Wer „die Stadt des ewigen Frühlings“ von oben betrachten möchte, hat in Medellín viele Gelegenheiten dazu. Dank seiner geografischen Lage im Aburrá-Tal, das sich zwischen den Ausläufern der Andenkordilleren befindet, ist die Stadt im Osten und Westen von den beiden Bergketten umgeben. Aber auch nahe des Stadtzentrums gibt es einige lohnenswerte Aussichtspunkte, die nicht jeder Tourist kennt und findet. Ich habe insgesamt sechs Wochen in Medellín verbracht und die 10 besten und „aussichtsreichsten“ Tipps für dich recherchiert.
Metrocable – Medellín mit der Seilbahn entdecken
Medellín verfügt gleich über mehrere Seilbahnlinien, mit denen du die Stadt auf einfache und vor allem kostengünstige Weise von oben erkunden kannst. Wie schon in meinem Beitrag über typische kolumbianische Eigenheiten und die „Metro-Kultur“ in Medellín erwähnt, kannst du mit nur einem Metro-Ticket direkt von der Hochbahn in die „Metro Cable“ genannte Seilbahn umsteigen.
Zusätzliche Kosten für die Metro Cable fallen übrigens nur an, wenn du die Touri-Seilbahn zum Parque Arví nutzt, den ich dir jedoch nur bedingt weiterempfehlen kann. Auch wenn der Park bei Einheimischen für Wochenendausflüge recht beliebt ist, stell ich mir unter einer erholsamen Aktivität in der Natur etwas anderes vor als (großteils) asphaltierte Wanderwege, die man doch bitte in einer Gruppe mit Guide entlangschlendern möge.
Stattdessen empfehle ich dir, mit der Metro bis zur Station San Javier (Línea B) im Westen der Stadt zu fahren und dort in die Metro Cable nach La Aurora (Línea J) umzusteigen. Dabei geht es gleich zwei Hügel und über die Dächer der ärmeren Stadtviertel bergauf bzw. wieder bergab. Du kannst entweder von der Kabine aus oder von einer der drei Stationen Fotos machen. Wie gesagt, so lange du die Metro (Cable) Station nicht verlässt, ist die Fahrt im bereits bezahlten Metro-Ticket inkludiert. Für die Seilbahn-Fahrt bis zur Endstation La Aurora, eine kurze Foto-Session in der Station und wieder retour nach San Javier kannst du ca. eine halbe Stunde einplanen.
Praktischerweise kannst du diese Fahrt auch gleich mit meinem nächsten Tipp kombinieren, deshalb plane dafür diese 30 Minuten als Zeitpuffer mit ein. Es lohnt sich!
Comuna 13 – Aussichtspunkte nahe der Escaleras Eléctricas
Einst war sie die gefürchtetste und gefährlichste Gegend Medellíns und auch wenn sich an letzterem gar nicht so viel geändert hat, wie viele fälschlicherweise annehmen, ist sie ein Anziehungspunkte für viele Touristen heutzutage: Die Rede ist von der Comuna 13 nahe der Metro Station San Javier. Von hier aus starten zahlreiche Free Walking und Graffiti Touren, denen du dich nicht nur aus Sicherheitsgründen anschließen solltest.
Innerhalb der Comuna 13 existieren nämlich „fronteras invisibles“, also unsichtbare Grenzen. Wer sie überschreitet, egal ob Bewohner eines „fremden“ Bereichs oder Tourist, fängt sich laut Erzählungen schnell mal eine Kugel ein. Doch keine Panik, so lange du in der Nähe der berühmten „Escaleras eléctricas“ (einer überdachten Rolltreppe, die über mehrere Etappen durch den Häuserdschungel führt) bleibst, ist es für dich relativ sicher. Zumal dort auch das Militär patrouilliert und sich die Einheimischen an den Tourismus gewöhnt haben, der für viele nun die Haupteinnahmequelle darstellt.
So auch für die Familie von Laura, meinem Free Walking Tour Guide, die auf der Terrasse ihres Wohnhauses Empanadas zum Probieren anbietet und natürlich auch verkauft, ohne jedoch „aufdringlich“ zu wirken. Der Ausblick von hier oben ist tatsächlich einmalig. Da Laura in der Comuna 13 aufgewachsen ist, kennt sie sich hier natürlich sehr gut aus und weiß, welche Ecken man besser meiden sollte. So halten wir uns hauptsächlich neben den Rolltreppen auf. Dort befinden sich Kunstgallerien, Bars, Cafés und natürlich jede Menge Street Art.
Museo de Arte Moderno de Medellín
Das „Museo de Arte Moderno de Medellín“ (kurz MAMM), also das Museum für moderne Kunst, befindet sich zwischen den Metro-Stationen Poblado und Industriales. Es sieht von außen wie aufeinander gestapelte Würfel aus. Wer sich einigermaßen für zeitgenössische Kunst begeistern kann, für den lohnen sich die 12.000 Pesos (Stand Januar 2018) auf jeden Fall, da man von der Dachterrasse des Museums ebenfalls einen tollen Ausblick genießen kann.
Palacio de la Cultura Rafael Uribe Uribe am Parque Berrio
Das Gebäude mit dem sperrigen Namen und noch seltsameren Architektur-Mix befindet sich mitten im Zentrum Medellíns, am Parque Berrio bzw. auch Plaza Botero genannt. Rund zwei Dutzend Skulpturen von Kolumbiens berühmtesten Künstler Fernando Botero säumen den Platz zwischen dem Palacio und dem Museo de Antioquia.
