Bergsteigen hat in Kenia bzw. Ostafrika eine lange Tradition. Sowohl der Kilimandscharo im benachbarten Tansania als auch der Mount Kenya, mit 5.199 Meter der zweithöchste Berg Afrikas, wurden bereits Ende des 19. Jahrhunderts erstbestiegen. Heutzutage zählen beide Gipfel zu beliebten Zielen für ambitionierte Bergsteig-Touristen aus aller Welt, wobei der Mount Kenya als technisch anspruchsvoller gilt und sein Hauptgipfel nur Kletterern vorbehalten ist. Als bergsportbegeisterte Wanderer spielten auch wir mit dem Gedanken, bei unserer ersten Reise nach Ostafrika einen der beiden Berge zu besteigen.

Kilimandscharo
Fast wolkenfreier Kilimandscharo auf der Fahrt von Nairobi nach Arusha – ein seltener Anblick!

Warum wir letztendlich dennoch auf berühmte Berggipfel verzichteten und ob wir mit dem Mount Longonot in Kenia eine interessante Alternative gefunden haben, berichte ich dir in diesem Beitrag.

Es muss nicht immer der Mount Kenya sein …

Zugegeben, die Versuchung war zunächst groß, eine Besteigung des „Wander-Gipfels“ am Point Lenana (4.985 Meter) des Mount-Kenya-Massivs in Angriff zu nehmen. Coris Onkel Ernst, den wir hier in Ostafrika besuchten, war bereits oben. Von dort aus genießt man bei guter Sicht einen tollen Blick auf den nur 200 Meter höheren, vergletscherten Hauptgipfel. Auf- und Abstieg dauern rund 4 Tage.

photo credit: joxeankoret Mount Kenya via photopin (license)

Aufgrund unserer beschränkten Aufenthaltsdauer in Kenia und der Tatsache, dass wir für eine richtige Bergtour deutlich mehr an Ausrüstung hätten mitnehmen müssen, als für einen herkömmlichen Safari- & Strandurlaub, entschieden wir uns schweren Herzens dagegen. Es wäre sonst in dem Versuch ausgeartet, möglichst viele (unterschiedliche) Aktivitäten in unsere drei Wochen in Kenia und Tansania „hineinzuquetschen“.

Es „muss“ also nicht immer der Mount Kenya sein. Vor allem wenn man sich auch mit einer (Halb-)Tagestour auf einen etwas niedrigeren Berg zufrieden gibt, der sich aber ebenfalls deutlich über seine Umgebung erhebt.

Wanderung am Vulkankrater des Mount Longonot

Genauso wie seine berühmten Nachbarn ist auch der Mount Longonot ein inaktiver Schildvulkan (letzter Ausbruch 1860). Er liegt im gleichnamigen Nationalpark mitten im Großen Afrikanischen Grabenbruch, auch bekannt als Great Rift Valley, etwa 70 Kilometer nordwestlich von Nairobi.

Da wir zuvor auf Safari im Aberdare und Lake Nakuru Nationalpark waren, kommen wir aus der anderen Richtung und der Mount Longonot liegt quasi am Rückweg nach Nairobi. Sein Kraterrand, ein ständiges Auf und Ab, ragt rund 500 Meter über dem Talboden des Great Rift Valley auf. Seine Hänge sind mit weiteren Gräben zerfurcht.

Über eine holprige Zufahrtsstraße gelangen wir mit unserem Allrad-Van schließlich zum Main Gate des Mount Longonot Nationalparks (Eintrittsgebühr 26 US-Dollar). Dahinter weist uns ein Schild den ohnehin nicht zu übersehenden Weg in Richtung des Vulkans. Knapp drei Kilometer und 400 Höhenmeter sind es, die uns von hier an „direttissima“ vom Kraterrand noch trennen.

Eine gemütliche Wanderung möchte man meinen. Doch der Weg beginnt zunächst komplett flach und wird mit jedem Schritt immer steiler und steiler. Als wir losgehen ist es kurz vor 9 Uhr morgens und die Sonne brennt bereits erbarmungslos heiß vom Himmel über dem Äquator. Ob uns die 2-3 Liter Wasser pro Person wohl reichen werden?

In der Ferne entdecken wir einige Wildtiere auf einer weiten Fläche vor einem Grabenbruch. Zu weit, um sie genauer ausmachen zu können. Vermutlich Büffel, Zebras und liegende Giraffen. Doch auch Löwen und Leoparden soll es in dem nur 52 Quadratkilometer kleinen Nationalpark geben, wie wir erst später lesen.

Der Weg wird nun zunehmend steiler und wir müssen aufpassen, nicht an den Stacheln der Akaziensträucher hängenzubleiben. Sandsäcke und an manchen Stellen auch betonierte Stufen sollen dem Wanderweg auf dem ansonsten sehr lockeren Vulkansand mehr Halt geben. „Es muss erst kürzlich geregnet haben, ich habe den Mount Longonot viel staubiger und weniger grün in Erinnerung“, meint Ernst. Immer wieder blicken wir zurück, im Osten liegen die Gipfel des Aberdare Nationalpark. Irgendwo dahinter versteckt sich im Dunst der Mount Kenya.

Vorsicht vor den Akazien

Nach etwas mehr als einer Stunde erreichen wir schließlich den Kraterrand – und sind überwältigt! Nicht nur von der Hitze, die uns zu schaffen macht. Immerhin gibt es hier einen überdachten Picknickplatz, der zumindest ein wenig Schatten spendet. Nein, es ist vor allem der Blick hinab in den Kraterboden!

