Du bist gerade erst in Madrid angekommen und möchtest dir einen Überblick über das Stadtzentrum, die Geschichte und Kultur der spanischen Hauptstadt verschaffen? Oder hast du überhaupt nur einen Tag Zeit, um die Stadt zu erkunden? Dann ist eine Free Walking Tour vermutlich genau das Richtige für dich!

Einen guten Überblick bekommst du auch vom Palacio de Cibeles.
Einen guten Überblick bekommst du auch vom Palacio de Cibeles.

Gratis-Tour durch Madrid

Fast immer, wenn wir in eine neue Stadt kommen, halten wir Ausschau nach Gratis-Touren, die meist von Einheimischen auf Trinkgeldbasis angeboten werden. Nach gut einem Dutzend Teilnahmen an diesen Stadtführungen sind wir vom Konzept dank der vielen positiven Erfahrungen, sowohl im Austausch mit den Guides als auch mit den anderen (Individual-)Reisenden, überzeugt und empfehlen diese Touren daher gerne weiter.

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Mit Sandemans New Madrid Free Tour im Herzen der Stadt unterwegs!

Dass sich mit Gratis-Touren mittlerweile gutes Geld verdienen lässt, beweist einer der größten Anbieter auf diesem Gebiet: Sandemans New Europe Guides führen täglich durch 18 Städte in Europa, Israel und den USA – und laufend kommen neue Orte dazu. Bei unserer Reise durch Spanien haben wir bereits an einer Free Walking Tour von Sandemans in Barcelona und nun auch in Madrid teilgenommen. In diesem Beitrag verraten wir dir die Highlights der kurzweiligen Tour. Nachmachen empfohlen 😉

Meeting Point am Plaza Mayor

Treffpunkt zur Free Tour ist in der Mitte des Plaza Mayor, der über die Metro-Stationen Opera oder Sol leicht zu erreichen ist. Erkennbar sind die Guides an ihren roten Shirts und (meist) auch Regenschirmen. Die Tour startet täglich um 10 Uhr, 11 Uhr und 14 Uhr und dauert jeweils rund 2,5 bis 3 Stunden, inklusive 20 Minuten Pause. Da die Tour pünktlich startet, schau am besten, dass du 10 bis 15 Minuten vorab am Treffpunkt bist. Je nach Anzahl der Teilnehmer werden dann Nummern ausgeteilt, um diese „gerecht“ auf die Guides bzw. nach Sprache (Englisch und Spanisch) aufzuteilen.

Vor dem Treffpunkt am Plaza Mayor.
Vor dem Treffpunkt am Plaza Mayor.

Nach einem obligatorischen Gruppenfoto erfahren wir von unserem Guide Fabrizio noch ein paar geschichtliche Hintergründe über die Entstehungsgeschichte und auch den Status von Madrid als Hauptstadt, zu der sie 1561 (erstmals) ernannt wurde. Um die unterschiedlichen Regionen und vormals getrennten Herrschaftsgebiete im nun „gesamtspanischen“ Königreich zu verwalten, bot sich Madrid aufgrund seiner zentralen Lage auf der iberischen Halbinsel an.

Gemeinsames Foto mit unserer Free Tour Gruppe | (c) Sandemans New Europe
Gemeinsames Foto mit unserer Free Tour Gruppe | (c) Sandemans New Europe

Stadttor am Plaza de la Puerta Cerrada & die Entstehung der spanischen Tapas

Über die Fußgängerzone der Calle de Toledo spazieren wir nur ein paar hundert Meter weiter zum Plaza de la Puerta Cerrada, dem „geschlossenen (Stadt-)Tor“ von Madrid. Im Mittelalter befanden sich hier der südliche Durchgang durch die Stadtmauern, welcher in der Nacht geschlossen wurde. Dahinter befand sich so etwas wie ein Rotlichtbezirk. Wer also bis spät in der Nacht ausblieb, musste durch den Ost-Eingang zurück in die Stadt. Das wurde sogleich als eine große Schande empfunden, weil man automatisch annahm, dass sich derjenige mit den Betrunkenen und Prostituierten amüsiert hatte. Irgendwann wurde das Tor schließlich ganz geschlossen und heute deutet bis auf den Namen des Platzes nicht mehr viel auf diese geschichtliche Überlieferung hin.

