an der Rezeption holen, da auf eine Zimmerreinigung während des Aufenthalts derzeit ebenfalls verzichtet wird. Für unsere Bedürfnisse reicht das ja auch vollkommen. Immerhin gehören wir nicht zur Fraktion, die den Urlaub gerne bei Vollpension am Hotelpool mit weniger Anstrengung als zuhause dreimal täglich den Weg zwischen Kühlschrank und Couch zurückzulegen verbringen möchte. Preise zwischen 39 und 119 Euro pro Person im Doppelzimmer sind für die Region auch vollkommen in Ordnung. Die Zimmer selbst sind modern eingerichtet, mit viel Holz und Ablageflächen, gemütlicher Leseecke und angenehmer Matratze im Bett. Was will man mehr. Geöffnet ist das ganze Jahr über und das Explorer Hotel versteht sich als trendiges Basislager für sportlich-aktive Alpen-Entdecker.

Bike & Hike Tour im Montafon

Apropos Aktivurlaub in den Alpen. Wir dürfen gespannt sein, denn am nächsten Tag schon ist eine 40 Kilometer lange „Bike & Hike“ E-Mountainbike Tour mit anschließender Wanderung zur Tilisunahütte geplant. Auch die erwähnten Montafoner Spezialitäten „Sura Kas“ und „Polmanudla“ werden wir probieren können. Hier ein kurzes Teaser-Video von Mein Montafon:

Die Tour samt Guide kannst du hier buchen (bis Ende September), auf unseren Bericht musst du dich noch ein bisschen gedulden. Dieser würde hier nämlich den Rahmen sprengen. Eines sei jedenfalls gesagt: Wir haben danach sehr, sehr, SEHR gut geschlafen.

Gantakopf-Panoramaweg – Wandern im Montafon

Am Tag danach geht es weiter mit einer Wanderung über den Panoramaweg zum Gantakopf. 1,5 Stunden Gehzeit und etwas mehr als 500 Höhenmeter auf 4 Kilometer Weglänge liegen vor uns. Start ist an der Garfrescha Bahn Bergstation.

Garfrescha Sessellift Sommerbetrieb
Wir genießen die Morgensonne! Fahrt mit dem Sessellift zur Garfrescha Bergstation

Wer sich den teils anstrengenden Aufstieg sparen möchte, der kann auch mit der Gondel bis zur Versettla Bahn Bergstation fahren und ein paar Meter bis zur Hütte gehen und trotzdem die Bergluft und Aussicht genießen.

Der Beginn der Wanderung ist recht gemütlich, führt durch die wunderschönen Maisäß-Holzhäuser, die in den Sommermonaten als Ferienhäuser vermietet werden, und geht dann über eine Wiese stetig ansteigend in einen steilen Waldweg mit vielen Wurzeln und Schatten über.

Maisäß-Almdorf Garfrescha im Montafon

Für uns trifft sich das gut, da der Tag sehr heiß und sonnig ist. Jedoch dauert es eine Zeit lang, bis man weiter oben die verdiente Aussicht genießen kann. Und wie wir – zur richtigen Jahreszeit auch die Heidelbeeren. Davon gibt es jede Menge und sie machen den geplanten 1,5 Stunden einen Strich durch die Rechnung. Aber was soll’s! Wer so einen schönen Tag nicht in vollen Zügen genießt, ist wirklich selbst schuld!

Gantakopf Panoramaweg
Wandern am Gantakopf Panoramaweg im Frühherbst
Gantakopf Panoramablick
Das herrliche Panorama muss man hier oben einfach genießen
Gaschurn im Montafon
Blick hinab nach Gaschurn und zum Explorer Hotel

Schließlich kommen wir doch beim Bergrestaurant Nova Stoba an. Die Terrasse ist gigantisch und bietet jede Menge Möglichkeiten für Entspannung und verschiedene Spiele. So kann man sich in eine der Hängematten legen, Milchkannen-Memory spielen oder Melodien auf Kuhglocken schlagen. Oder man wirft einen Blick in die Vinnova, Vorarlbergs höchstgelegene Weinstube, wo man sich bei Tapas und Wein zurücklehnen kann. Hungrige können im Restaurant entweder auf der Terrasse oder in der Stube auf ihre Kosten kommen.

