Es ist eines der Bilder, die Reisende, die schon einmal hier waren, sofort mit Madagaskar verbinden: eine unbefestigte Straße, gesäumt von lauter Bäumen, die irgendwie alle seltsam aussehen. Die Rede ist von Baobabs, zu Deutsch Affenbrotbäume, die nahe der Stadt Morondava in auffälliger Form eine Allee entlang der staubigen Piste Richtung Belo sur Tsiribihina bilden.

Cori in der Baobaballee bei Morondava

In diesem Blogbeitrag nehmen wir dich mit in den Westen Madagaskars und berichten dir über unsere abenteuerliche Rückreise vom Tsingy de Bemaraha Nationalpark.

Anreise zur Baobaballee bei Morondava

„Viele Menschen in Madagaskar meinen, dass die Baobabs auf dem Kopf stehen. So als würden ihre Wurzeln in den Himmel ragen und ihre Blätter sich in der Erde verstecken“, erklärt unser Guide Steven, als wir mit dem Auto an unserem ersten Affenbrotbaum für ein Foto anhalten. Sechs von acht bekannten Baobab-Arten kommen weltweit übrigens nur in diesem Teil Madagaskars vor.

Unser erster Baobab Baum neben der Straße nach Morondava

Die Fahrt in den Westen von Madagaskar führt uns vom zentralen Hochland rund um Antananarivo hinab in die im Winter trockene und karge Küstenebene, mit Zwischenstopps in den Städten Miandrivazo und Morondava.

Wer in der Hauptstadt startet, sollte für die Fahrt bis zur Baobaballee bei Morondava übrigens zwei volle Tage mit jeweils acht bis neun Stunden im Auto oder Taxi Brousse einplanen. Warum wir dir dringend empfehlen, einen eigenen Geländewagen samt Fahrer und Guide zu organisieren, liest du in unserem Beitrag über die Anreise und Reiseplanung für diesen Roadtrip zum Tsingy de Bemaraha Nationalpark.

Kalksteinfelsen im Tsingy de Bemaraha Nationalpark
Kalksteinfelsen im Tsingy de Bemaraha Nationalpark: Das Ziel unseres Roadtrips in den Westen Madagaskars

Was wir beim Furten von Flüssen in Madagaskar gelernt haben

Auch wenn wir „schon“ am 3. Tag unserer 7-tägigen Tour zum Tsingy de Bemaraha die Baobaballee bei Morondava erreichen, so lassen wir diese zunächst im wahrsten Sinne links (und rechts) liegen und halten nicht einmal für ein schnelles Foto an.

Affenbrotbäume in Madagaskar
Schnappschuss aus dem offenen Seitenfenster

Grund dafür ist, dass wir noch vor Sonnenuntergang in den Ort Bekopaka gelangen müssen, der etwa 200 Kilometer und zwei Flussüberquerungen nördlich liegt. Hört sich nicht sonderlich wild an. Wenn man aber erstmal die rumpelige Staubpiste als einzige Verbindung vor sich hat, kann man sich sogar noch glücklich schätzen, im trockenen Winter und nicht in der Regenzeit nach Madagaskar gereist zu sein. Denn dann ist eine Weiterfahrt schlicht undenkbar.

Staubpiste am Weg durch die Baobaballee bei Morondava

So erreichen wir aber nach neunstündiger Anreise am Abend des dritten Tages gerade noch eine der letzten Fähren, die per Hand über den Fluss Manambolo gezogen werden.

Fähre über den Manambolo Fluss bei Bekopaka

Oder besser gesagt über die eine Hälfte bis zum anderen Ufer. Denn der Manambolo ist hier nur etwas mehr als knietief. Zu seicht also für die Fähre, die etwa in der Mitte des Flusses auf uns wartet. Unser Fahrer Rina öffnet die Motorhaube des Hyundai Terracan und zieht das Ansaugrohr vom Luftfilter ab, um den Motor beim Furten nicht zu beschädigen. Ein guter Tipp, den er von einem der umstehenden Männer bekommt.

Leider ist Rina aber auch nicht der erfahrenste, was das Überqueren von Flüssen betrifft, und so dürfte er schon auf der Hinfahrt zu schnell durch das Wasser gefahren sein. Jedenfalls geht auf der Rückreise an Tag 5 der Kühler kaputt und wir stehen mit überhitztem Motor mitten im Nirgendwo zwischen Bekopaka und Belo sur Tsiribihina.

