Auf unserer ersten Reise nach Afrika wollen wir uns natürlich auch eine Safari mit Tierbeobachtungen nicht entgehen lassen. In Kenia zählen zum Beispiel die Masai Mara und der Tsavo East zu den bekanntesten Nationalparks für Wildtier-Safaris. Doch es müssen nicht immer die großen Parks sein! Vor allem wenn du, so wie wir, gerade erst in Nairobi angekommen bist und nach einem langen Flug nicht direkt für mehrere Stunden in ein Auto steigen möchtest. Deshalb stelle ich dir zwei kleinere Parks vor, die relativ nahe an der kenianischen Hauptstadt liegen und von dort problemlos auch als Tagesausflug besucht werden können. Der näheste, der Nairobi Nationalpark, ist übrigens nur 7 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt.

In diesem Beitrag zeige ich dir, was dich im weniger bekannten Aberdare Nationalpark sowie am Lake Nakuru erwartet. Safari njema, gute Reise!

Camping im Aberdare Nationalpark

In Kenia angekommen verbringen wir den ersten Tag nicht etwa in der Hauptstadt Nairobi, sondern etwas außerhalb in Juja, wo wir auch sofort einen Einblick ins „richtige“ Afrika bekommen. Wir, das sind neben Cori und mir auch ihr Bruder Jeremias, sowie Alexandra und Karin. Gemeinsam besuchen wir Coris Onkel Ernst, der seit 10 Jahren in Afrika lebt. Andere Touristen gibt es hier kaum, chaotischen Verkehr und Märkte entlang staubiger Straßen dafür umso mehr. Etwas abseits der Hauptdurchzugsstrecke zwischen Nairobi und Meru liegt eine umzäunte und bewachte Gated Community der Fokolarbewegung, der auch Ernst angehört. Von hier aus starten wir frühmorgens in einem Allrad-Van zu unserer ersten Safari-Tour in Richtung Aberdare Nationalpark.

Safari in Kenia mit Toyota Allrad-Van

Nach knapp zwei Stunden erreichen wir Nyeri, die nächstgelegene Stadt mit Sitz der lokalen Parkverwaltung. Hier treffen wir uns mit Mister Mark, über den Ernst die Safari für uns buchte und der uns nicht nur einen Fahrer, sondern auch gleich noch einen eigenen Koch und einen weiteren Mann organisierte, der uns Zelte aufstellen sollte. Im Gegensatz zu vielen anderen Parks geht es im Aberdare Nationalpark relativ „einsam“ zu und so haben wir in der darauffolgenden Nacht einen kompletten Camping-Platz (fast) für uns alleine. Wären da nicht die vielen leuchtenden Augenpaare, die sich uns neugierig näherten. Aber dazu später mehr.

Von Nyeri aus erreichen wir rasch den östlichen Parkeingang und endlich wird es Zeit, das Autodach zu öffnen und uns den Fahrtwind um die Ohren wehen zu lassen. Schon nach wenigen Minuten sehen wir die ersten Tiere, hoch oben in den Bäumen: Schwarz-weiße Colobusaffen.

Colobus Affen im Aberdare Nationalpark in Kenia

Obwohl wir uns auf über 2.500 Meter Seehöhe befinden ist die Vegetation erstaunlich grün und dicht! Weite Savannenlandschaften, auf denen man Tiere bereits aus hunderten Meter Entfernung beobachten kann, sucht man hier vergeblich. Vielmehr bewegen wir uns durch eine Art Urwaldlandschaft, die ebenfalls spektakulär ist und an vielen Stellen sicher noch nie von einem Menschen betreten wurde. Da braucht es schon gute, konzentrierte Augen, um zwischen den Ästen der Bäume eine Weißkehlmeerkatze mit ihrem Jungen zu erblicken.


