Wenn ich von unserer Afrikareise durch Kenia und Tansania von den vielen Parks nur einen hätte wählen können, um Tiere auf einer Safari zu sehen, würde meine Wahl definitiv auf den Ngorongoro Krater im Norden Tansanias fallen. Dafür gibt es viele gute Gründe, aber vor allem bei einer Sache tut sich der Krater deutlich hervor: bei der Vielfalt und Menge an Tieren auf relativ kleinem Raum. Etwa 25 bis 30.000 Tiere leben in diesem einzigartigen Naturareal, welches oft auch als „Achtes Weltwunder“ bezeichnet wird. Mit etwa 300km2 ist der Kraterboden so groß wie München und würde ebenso locker die Bezeichnung als größter „Zoo“ der Welt verdienen.
Ein Tag Safari reicht hier allerdings vollkommen, um den Park zu durchfahren. Selbst wenn du so gemütlich unterwegs bist wie wir und bei jedem Zebrafohlen Fotostopps einlegst.
Zunächst haben wir aber ein paar wichtige Eckdaten zum Krater für dich, falls zu selbst eine Safari in der Ngorongoro Conservation Area planst. Dann rücken wir aber auch schon raus mit unseren Erfahrungen und besten Tierbabyfotos, versprochen!
Ngorongoro Krater – die wichtigsten Infos
Der Ngorongoro Krater liegt im östlichen Teil des Serengeti Nationalparks, der jedoch als Ngorongoro Conservation Area (NCA) Ende der 1950er Jahre ausgegliedert wurde. Seitdem dürfen die Maasai hier wieder mit ihren Herden leben, mit Ausnahme vom Kraterboden selbst. Der Eingang liegt rund 160 Kilometer bzw. zwei bis drei Autostunden von Arusha entfernt, der größten Stadt im Norden Tansanias und beliebtem Ausgangspunkt für Safaris und Besteigungen des Kilimandscharo. Theoretisch benötigt man daher auch keine teurere Unterkunft in der Nähe des Kraters, sondern könnte sogar in Arusha früh am Morgen starten und am Abend zurückkehren.
Praktisch empfiehlt sich jedoch eine Unterkunft in einem Camp in der Nähe der Kleinstadt Mto Wa Mbu, die übersetzt „Mosquito River“ heißt. Da wir am ersten Tag der Safari noch den Lake Manyara Nationalpark besuchen, übernachten wir im Panorama Safari Camp, das sich auf einem Plateau oberhalb des Rift Valley befindet und somit auf halbem Weg zwischen Lake Manyara und Ngorongoro Krater. Außerdem lohnt es sich, schon in den frühen Morgenstunden im Krater zu sein, da viele Wildtiere in der Dämmerung am aktivsten sind. Im Gegensatz zu anderen Safariurlaubern.
Die Kraterschüssel ist übrigens entstanden, als ein mächtiger Vulkan in sich zusammenbrach. Im Durchmesser ist er bis zu 21 Kilometer groß und die beeindruckenden Kraterflanken bis zu 600 Metern hoch. Der Kraterrand selbst liegt auf 2.300 Metern Seehöhe. Klingt schon mal spannend, oder?
Leider sind die Preise für den Krater ganz schön gesalzen: Pro Person bezahlen wir 60 US-Dollar für den Eintritt (pro 24 Stunden) in die Ngorongoro Conservation Area und außerdem noch 300 US-Dollar pro Fahrzeug für die Fahrt in den Krater selbst. Die Preise können sich allerdings jederzeit ändern – in der Regel nach oben – und selbst die offizielle Webseite macht zurzeit ein Geheimnis daraus.
Zusätzlich einrechnen solltest du die Kosten für einen offiziellen Guide, den du von einem Safarianbieter vermittelt bekommst. Wir können dir hier Burton von Kili Climbers and Safaris, dem Mann der absolut alles in Tansania organisieren kann, und seinen Fahrer Emanuel von Lem Carnivores Tours wärmstens empfehlen. Wenn du ohnehin auf eigene Faust durch Ostafrika reist, buche jedenfalls erst vor Ort! Denn dann bezahlst du garantiert weniger, als bei einer Online-Buchung. Das ist gleichzeitig der wichtigste unserer 12 Safaritipps, den wir dir mitgeben können. Die Route durch den Krater besprichst du am Besten mit deinem Safariguide, denn es gibt mehrere Möglichkeiten in den Krater und auch wieder raus zu kommen.
