Für jüngere Menschen heute wohl nicht mehr ganz nachvollziehbar, ist der Trend zu Fotos mit quadratischem Format nicht erst seit Instagram entstanden. Und auch das erste Logo der beliebten Smartphone-App und Social Media Plattform ist nicht zufällig von einer Sofortbildkamera inspiriert. Wer sich unter einer „klassischen“ Sofortbildkamera nichts vorstellen kann oder meint, schon viele zu lange keine mehr in der Hand gehabt zu haben, sollte nun die Ohren spitzen! Denn unter dem Namen Instant Tours werden Photo-Walks in Wien, Graz, Salzburg, Warschau und Rom angeboten, die sich mit dem Urahn von Instagram & Co. beschäftigen: Der Fotografie mit analogen Polaroidkameras der 70er und 80er Jahre.
Begleite uns in diesem Beitrag auf einen Photo-Walk mit Instant Tours und entdecke Graz im Quadrat. Back to the roots, Baby!
Foto-Tour in Graz
Eine „Instant Tour“ ist eine geführte Foto-Tour, bei der man üblicherweise in Kleingruppen (jedoch ohne Mindestteilnehmerzahl!) eine Stadt durch die Linse einer alten Sofortbildkamera kennenlernt, um die besten Momente festzuhalten und die Polaroids anschließend als Souvenir mit nach Hause zu nehmen. Seit 2016 werde tägliche Touren auch in Graz angeboten.
Wie alle Guides auf den Instant Tours ist auch unser Grazer Foto-Guide Raffael ein „Local“, der in der Stadt lebt, arbeitet und nebenbei auch noch studiert. Da ihm zum ursprünglich vereinbarten Termin leider etwas dazwischengekommen ist, treffen wir ihn später am Lendplatz anstatt, wie bei der Graz Classic Tour üblich, vor der Oper. Die kennen wir ohnehin bereits vom 3. Reiseblogger.at Treffen, ebenso wie die Burg mit der berühmten Doppelwendeltreppe und dem Grazer „Stadtkern“.
Alles Hotspots der Classic Tour und nicht nur für Graz-Neulinge interessante Foto-Stopps. Da wir an diesem Sonntagnachmittag aber alleine bzw. mit Freunden unterwegs sind und somit eine private Tour bekommen, sind wir froh, dass Raffael flexibel auf unsere Wünsche eingeht und uns stattdessen seine liebsten Ecken und Grazer Geheimtipps zeigt.
Unser Einstieg in die Polaroid- & Sofortbild-Fotografie
Bevor wir losziehen gibt es eine Einschulung. Und die haben wir auch nötig. Denn wenn man die letzten 15 Jahre lang nur noch digital fotografiert hat, scheitert man bei einer an sich „einfachen“ Polaroid-Kamera schon am Einlegen der Filmkassette. Wir üben mit bereits belichteten Bildern. Bei einem Stückpreis von umgerechnet 2,50 Euro pro Foto möchten wir uns mit den grundlegenden Funktionen vertraut machen, bevor es „ernst“ wird. Wir lernen, dass die Polaroid 600 Kamera zwei verschiedene Auslöser hat, für Aufnahmen mit und ohne Blitz. Und dass es zwei Schieber gibt, einen zur Belichtungskorrektur und einen, um eine kleine Plastiklinse vor’s Objektiv zu schieben, die bei Nahaufnahmen unterstützen soll.
Am wichtigsten ist aber, die frisch belichteten Bilder, die noch „unsichtbar“ sind, sofort abzudecken und einige Minuten zu warten, bevor man einen Blick riskiert.
Bis das Bild fertig belichtet ist, kann es übrigens bis zu einer halben Stunde dauern. Und das, obwohl oder gerade weil die letzte Polaroid-Fabrik in Europa von The Impossible Project aufgekauft und die Filme technisch komplett neu entwickelt werden mussten, um die Sofortbild-Fotografie zu retten. So kommt es, dass statt vormals zehn nur noch acht (dickere) Bilder in eine Filmkassette passen. Und eine Filmkassette stolze 20 Euro kostet. Dafür gibt es dann aber auch eigene Abdeckkartons mit tollen Sprüchen darauf.
Spannend: Genau wie bei den Original-Kassetten werden auch heute noch die alten Polaroid-Kameras über die Impossible-Filmkassetten mit Strom versorgt. Der eingelegte Film dient somit gleichzeitig als Akku und erlaubte eine – für damalige Verhältnisse – „schlanke“ Bauweise der Kameras.