Heidelbeer küsst Steinpilz – Abendessen in der Stoba 7

Schließlich fahren wir wieder mit der Gondel hinab und machen noch einen gemütlichen Spaziergang durch Gaschurn wo uns am Abend das Stoba 7 ruft. Es gehört zum Sporthotel Silvretta Montafon, das gleich nebenan liegt, und wurde vor drei Jahren als weiteres Lokal (bzw. als 7. „Stoba“, also Stube) eröffnet.

Stoba 7 in Gaschurn

Es ist ein Wirtshaus für Hotelgäste und Einheimische gleichermaßen, das alpin-modernen Charme mit traditioneller, bodenständiger Küche verbindet. Gegen Vorreservierung kann man auch als auswärtiger Gast den Spabereich des Sporthotels nutzen. Wir sind aber hier um das Degustationsmenü des Monats zu probieren.

Stoba 7 Leitspruch?

Seit Juni 2020 zaubert der Küchenchef des Stoba 7 ein monatlich wechselndes Menü mit einer speziellen Kombination, die sich durch mehrere Gänge zieht. Die Zutaten dabei sollen möglichst regional sein. Spezielle Kombination? In unserem Fall heißt das: Steinpilz trifft Heidelbeere. Und das sowohl zur Vor-, Haupt- und Nachspeise. Auf Anfrage gibt es das Menü auch in vegetarischer Version. Als Vorspeise bekommen wir eine Steinpilz-Tarte mit Heidelbeeren an der Seite. Das funktioniert erstaunlich gut. Der Hauptgang besteht aus einem Rindsfilet mit Heidelbeer-Balsamicoravioli in Steinpilzrahmsauce – auch das ist wirklich extrem köstlich.

Rindsfilet mit Heidelbeer-Balsamicoravioli in Steinpilzrahmsauce

Am meisten gespannt waren wir aber auf das Vanilleeis mit Steinpilzen auf der Heidelbeer Crème Brûlée. Verdammt, es ist wirklich ein Vanilleeis mit Steinpilzen! Da kann unser Steirerbecher mit Kernöl in Punkto Verrücktheit einpacken! Die Pilze sieht man nicht, aber man schmeckt sie, vor allem im Abgang. Wir mögen es, verrücktes Essen zu probieren, von dem her passt das ganz gut für uns. Wie es aber bei extrem exzentrischen Kreationen oft so ist, ist eine kleine Portion ausreichend. Höchsten Respekt jedenfalls an den Koch für diesen Einfall! Wir sind gespannt, was da in Zukunft noch aufgetischt wird.

Vanilleeis mit Steinpilzen auf Heidelbeer Crème Brûlée

Zufrieden und satt ziehen wir uns nach einem Verdauungsspaziergang und einem kleinen Umtrunk in der Hotel-Lobby in unser Explorer-Bettchen zurück. Bevor es dann am nächsten Morgen nachhause geht, genießen wir noch die Ruhe auf den Sitzen der Fensterbank. Ach, wie schön wäre es, jetzt ein gutes Buch zu haben und der Sonne beim Aufgehen zuzusehen. So geht auch dieses unglaubliche Wochenende mit vielen neuen, schönen Eindrücken zu Ende. Vor allem dieser tolle Ausgleich zwischen Sport und kulinarischem Genuss hat diese Tage so genial gemacht. Bleibt nur noch die Frage, wie wir unser weiteres Leben ohne Sura Kas und Polmanudla gestalten sollen? Aber wir gehen auch im Wissen, dass wir weltweit zu einer sehr kleinen Elite gehören, die erfahren durften, wie Vanilleeis mit Steinpilzen schmeckt – und das ist auch nicht schlecht!

Kirsche Gaschurn
Am Hauptplatz vor der Kirche – Pfiat di, Gaschurn!

Vielen Dank an das Explorer Hotel für die Einladung, sowie den Tourismusverband Montafon und die Silvretta Montafon Bergbahnen für die weitere Unterstützung und persönliche Begleitung bei dieser Reise. Unsere Meinung bleibt wie immer unsere eigene!

Corinna Donnerer

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