Fahrt zum Kraterrand
Zunächst geht es durch das Haupteingangstor beim Lodoare Gate, Tickets kaufen bzw. vorweisen übernimmt normalerweise der Guide. In der Zwischenzeit könntest du dich an den Pavianen freuen, oder, wenn du schon ein negatives Erlebnis wie wir hattest: ärgern, aber vor allem vorsichtig sein. Lass dein Essen im Auto und halte deine Ausrüstungsgegenstände fest. Wahrscheinlich weiß so ein Pavian selbst nicht, was er mit einer teuren Spiegelreflexkamera anstellen soll, aber das heißt nicht, dass er sie nicht trotzdem haben will. Aber sobald du durch das Eingangstor gefahren bist, bist du die „Baboons“, wie sie hier auf Englisch genannt werden, los.
Für uns Europäer kommt nun die nächste Überraschung, mit der zumindest wir im Vorfeld wirklich nicht in Afrika in Äquatornähe gerechnet hätten. Außerhalb des Fahrzeugs bzw. bei geöffnetem Dach ist es erstaunlich kalt. Ja, ernsthaft – Leute, packt eure Jacken auf Safari ein!
Wir fahren zum Kraterrand und nachdem dieser bis zu 2.300 Meter hoch liegen kann, wird es ganz schön frisch. Gut, dass wir zumindest Windjacken und Pullis dabei haben. Am kältesten ist es übrigens in den europäischen Sommermonaten Juli und August, dann gehen hier die Temperaturen über Nacht auch schon mal gegen Null!
Am Rand des Kraters fahren wir durch dschungelartige, dunkelgrüne Wälder, vorbei an einigen Maasai, die ihre Ziegen vor sich hertreiben. Emanuel erzählt uns, dass es möglich ist, hier schon Leoparden zu sehen. Bei deren Tarnung aber nicht ganz so leicht – außer man entdeckt einen Schweif, der von einem Baum hängt. Aber auch ohne Leoparden gibt es hier schon einiges zu entdecken, riesige Bäume, beeindruckende Vegetation, Lianen, verschlungenes Astwerk und sehr viele Vögel. Schließlich erreichen wir einen Aussichtspunkt von dem wir die gewaltigen Ausmaße des Kraters erahnen können.
Dann drängt uns Emanuel weiterzufahren, denn je früher man in den Krater gelangt, desto mehr Tiere bekommt man zu Gesicht und desto weniger Safariautos sind noch im Krater.
Unsere Tiersichtungen auf Safari im Ngorongoro Krater
Die Routen durch den Krater sind fest vorgegeben. Die Pisten sind so gut instand gehalten, dass wir während der Fahrt stehen und die ganze Zeit durch das geöffnete Dach des Safariautos Ausschau nach Tieren halten können. Zumindest Anfang Februar, kurz vor Einsetzen der Regenzeit. Zebras, Büffelherden, unzählige Antilopen. Wow. Ich muss lachen, als ein riesiger Büffel sich wie ein junges, übermütiges Ferkel im Schlamm wälzt und sich anschließend abschüttelt und wild herumhüpft.
Und dann sehen wir ihn, unseren ersten Löwen in freier Wildbahn. Ein stattliches Männchen sitzt in der Wiese und scheint halb vor sich hin zu dösen und uns nur eines kurzen Blickes zu würdigen. Was der wohl von den Safariautos hält? Auch die Büffelherde vor ihm scheint ihn nicht wirklich zu interessieren.
Irgendwann entdecken wir einen zweiten, sogar einen dritten Löwen, alle drei Männchen. Deshalb machen wir uns auch auf einen Kampf gefasst, als zwei aufeinander zugehen.
Aber anstatt wildem Fauchen und Pfotenhieben gibt es einen kräftigen „Löwenkuschler“ zur Begrüßung. Die zwei schmiegen sich kurz aneinander und schon liegen sie wieder im Gras und dösen weiter. „Das sind Brüder“, erklärt Emanuel. „Sonst wären sie sowieso nie so nahe beieinander gewesen“. Es leben die Familienbande!
Auch Warzenschweine gibt es hier zuhauf. Irgendwie erinnern sie mich an Einkaufswagen für Kinder. Du weißt schon, die mit den langen Fähnchen. Kaum gibt es irgendetwas zu entdekcen, läuft die ganze Familie und du siehst oft nur wie die aufgestellten Warzenschweinschwänze nacheinander hinter dem nächsten Gebüsch verschwinden.
Tierbabies sind aber generell süß. Vom Büffelbaby bis zum Warzenschwein und sogar die kleinen Gnus, die erwachsen einfach immer uralt für mich aussehen, mit dünnen, viel zu langen Haaren. Den Löwen scheinen sie trotzdem zu schmecken. Aber eines haben wohl alle Tierkinder gemeinsam: die Verspieltheit.