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Interessant ist aber auch Fabrizios Geschichte über die Herkunft der Bezeichnung „Tapas“, den typisch spanischen Gerichten in Vorspeisengröße, die in (nicht touristischen) Lokalen üblicherweise gratis zu alkoholischen Getränken gereicht werden: Angeblich soll der spanische König Alfons XIII. in einem Lokal in Cádiz ein Glas Wein bestellt haben. Da es an diesem Tag recht windig war, legte der Wirt eine Scheibe Schinken auf das Glas, damit kein Sand hineinkommen konnte. Er rechtfertigte sich damit, dass es sich quasi um einen Deckel (auf spanische „Tapa“) handelte. Dem König und seinen Begleitern gefiel diese Idee, so dass sie noch mehr dieser „Tapas“ orderten. Auf Wikipedia finden sich dazu aber auch noch andere Entstehungsgeschichten.

Das älteste Restaurant der Welt

Noch deutlich älter als die Geschichte rund um König Alfons XIII. und seinen Tapas ist das Restaurante Botín in der Calle Cuchilleros 17. Das Lokal hält bereits seit 1725 ununterbrochen an diesem Standort geöffnet, weshalb ihm von Guinness World Records der Titel als ältestes Restaurant der Welt verliehen wurde. Sogar das Interieur stammt großteils noch aus dem 18. Jahrhundert. Wer also Lust auf eine kleine Zeitreise hat, kommt hierher retour. Das Restaurante Botín befindet sich gleich ums Eck von der Plaza de la Puerta Cerrada und wird außerdem in den Reisenführern erwähnt. Geheimtipp ist es also sicher keiner (mehr). Übrigens: Auch Ernest Hemingway soll hier gegessen haben, wie auch in vielen anderen Restaurants in Madrid, die sich damit rühmen. Deshalb sollen sogar schon Restaurants mit dem Schilder „Hemingway never ate here“ gesichtet worden sein 😉

Tipps für Flamenco-Shows in Madrid

In der Calle del Conde de Miranda halten wir vor einer beliebten Flamenco-Bar, dem Tablao Las Carboneras. Jeden Abend (außer sonntags) gibt es zwei Shows, jeweils eine Stunde davor wird ein Dinner-Menü serviert. Da die Shows generell recht teuer sind (ca. 35-40 Euro, noch ohne Menü, sonst in etwa das Doppelte), gibt uns Fabrizio drei Tipps für Sparfüchse mit auf den Weg: 1. Esst zuvor woanders, 2. Haltet Ausschau nach Gutschein-Angeboten und Rabatten, 3. Reserviert so früh wie möglich, da die Shows meist ausgebucht sind.

Köstliche Kekse aus dem Kloster

Las Carboneras ist auch der (Spitz-)Name des Klosters Convento de las Jerónimas del Corpus Christi. Das Besondere an bzw. viel mehr hinter diesen von außen eher unscheinbaren Klostermauern in der Calle del Codo? Die Nonnen backen köstliche Kekse und bieten diese auch zum Verkauf an. Das nimmt mit unter so viel Zeit in Anspruch, dass sie kaum noch welche zum Beten haben. Wer weiß wo er klingeln muss („Monjas“) und nach „Galletas“ verlangt (spanisch für „Kekse“), legt Geld in eine Schüssel und eine unsichtbare Nonne, die hinter einer Wand mit schmaler Holzklappe steht, dreht die Schüssel und schon erhält man ein Säckchen mit dem begehrten Gebäck. Leider kamen wir nicht selbst in den Genuss, da ein Zettel auf der Tür klebte, der darauf hinwies, dass die Nonnen bis September im Urlaub sind („am Strand“, wie Fabrizio zu wissen glaubt).

Plaza de la Villa und weitere Stationen der Free Tour

Am anderen Ende der schmalen Calle del Codo gelangen wir auf den Plaza de la Villa, der im Mittelalter das Herz der Stadt bildete. Heute befinden sich dort Gebäude aus drei verschiedenen Jahrhunderten, u.a. der ehemals höchste Turm Madrids aus dem 13. Jahrhundert. Gleich gegenüber liegt ein Gebäude im Stil der typisch österreichischen Architektur der Habsburger-Dynastie. Zwei Habsburger herrschten nämlich auch über Spanien. Die Verwobenheiten der spanischen und österreischischen Herrschaftshäuser machte uns Fabrizio auf besonders kurzweilige Art greifbar, in dem er uns kurzerhand selbst zu „Darstellern“ machte und uns heiraten, Kinder kriegen etc. ließ.