Unser Photo-Walk durch Graz
Anders als bei der Classic Intant Tour starten wir unseren Photo-Walk durch Graz am Lendplatz, um uns nach der Einschulung auf den Weg Richtung Mariahilferplatz zu machen. Dort betreten wir über einen Seiteneingang den Innenhof des Minoritenklosters, wo wir auf bunt bemalte Wände stoßen – und Cori gleich ihr erstes Foto macht.
Meine Polaroid-Premiere spare ich mir jedoch noch bis zum Volksgarten auf. Es wird ein Foto vom Brunnen, also eher ein klassisches Landschaftsbild. Mit dem recht eigenwillig konstruierten Mühlenrad entdecken wir dort ein weiteres, interessantes Fotomotiv.
Über „Klein-Venedig“ bzw. die Elisabethinergasse geht es weiter zur St. Andrä Kirche. Schon von weitem erahnt man, dass deren Pfarrer wohl ein sehr aufgeschlossener Mensch sein muss. Zumindest moderner Kunst gegenüber. Die ist nämlich außen wie innen allgegenwärtig.
Über den mit einem Spiegelmosaik überzogenen Altar gebeugt versuchen wir uns sogar an einem Polaroid-Selfie. Die Lichtverhältnisse in der Kirche sind zwar für neuere Smartphone- und Digitalkameras noch ausreichend, aber leider nicht für analoge Sofortbildkameras, wie wir später beim Betrachten der Fotos feststellen.
Am Griesplatz führt uns Raffael über eine schmale Seitengasse zu einer bunten Street Art Wand in der Rosenkranzgasse. Viele der Straßenkunstwerke sind erst vorigen Sommer im Rahmen des Projekts Micro Galleries entstanden.
So auch das Mural mit dem Titel „8372“, das den Kopf einer jungen Frau mit leerem Blick zeigt. Raffaels Lieblingsbild stammt vom Künstler Robin Abramović und soll an das Massaker von Srebrenica erinnern.
Über die Griesgasse geht es Richtung Südtiroler Platz und von dort direkt zur Mur. Bevor wir auf die andere Uferseite wechseln, gibt mir Raffael noch einen entscheidenden Tipp: In der Auslage-Fensterscheibe des Eckhauses spiegelt sich wunderbar der Uhrturm. So entsteht ein nicht alltägliches Polaroid der berühmten Grazer Sehenswürdigkeit.
Da mir noch genau ein Bild übrig bleibt, empfiehlt uns Raffael das Grazer Landhaus als letzte Station unserer Instant Tour. Im Innenhof des sehenswerten Rennaissancebaus ziert nämlich der steirische Panther eine grüne Holztür. Der steirische Panther ist zugleich das Landeswappen unseres Heimatbundeslandes.
Nach knapp 2,5 Stunden wird es also Zeit, uns von Raffael zu verabschieden. Die entstandenen Polaroids dürfen wir natürlich behalten bzw. ist bei der Classic Tour eine Filmpackung (à 8 Bilder) bereits im Tour-Preis von 55 Euro inkludiert. Begleitpersonen ohne Leihkamera und Filmpackung zahlen 25 Euro, buchbar über sophort.com.
Vielen Dank an unseren Guide Raffael und Thomas Preyer von Sophort für die Einladung zu dieser Instant Tour. Meine Meinung bleibt jedoch wie immer meine eigene!
Polaroid-Fotos auf Parties, Hochzeiten, Geburtstagen …
Während der Tour dachte ich auch darüber nach, wann ich denn mein letztes Polaroid geschossen hatte. Ich kam und kam nicht darauf. War es etwa gar mit der alten Polaroid meines Großvaters irgendwann gegen Ende der 90er? Erst beim Schreiben des Beitrags fiel mir wieder ein, dass es doch noch gar nicht so lange zurück liegt: Vor ein paar Jahren war ich auf einer Hochzeit eingeladen, bei der sich die Gäste mit einer Polaroidkamera fotografieren und die entstandenen Bilder gleich direkt in ein Album einkleben sollten. So wurde auch gleich die Hochzeitsfeier für das Brautpaar dokumentiert.
Eine schöne Idee! Und scheinbar waren sie damit nicht die einzigen, denn neben den Instant Tours bietet Sophort auch Leihkameras und ganze Packages mit Filmpackungen, Photo Booth Sets und Anleitungen an. Übrigens nicht nur für Hochzeiten, sondern auch für Geburtstagsfeiern, Firmenevents oder Junggesellenabschiede. Wer sich das Package im Sophort Büro in Wien abholt bekommt auf Wunsch auch eine persönliche Einschulung. Top!
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