Unterwegs im Aberdare Nationalpark
Unterwegs im Aberdare Nationalpark

Auf dem knapp 40 Kilometer langen Weg zur „Reedbuck Campsite“ begegnen wir auch unseren ersten Pavianen, Warzenschweinen – und Büffeln! Letzere zählen immerhin zu den „Big Five“ und sind, wenn sie als Einzelgänger unterwegs sind, erstaunlich scheu: Kaum biegt unser Safariauto um die Kurve, nehmen die Tiere reißaus und verschwinden im Dickicht. Ganz anders, selbstbewusster, verhalten sie sich in großen Herden, zum Beispiel in der Nähe eines lauernden Löwen im Ngorongoro Krater in Tansania. Oder auch auf einer Walking Safari im Arusha Nationalpark, wo wir sie eine Woche später ebenfalls in großer Zahl sichten sollten.

Während unser Koch und sein Kollege die mitgebrachten Zelte aufstellen, beschließen wir die Umgebung rund um den Campingplatz zu erkunden. Nur unweit entfernt bleiben wir fasziniert stehen und können unseren Augen kaum trauen, als wir ca. 2-300 Meter vor uns einen Elefanten auf der anderen Seite des Grabens zu Gesicht bekommen. Und das auf ziemlich genau 3.000 Meter Seehöhe. Wow!

Elefantenbeobachtung in Kenia auf 3000 Meter

Elefant Aberdare Nationalpark

Mit dem Safariauto geht es vor Sonnenuntergang noch zum Karuru Wasserfall, der über mehrere Felsstufen fast 300 Meter in die Tiefe stürzt. Der Weg dorthin ist ziemlich holprig. Mehrmals haben wir die Befürchtung, dass wir stecken bleiben. Dennoch hat es sich gelohnt und wir können uns bei einer kurzen Wanderung zu einer Aussichtsplattform direkt über dem Wasserfall die Beine vertreten. Von hier aus sehen wir auch noch auf den Gura Wasserfall. Ziemlich beeindruckend ist auch die Vegetation rund um die Wasserfälle, mit vielen Flechtenbart-tragenden Bäumen, die der Landschaft etwas Mystisches verleihen. Nicht umsonst wird der Aberdare Nationalpark auch „majestätisches Moorland“ genannt.

Weg zum Karuru Wasserfall


Wasserfall-Selfie im Aberdare Nationalpark

Zurück am Campingplatz gibt es nach einem kleinen Snack am Nachmittag erneut Essen, frisch zubereitet von unserem Koch. Mit einer köstlichen Suppe, Fisch mit Gemüse und Pommes, sowie Mango als Nachspeise erwartet uns ein richtiges Menü. Das bleibt auch von den namensgebenden Wildtieren rund um die Reedbuck Campsite nicht unbemerkt. Wasser- und Riedböcke gibt es im Moorland jede Menge, aber speziell die Buschböcke kommen in der Dämmerung erstaunlich nah an uns heran. Und interessieren sich natürlich in erster Linie für unser Essen. Angst bekommen wir davon zwar keine, aber dennoch ist es seltsam, wenn man sich mit Stirnlampe bewaffnet auf den Weg zur Toilette macht und überall leuchtende Augen entdeckt.

Die Nacht in unseren Zelten ist vor allem eines: erstaunlich kalt und nass! Kurz nach neun Uhr abends beginnt es zu regnen. An sich nicht ungewöhnlich für diese Gegend. Trotzdem haben wir das Gefühl, nicht ausreichend warme Kleidung dabei zu haben und kuscheln uns nach einem „lass uns um drei in der Nacht den Sternenhimmel bestaunen“ Moment wieder tief in unsere Schlafsäcke. Am nächsten Morgen haben sich die Regenwolken verzogen. Ein Blick auf die Windschutzscheibe des Safariautos verrät uns, dass es sogar gefroren hat. Auch der Holztisch ist mit einer dünnen Eisschicht überzogen. Brrr.


Morgenfrost in Kenia

Nach dem Frühstück geht es auch schon wieder zurück Richtung Parkausgang, denn wir wollen Aberdare pünktlich verlassen: Die 52 US-Dollar Eintrittsgebühr werden pro 24 Stunden berechnet. Einheimische zahlen übrigens nur 300 Kenianische Schilling, was umgerechnet 3 Dollar entspricht. Wer als Ausländer in Kenia wohnt, so wie Ernst, bezahlt etwa 10 Dollar.