So läuft das kleine Zebra wie wild um die Zebramama, die Warzenschweine folgen einander in einem Höllentempo und die kleinen Gnus spielen gleich in der Gruppe Abfangen. Nur die Hippos und Nashörner sind da etwas gemächlicher bei ihren Mamas zu finden.
Was mir noch irrsinnig gut im Krater gefällt, ist die Vielfalt, sowohl von den Tieren, als auch von der Landschaft her. Nach dem kühlen Start am bewaldeten Kraterrand ging es in eine Steppenlandschaft und nun machen wir unsere Mittagspause an einem Hippoteich.
Bezüglich Hippos habe ich gelernt, dass man bei runden großen Steinen im Wasser besser zwei Mal schauen sollte. Die sind nämlich wirklich NIE Steine, sondern Rücken von entspannten Nilpferden.
Am Hippopool gibt es unzählige davon und vor allem ganz viele kleine. Februar ist wohl ein guter Zeitpunkt für unsere Reise, denn wann bekommt man denn sonst schon ein 25 Kilo leichtes Nilpferd zu Gesicht? Ich konnte das wirklich kaum glauben, als Emanuel es uns erzählte, aber die kommen wirklich als ziemliche Fliegengewichte auf die Welt. Zwei Hippos zusammen können also leichter sein als ich. Ein komischer Gedanke.
Was die Hippos mit Elefanten und Nashörnern gemeinsam haben, außer der Größe, ist ein wunderschöner eleganter Gang, den man bei der Größe und dem Gewicht wirklich nicht vermuten würde.
Ein Erlebnis, die Nashornmama und ihr Kind vorbei schreiten zu sehen, wenn auch leider in einiger Entfernung. Und Herr Elefant zeigt uns in kurzer Zeit, was er so alles kann: Graben, trinken, spritzen mit dem Rüssel, pinkeln und ja … jetzt wissen wir auch, wie groß Elefantendung ist.
Beim Schreiben fallen mir immer mehr Erlebnisse von unserer Tierbeobachtung im Krater ein, von Schakalfamilien, Teenielöwen beim Fressen, Straußen, Giraffen, Hyänen, Riesenantilopen und Kronenkranichen, den ersten Schritten eines neugeborenen Gnus und so weiter.
Weißt du was – du musst da einfach hin und das Ganze selbst erleben! Hippos aus nächster Nähe riechen und ihnen beim Grasen zusehen, Löwenbabies beim Säugen beobachten, dich fragen, was die Gruppe aus jungen Löwen wohl gerade verspeist und dein eigenes Essen erfolgreich gegen freche Vögel und Paviane verteidigen.
Hoffentlich war es auch für uns nicht die letzte Safari, denn auch wenn dieses Vergnügen seinen Preis hat – das Erlebnis entschädigt mehr als genug dafür! Und selbst die Tatsache, dass wir bis zum Schluss nicht den Hauch eines Leoparden gesehen haben, können wir locker verkraften.
Die beste Safari-Zeit?
Wir waren nicht zur Hauptreisezeit im Krater, sondern erst im Februar, kurz vor Beginn der Regenzeit. Es waren trotzdem viele andere Touristen unterwegs, aber wir hatten nie das Gefühl, dass zu viele Leute gleichzeitig auf einem Fleck waren. Profitiert haben wir dabei sicherlich auch, dass wir kurz nach Öffnung des Parks in den Krater gefahren sind. Stau gab es nur einmal, nämlich vor einer Löwenfamilie, die natürlich alle gerne lange beobachten wollten. Gesehen haben wir sie trotzdem gut und nach und nach sind die anderen Safariautos auch wieder weitergefahren, sodass wir auch wirklich gute Sichtplätze hatten. So klein ist der Park nun auch wieder nicht, denn die Autos haben sich gut verteilt und meistens waren wir alleine. Die Tiere sind anscheinend auch gut an den Verkehr gewöhnt, denn sie lassen sich davon nicht stören.
Auch wenn uns unsere Safari in den Ngorongoro Krater am meisten Tiersichtungen beschert hat, sind wir sehr froh, dass wir mehrere Parks in Ostafrika gesehen haben. So sind wir große Fans des Aberdare, Lake Nakuru und Mt. Longonot Nationalparks in Kenia. Und auch in Tansania haben uns der Lake Manyara Nationalpark und die Fahrt zum außergewöhnlichen Lake Natron verzaubert. Gelernt haben wir dabei auch Einiges, nämlich mindestens 12 Dinge, die wir auch dir gern mit auf die Reise geben würden.
Hast du schon einmal eine Safari gemacht? Wir sind immer gespannt auf deine Tipps und deine Erlebnisse! Wenn du noch Fragen hast, lass es uns auch wissen 🙂
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