Nach einigen weiteren Stationen und spannend inszenierten Geschichten über Madrid machten wir nach gut 1,5 Stunden eine Pause im Lokal „Dehesa Santa Maria“, welches spanische Delikatessen und frisch gepresste Säfte anbietet. Jedoch ohne Kaufzwang, wer möchte kann auch einfach nur die Toiletten aufsuchen und sich kurz ausruhen.

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Wem die Tour bis dahin gefallen hat und noch etwas mehr Zeit mitgebracht hat, als wir an diesem Tag (unser Weiterflug nach Wien ging noch am selben Abend), kann hier Tickets für die kostenpflichtigen Touren von Sandemans buchen: Majestic Madrid (Start um 14:30 Uhr) Spanish Inquistion Tour, Tapas Experience (jeweils 19 Uhr) oder auch einen organisierten Pub Crawl (ab 22 Uhr). Die Touren kosten zwischen 12 und 16 Euro, wobei es für Studenten auch Ermäßigungen von 2 Euro gibt.

Auf Tripadvisor wird von einigen Teilnehmern diese „Cross-Selling“ Strategie kritisiert und unterstellt, dass die Pause nur „künstlich“ eingelegt wird, um extra diese Touren verkaufen zu können. Die Kritik kann ich nicht ganz nachvollziehen. Einerseits ist es ja durchaus legitim, die Touren „erst“ nach einem ersten Vorgeschmack während der Free Tour anzubieten und andererseits tut eine Pause, gerade bei heißen Temperaturen, dem gesamten Ablauf sehr gut.

Nach 20 Minuten geht es immerhin noch eine Stunde zu Fuß weiter, u.a. zum Palacio Real, der mit mehr als 2.000 Räumen zu den größten Palästen in Westeuropa zählt, sowie zum Plaza de Oriente, wo sich Statuen aller spanischen Könige befinden. Die Tour endet schließlich vor der Oper und mit weiteren Anekdoten über die als „Dirty Queen“ in die Geschichte eingegangene Isabel II.

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Wie viel Trinkgeld soll ich geben?

Am Ende der Tour weist Fabrizio natürlich nochmal darauf hin, dass wir ihn bei Gefallen mit entsprechendem Trinkgeld unterstützen können, immerhin wird er von der Organisation nicht bezahlt.

Doch wie viel Trinkgeld sollte man geben? Anders als Guides von Free Walking Touren in Südamerika liefert Fabrizio, obwohl selbst gebürtiger Argentinier, dazu keinen konkreten Anhaltspunkt (was ich gut so finde!).

Ich persönlich mache es davon abhänging, wie zufrieden ich mit der Tour generell war, aber auch die Dauer und die Anzahl der Teilnehmer beziehe ich meist mit ein. Somit überschlage ich einen fiktiven Stundenlohn, ausgehend von der Annahme, alle würden das gleiche Trinkgeld geben wie ich. Meist sind das bei mir zwischen 5 und 10 Euro. Bedenke im Fall von Sandemans New Madrid eventuell auch, dass die kostenpflichtigen Touren ab 12 Euro (für Studenten ab 10 Euro) starten.

Welche Erfahrungen hast du mit Free Walking Touren bislang gemacht? Ich freue mich über deine Meinung und Empfehlungen in den Kommentaren!

Florian Figl

5 Kommentare

    • Gracias, Alejandro & Birgitta 🙂 An dem Tag war es recht bewölkt, ja. War uns aber gar nicht so unrecht, in der Sonne wäre es wohl sonst sehr heiß gewesen.

      Liebe Grüße aus Österreich,
      Flo

  1. Hi Flo,

    ich habe die Free Walking Tour auch schon in einigen Städten mitgemacht und war jedes Mal begeistert. Das Konzept ist einfach klasse und vor allem hatte ich bisher das Glück immer super motivierte Guides zu haben, die dir die Stadt auf unterhaltsame und lustige Weise zeigen.

    Besonders gut gefallen hat mir die Tour durch Berlin. Zwar ist sie ziemlich lang, doch trotzdem es meine Heimatstadt ist, konnte ich da noch einiges lernen. Auch die Free Walking Tour in Edinburgh kann ich dir unbedingt empfehlen!

    Weiterhin viel Spaß auf deinen Reisen!
    Anja

    • Hallo Anja,
      vielen Dank für deine Tipps! Unsere erste FWT haben wir in Budapest gemacht, die war auch richtig klasse und professionell organisiert. Die längste war übrigens in San Francisco und dauerte satte 6 Stunden. Genieß auch du weiterhin deine Reisen & liebe Grüße nach Berlin,
      Flo

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