Von Süd nach Nord: Äquator-Überquerung in Nyahururu

Auf der Weiterfahrt zum Lake Nakuru Nationalpark überqueren wir in Nyahururu den Äquator. Mehrere Schilder an Souvenirläden am Straßenrand machen uns drauf aufmerksam, man kann es also kaum verpassen. Fast schon kurios: Einheimische bieten an, uns gegen Geld zu zeigen, dass das Wasser in der Klospülung hier in die andere Richtung fließen soll. Erinnert mich irgendwie an die Simpsons 😉

In Nyahururu werden wir von unserem Fahrer Charles im Namen von Mister Mark zum Mittagessen eingeladen. Wir suchen uns ein Lokal, in dem Nyama Choma serviert wird, Grillfleisch von der Ziege, frisch vor unseren Augen zubereitet. Dazu gibt es würzigen Tomatensalat und Ugali, eine Art Sterz bzw. Polenta.

Ganz in der Nähe der gleichzeitig höchstgelegenen Stadt Kenias, Nyahrururu liegt immerhin auf 2.300 Meter, verläuft der ostafrikanische Grabenbruch, besser bekannt als Great Rift Valley. Und unser nächstes Reiseziel liegt mitten darin!

Aussichtspunkt am Great Rift Valley
Aussichtspunkt am Great Rift Valley

Lake Nakuru: von Zebras im Morgendunst, Nashörnern und einer Pavian-Attacke

Als wir in Nakuru ankommen ist es bereits später Abend. Die Stadt liegt nur wenige Kilometer vom Lake Nakuru entfernt, der vollständig von einem umzäunten Nationalpark umgegeben wird. Mit nur 118 Quadratkilometer zählt er zu den kleinsten Parks in Kenia, ist wegen seiner Nähe zu Nairobi aber recht beliebt. Zwar kann man auch in einer der wenigen Lodges direkt im Park nächtigen, aber da er nah an der Stadt liegt und aufgrund der ohnehin schon teuren Parkgebühr (60 US-Dollar für ausländische Touristen), rentiert sich das kaum.

Lake Nakuru Nationalpark im Morgengrauen

Wir sind kurz nach Sonnenaufgang als eines der ersten Safarifahrzeuge am Main Gate des Lake Nakuru Nationalparks. Nach dem üblichen Prozedere mit dem Parkeintritt (erledigt übrigens alles der Fahrer bzw. Guide), geht es endlich hinein in die nebelverhangene Uferlandschaft rund um den Nakurusee. Weit müssen wir nicht fahren, um auch gleich die ersten Zebras aus der Nähe zu sehen.

Zebra im Lake Nakuru Nationalpark

Die noch tiefstehende Morgensonne taucht die Szenerie in eine mystische Stimmung, als wir der verschlungenen Straße in Richtung Ostufer des Sees folgen, neugierig beobachtet von Impalas, Warzenschweinen und Perlhühnern, jedoch weitgehend ignoriert von einem Schakal, der wohl gerade seinen Beutezug in der Dämmerung beendet.

Morgendunst am Lake Nakuro in Kenia

Richtig nahe kommen wir dem Lake Nakuru hier noch nicht, die Straße führt zunächst durch einen Wald. Immer wieder kreuzen Zebras und Antilopen die Fahrbahn, in der Ferne entdecken wir vereinzelt Büffel und irgendetwas „Totes“. Grund genug, um anzuhalten und nach einem Leopardenschwanz Ausschau zu halten. Jene Wildkatzen, die auch auf Bäume klettern können sich dort erstaunlich gut verstecken und sind eben am leichtesten an ihrem herabhängenden Schwanz zu erkennen. Auch wenn die Chancen auf Leoparden-Sichtungen im Lake Nakuru Nationalpark normalerweise recht gut stehen, haben wir heute leider kein Glück. Auch Löwen sollten wir in Kenia (noch) nicht zu Gesicht bekommen.

Büffel am Seeufer des Lake Nakuru

Auf einer weiten Fläche am Südufer, nahe der Stelle, an der Makalia River in den Nakurusee fließt, werden wir für unsere Geduld und die bedachte Fahrweise belohnt: In der Ferne erkennen wir zwei Breitmaulnashörner. Charles stellt den Motor ab und wir warten. Und tatsächlich kreuzen die beiden Dickhäuter in aller Ruhe grasend den Weg direkt vor unserem Safariauto. Wow, was für beeindruckende Tiere. Die Nashörner im Lake Nakuru Nationalpark genießen hier größten Schutz durch die Ranger.