Unsere erste Autopanne in Madagaskar

Jetzt heißt es Ruhe bewahren. Zum Glück sind wir früh los gefahren. Hinter uns kommen nämlich einige Fahrzeuge nach, deren Fahrer anhalten um Rina mit Werkzeug, einem Schlauch und vor allem einigen Litern Wasser helfen, den Motor langsam wieder abzukühlen. Und den Kühler notdürftig zu reparieren.

Autopanne in Madagaskar - Kühler kaputt

Mit eineinhalb Stunden Verspätung erreichen wir nach dieser ersten Panne schließlich Belo sur Tsiribihina. Während sich Rina und Steven auf die (vergebliche) Suche nach einem Mechaniker mit passendem Ersatzteil machen, gehen Cori und ich wieder in das selbe Restaurant Mittagessen, von dem wir dir schon bei unserer Hinfahrt vorgeschwärmt haben. Neben dem Zebu-Steak ist auch der Garnelenspieß im Restaurant Karibu schwer zu empfehlen 😉

Auf der zweiten Fährfahrt flussaufwärts gönnen wir unserem immer noch überhitzten Motor eine kurze Abkühlung. Doch kaum zurück an Land, gehen die Probleme auch schon wieder weiter. Nachdem Rina schließlich alle zehn Minuten anhalten und Wasser nachfüllen muss – das zum Teil einfach über den Unterboden wieder auf die Straße tropft – bleibt uns irgendwann nur noch eine einzige (!) Flasche mit Trinkwasser übrig. Ich tausche kurz mit Cori Blicke aus und verstecke sie sicherheitshalber vor Steven und Rina auf der Rückbank …

Tachoanzeige unseres überhitzten Motors

An einem überschwemmten Reisfeld neben der Straße füllen unsere beiden Begleiter schließlich wieder Wasser in die leeren Plastikflaschen nach. Doch auch dieser Vorrat an trüber Flüssigkeit hält nicht lange an.

Die Kühlflüssigkeit für unseren Motor kommt diesmal aus einem Reisfeld
Die Kühlflüssigkeit für den Motor kommt diesmal aus einem Reisfeld

Reisfeld in Madagaskar

So kommt es wie kommen muss und unser Fahrzeug bleibt erneut auf offener Strecke liegen. Und diesmal ist kilometerweit kein Gewässer in Sicht. Kaum steigen wir aus dem Auto aus, kommen auch schon die ersten Kinder angerannt. Erst da entdecken wir einige kleine Stroh- und Lehmhütten hinter dem Straßenrand. Die älteren Bewohner zeigen Rina den Weg zum nächsten Brunnen. Dieser leert die Kleidung aus seinem Rucksack aus und stopft hastig alle leeren Flaschen hinein. Währenddessen freunden wir uns mit den „zugelaufenen“ Kids an und spielen mit ihnen im Schatten unseres überhitzten Geländewagens.

Kinder in Madagaskar
Wo man in Madagaskar als weißer Tourist auch aussteigt: sofort laufen einem Kinder zu! Diese hier bestehen auf ein Foto, als sie meine Kamera sehen.
Autopanne im Westen Madagaskars
Kühlflüssigkeit auffüllen – und weiter geht es?

Schön langsam blicke auch ich nervös auf die Uhr. Nicht mehr lange bis Sonnenuntergang und während Cori wohl einfach nur froh wäre, wenn wir endlich in der Unterkunft in Morondava ankommen, bange ich um unseren Besuch in der Baobaballee. Wie durch ein Wunder schaffen wir es aber trotz der mittlerweile nicht mehr mitgezählten Stopps gerade noch rechtzeitig zur „Allée des baboabs“, wie sie auf Französisch heißt.

Cori umarmt einen Baobab-Baum

Und plötzlich sehen wir für madagassische Verhältnisse wahre „Massen“ an Touristen, Asiaten mit dicken Kameras und riesigen Objektiven, andere lassen gerade eine Drohne fliegen. Dazwischen eine Gruppe madagassischer Frauen im traditionellen Wickelrock, die unbedingt ein Foto mit Cori machen möchten. Während ich zugegeben nur Augen für die faszinierenden, bis zu 800 Jahre alten und 30 Meter hohen Affenbrotbäume habe.