Mount Longonot

Gegenüber befindet sich der 2.780 Meter hohe Gipfel, eine halbe Runde am Kraterrand, mit vielen kurzen An- & Abstiegen. Die gesamte Rundwanderung ist etwas mehr als sieben Kilometer lang. Unter „normalen“ Umständen keine große Schwierigkeit, doch Kraft- und Wasserreserven müssen ab nun gut eingeteilt werden. Auch Schatten gibt es entlang des Kraterrands kaum. Am ehesten noch zu Beginn, sofern man entgegen den Uhrzeigersinn weiterwandert. Ein guter Sonnenschutz ist Pflicht!

Mount Longonot Krater

Umso näher wir dem Gipfel kommen, umso bessere Ausblicke haben wir auch auf den Lake Naivasha am Fuß des Mount Longonot. Er ist der höchstgelegene Süßwassersee im Ostafrikanischen Teil des Great Rift Valley.

Lake Naivasha vom Mount Longonot

Auf dem Gipfel des Mount Longonot

Nach zweieinhalb Stunden seit Beginn der Wanderung erreichen wir schließlich den Gipfel. Dieser fällt jedoch relativ unspektakulär aus, da er weder eine besondere Sicht auf den Krater noch auf die Landschaft rund um den Vulkan ermöglicht. Statt Gipfelkreuz-Selfie gibt es lediglich ein paar Fotos mit einem Schild, das besagt, man habe den höchsten Punkt erreicht. Ähnliches kennt man vom Kilimandscharo. Ansonsten haben die beiden Gipfel aber so gut wie nichts gemeinsam. Friert man sich am Dach Afrikas bei Minusgraden den Hintern ab, während man in einer Menschenschlange auf ein „Foto mit Schild“ wartet, gibt es hier in der ansonst einsamen Hitze eine ganz andere Art von Schlange. Gut, sagen wir eine Blindschleiche.

Mount Longonot Gipfel

Auf & Ab auf sandigem Pfad

Über einen recht steilen Abstieg verlassen wir den Gipfel nach einer Viertelstunde Pause. Die Sonne hat den Vulkansand hier bereits vollständig aufgetrocknet, es wir zunehmend staubiger. Landschaftlich ist dieser Teil des Kraters dennoch recht interessant, da es Richtung Kraterboden zwar immer noch recht grün ist, auf den Hängen außerhalb, zu unserer Rechten jedoch alles abgebrannt ist: gezielte Brandrodung, vermutet Ernst. Jedenfalls ein krasser Farbkontrast.

Endlich tauchen am Himmel Wolken auch. Doch sie ziehen viel zu schnell durch, um sich an ihren Schatten freuen zu können. Der Abstieg vom Kraterrand führt über diesselbe Stelle, über die wir auch heraufgekommen sind. Unzählige An- und Abstiege später scheint diese aber immer noch in weiter Ferne zu liegen. Der Weg entlang des Vulkankraters dauert für uns schließlich drei Stunden. Für den Abstieg zurück zum Parkeingang bleibt da nur noch ein kleiner Schluck Wasser. Inklusive Pausen benötigen wir für unsere Wanderung sogar fünfeinhalb Stunden.

Wanderroute am Mount Longonot
Wanderroute am Mount Longonot

Bootsafari am Lake Naivasha

Ursprünglich wollten wir nach der Vulkankrater-Wanderung am Mount Longonot noch eine Schlucht im nahen Hell’s Gate Nationalpark besuchen. Stattdessen entscheiden wir uns jedoch, es gemütlicher anzugehen und einen öffentlichen Seezugang zum Lake Naivasha zu suchen. Fündig werden wir an einem Strand für Einheimische und Fischer, wo uns auch sofort eine Bootsafari angeboten wird. Statt einer Fahrt für eine Stunde einigen wir uns mit dem Bootsführer auf eine halbe und zahlen dafür 2.000 Kenianische Schilling (ca. 18 Euro). Dass wir bereits vom Ufer aus Nilpferdköpfe bzw. -ohren an der Wasseroberfläche zu sehen bekommen, stimmt uns zuversichtlich.

Ganz so „wild“ war unsere Bootsafari dann nicht 😉

Ob es sich gelohnt hat? Für den Preis (und die Abkühlung durch den Fahrtwind) auf alle Fälle. Neben ein paar weiteren Nilpferden, zu denen unser Bootsführer einen Respektabstand einhält, sehen wir noch einige Vögel und Wasserböcke, die ebenfalls entlang des Ufers grasen und wenig Scheu zeigen.

Fazit

Eine Besteigung des Mount Longonot ist tatsächlich eine interessante Alternative auch für ambitionierte Wanderer, die nach einer Tagestour suchen und einen Vulkankrater erklimmen wollen. Sie lässt sich außerdem mit dem Besuch zahlreicher weiterer Nationalparks in der Umgebung rund um Nairobi kombinieren: Neben dem Aberdare und Lake Nakuru Nationalpark, ebenso mit Hell’s Gate und Lake Naivasha Nationalpark.

Warst du ebenfalls schon auf einer Bergtour in Kenia und hast weitere Tipps für uns? Dann schreibe sie uns doch als Kommentar unter diesen Beitrag!

Florian Figl

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