Nashorn im Lake Nakuru Nationalpark

Nashörner im Lake Nakuru Nationalpark

Nashorn im Lake Nakuru Nationalpark

Ein weiteres Safari-Highlight war für uns die Beobachtung von Rothschild-Giraffen beim genüsslichen Fressen. Von dieser Unterart der Giraffen gibt es nur noch wenige tausend Tiere.

Direkt an den See zu kommen ist interessanterweise schwieriger als gedacht und war für uns nur an zwei Stellen möglich: Am Südufer und schräg gegenüber am nördlichen Ufer, beim ehemaligen Parkeingang.

Lake Nakuru
Am südlichen Seeufer

War der See vor 70 Jahren beinahe ausgetrocknet, so sieht die Situation momentan gänzlich anders aus. Seit einigen Jahren steigt das Wasser im Nakurusee, der über fünf saisonale Zuflüsse aber keinen Abfluss verfügt, kontinuierlich und tritt immer mehr über die Ufer. So führen die früher nahe am See angelegten Straßen mittlerweile nicht mehr drum herum, sondern mitten hinein. Neue Wege mussten geschaffen werden. Dies erklärt wohl auch deren „Respektabstand“, der uns schon auf der Fahrt entlang des Ostufers aufgefallen ist. Das Gebäude am ehemaligen Parkeingang ist mittlerweile verlassen, rund herum stehen die Bäume bereits im Wasser.

Der ehemalige Parkeingang am Nordufer …

… heute nur noch eine verlassene Ruine am bzw. im See.

Vom Baboon Cliff Viewpoint lässt sich das Ausmaß am besten überblicken. Doch Vorsicht: Der Aussichtspunkt trägt seinen Namen („Baboon“, engl. für Pavian) nicht umsonst.

Lake Nakuru Baboon Cliff Lookout Panorama

Schilder warnen zwar davor, dass man die Fenster der parkenden Safariautos geschlossen halten soll, doch so schnell konnten wir gar nicht schauen, sprang schon das absolut hässlichste, locker 40 Kilo schwere Pavianmännchen über das geöffnete Dach ins Fahrzeug – und versperrte jede Fluchtmöglichkeit. Ein scheußlicher Moment, der gerade nochmal gut ausging. Deshalb lautet auch eines der 12 Dinge, die wir auf Safari in Afrika gelernt haben: Traue keinem Pavian!

Pavian Lake Nakuru

Tipps für eine Safari in Kenia

Unsere wichtigsten Safari-Tipps für Kenia-Neulinge auf einen Blick:

  • Früh genug in den Park fahren: In der Dämmerung stehen die Chancen für (Raub-)Tierbeobachtungen besonders gut. Zudem sind noch weniger Safariautos unterwegs.
  • Langärmlige Kleidung und Kopfbedeckung einpacken: Schützt nicht nur vor kaltem Fahrtwind am Morgen, sondern auch vor der Sonne!
  • Kamera mit gutem Zoom-Objektiv mitnehmen oder ausleihen (mind. 250-300 mm Brennweite, besser mehr). Auch ein Feldstecher kann nicht schaden!
  • Warnschilder beachten, vor allem wenn es um Paviane geht, aber auch z.B. bei Waldbrandgefahr aufgrund von Dürre.
  • Unterkünfte außerhalb des Parks buchen: Vor allem bei kleineren Parks oft eine sinnvolle Alternative, um Geld zu sparen, z.B. für eine extra Walking Safari (nur mit bewaffnetem Ranger möglich) oder auch eine exquisite Ballon-Safari.

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* Bezahlter Link (natuerlich-reisen.net): Meine Meinung und der Inhalt des restlichen Artikels blieben davon unberührt!


Du möchtest dich nach einer Safari in Ostafrika noch gerne am Strand entspannen? Dann sieh dir auch unseren Beitrag über Sansibar an und erfahre, warum wir dir diese Trauminsel im Indischen Ozean nur empfehlen können!

Florian Figl

1 Kommentar

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