Touristen "Massen" in Madagaskar - alles relativ
Touristen „Massen“ in Madagaskar? Alles relativ!
Baobabbäume in Madagaskar
Beeindruckende Baumriesen
Baobaballee im Sonnenuntergang
Kaum angekommen, geht auch schon die Sonne unter

Zum Sonnenuntergang in der Baobaballee bei Morondava

Die Abendsonne taucht die flache Landschaft in ein warmes Licht. Die Baobabs werfen immer längere Schatten, bis schließlich nur noch ihre Silhouetten ein wunderbares Motiv im Gegenlicht ergeben.

Silhouetten der Baobab-Bäume im Sonnenuntergang

Mein Fotografenherz ist glücklich. Und der Wagen? Der bringt uns zum Glück immerhin noch bis ins nahe Morondava, wo Rina und Steven es tatsächlich nach stundenlanger Suche noch schaffen, um elf Uhr nachts einen Mechaniker aufzutreiben, der den Kühler repariert. Angeblich.

Umsteigen, bitte! Abenteuerliche Rückfahrt nach Antananarivo

Am nächsten Morgen teilt uns Steven mit, dass Rina seinen Führerschein verloren hat. So vertrödeln wir nach dem Frühstück gleich mal zwei Stunden mit der Suche und anschließender Meldung auf der Polizeistation. Als hätte er es geahnt, war zumindest letzteres eine gute Idee. Denn nach wenigen Kilometern versperrt ein Schlagbaum mit Polizei-Weste an der Schranke die Straße und der ganz in weiß gekleidete Polizist will nicht nur die Fahrzeugpapiere sehen, sondern auch unsere Reisepässe. Dann verschwindet er kurz mit den Papieren und allmählich dämmert es uns, worauf es unweigerlich hinauslaufen wird. Gelebte Korruption, will man sich nicht auf langwierige Diskussionen einlassen. Wäre es nur bei diesem einen Mal geblieben. Doch schon am anderen Ende des Dorfes wartet die nächste Straßensperre und auch hier wird eine Passkontrolle und Schmiergeldzahlung fällig, um Weiterfahren zu dürfen.

Wie sich zu allem Überfluss auch noch herausstellt, dass der Kühler immer noch nicht ordentlich repariert ist und wir wieder mehrmals anhalten müssen, verliert Steven allmählich die Geduld am vorletzten Tag unseres Roadtrips. Er geht ein paar hundert Meter zurück ins letzte Dorf und organisiert einen Mini-Van mit zwei Fahrern, die uns noch vor Sonnenuntergang nach Miandrivazo bringen, anstatt bis nach Antsirabe, unserem eigentlich Ziel für diese Tagesetappe.

Erzwungener Fahrzeugwechsel in Madagaskar

Beim Umladen des Gepäcks auf das andere Auto taucht plätzlich auch Rinas Führerschein wieder auf. Er hatte ihm beim Putzen des Innenraums in einen Plastiksack gesteckt.

Da wir bereits vier Stunden reine Fahrzeit hinter Plan liegen, brechen wir am letzten Tag noch vor Sonnenaufgang mit einem alten Golf auf, um einen weiteren Mini-Van, in dem Stevens Freundin und Organisatorin der gesamten Tour sitzt, auf halber Strecke nach Antsirabe zu treffen. Mit insgesamt drei Mal „umsteigen“ und in vier verschiedenen Fahrzeugen schaffen wir es also doch noch halbwegs rechtzeitig zurück nach Antananarivo.

VW Golf in Madagaskar

Was lernen wir daraus? Autopannen sind allein schon aufgrund der oftmals sehr schlechten Straßenverhältnisse in Madagaskar keine Seltenheit, wie auch Cori bei ihrem Roadtrip mit einer madagassischen Familie in den Norden des Landes abermals feststellen musste. Einen Pannendienst rufen wie bei uns in Europa spielt es in Madagaskar nicht. Hier heißt es: Hilf dir selbst! Daher ist es umso wichtiger, genügend Zeitpuffer einzuplanen, um nicht womöglich einen internationalen Flug zu verpassen – zur Not geht es auch per Anhalter weiter, das nächste Taxi Brousse kommt bestimmt 😉

Auto stoppen in Madagaskar

Warst du auch schon einmal auf einem Roadtrip durch Madagaskar unterwegs? Dann erzähl uns gerne von deinen Erlebnissen!

Florian Figl

2 Kommentare

    • Vielen Dank, Reini. Es wird sicher noch der ein oder andere Beitrag über Madagaskar folgen, da wir ja doch recht viel Zeit auf der „roten Insel“ verbracht haben.

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