Normalerweise kann man auch aufs Dach des Gebäudes gehen, wenn man sich beim Pförtner registriert und in eine Liste einträgt. Leider waren die oberen Stockwerke bei meinem Besuch geschlossen, so dass ich mich nur im Erdgeschoss mit seinen Ausstellungsräumen und dem Innenhof umsehen konnte.
Pueblito Paisa
Das Pueblito Paisa ist im Grunde ein Mini-Dorf mit einer handvoll nachgebauter, typischer Häuser aus der ländlichen Gegend rund um Medellín. Es wurde auf dem Cerro Nutribara, einem Hügel in der Nähe des Stadtzentrums, errichtet. In den Häusern selbst befinden sich Souvenirläden. Spannender ist hingegen die Aussichtsplattform daneben, von der man einen tollen Rundumblick auf die Stadt hat.
Zu Sonnenuntergang ist er ein beliebter Treffpunkt für Einheimische und Touristen, so dass man besser schon frühzeitig ein Taxi nimmt, um nicht wie bei meinem ersten Besuch im Stau zu stehen. Oder man geht über einen recht direkt angelegten, steilen Weg das letzte Stück zu Fuß nach oben.
Miradores las Palmas
Die Miradores las Palmas befinden sich östlich vom Stadtteil El Poblado und sind direkt an einer höher gelegeneren, stark frequentierten Umfahrungsstraße gelegen, so dass man eigentlich nur mit dem Taxi oder Uber dorthin kommt. Insgesamt sind es drei Miradores, die ich allesamt nur bedingt empfehlen kann, da Bäume die Aussicht versperren.
Einen recht ähnlichen Blick gibt es auch von einem etwas tiefer gelegenen Aussichtspunkt, den ich dir im Folgenden vorstellen möchte.
Centro Comercial El Tesoro
Ja, du hast richtig gelesen: Ein Einkaufszentrum. Im Centro Comercial El Tesoro gibt es mehrere Aussichtsterrassen, den besten Blick hast du jedoch vom Lokal Sushilight aus.
Das Sushi ist zwar für kolumbianische Verhältnisse etwas überteuert, aber für ein kaltes Bier lohnt sich der Besuch kurz vor Sonnenuntergang allemal.
Mahalo Action Sports Cafe in Envigado
Von meiner Gastschwester wurde mir die Sportbar Mahalo Action Sports Cafe über den Hügeln von Envigado, südöstlich von Medellín, empfohlen. Obwohl ich mehrere Wochen in Envigado bei meiner Gastfamilie gelebt habe, war es bis zuletzt immer noch schwierig für mich, durch das verwirrende Busnetz durchzublicken. Zwar fährt auch zur Mahalo Sports Bar ein Bus hinauf, allerdings habe ich diesen erst am Rückweg angehalten und somit blieb mir für die Hinfahrt auch hier wieder nur ein Uber als Option. Ob es sich gelohnt hat? Trotz des diesigen Wetters (oder war es der Smog?) definitiv. Allein schon um dort oben ein Bier zu trinken oder mit Freunden essen zu gehen lohnt sich der Weg.
Auch lässig: Es gibt eine Miniramp für Skater und einen Paintball-Platz.
Arenales
Ganz in der Nähe der Sportbar befindet sich auch der Stadtteil Arenales, von wo aus du einen nicht minder guten Ausblick auf Medellín und das Aburrá-Tal hast.
Von hier aus kannst du auch zu einer Flusswanderung zum Chorro de las Campanas Wasserfall starten, den ich aus umgekehrter Richtung abgeklettert bin.
Wen du mindestens einen halben Tag Zeit mitbringst, lohnt sich auch der Weg zu Pablo Escobars ehemaligen Privatgefängnis La Catedral und dem nahegelegenen Salto del Angel. Näheres dazu liest du in meinem Medellín City Escape Beitrag über meine Flusswanderung.
Paragleiten in San Felix
Paragleiten stand ganz oben auf meiner Liste der Dinge, die ich in Kolumbien unbedingt zum ersten Mal ausprobieren wollte. In meinem Fall war es erst in San Gil bzw. dem Chicamocha Canyon soweit, aber auch ganz in der Nähe von Medellín, genauer gesagt in San Felix, ist die Thermik zum Gleitschirmfliegen gut geeignet. Der Ausblick auf die Stadt ist sicherlich bombastisch, wie allein schon die Aufnahmen in diesem YouTube-Video zeigen. Leider verhinderte eine lange Partynacht am Freitagabend, dass ich mich am nächsten Vormittag zwei Schweizern auf den Weg nach San Felix anschließen konnte. Definitiv eine abenteuerliche Aktivität, die man nur auf nüchternen Magen machen sollte.
Kennst du noch weitere lohnenswerte Aussichtspunkte in Medellín? Lass es mich gerne in deinem Kommentar wissen!
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Die Aussicht ist echt atemberaubend. Habt ihr keine Angst gehabt, wenn ihr durch Medellin spaziert habt? Man hört leider sehr viel aus der Gegend: Überfälle, Schießereien etc. Wie sieht es damit aus?
Hallo Kamil, danke für deinen Kommentar. Nein, wirklich Angst hatte ich in Medellín eigentlich nie. Klar gibt es einige Stadtviertel und auch viele Ecken im Zentrum, die man entweder generell oder nach einer bestimmten Uhrzeit besser meiden sollte. Wenn man länger in der Stadt ist, kriegt man auch ein gutes Gefühl dafür oder hat zumindest Einheimische, die einen da auch vor diesen Vierteln warnen. In Poblado und Envigado habe ich mich aber nie unsicher gefühlt.