Dieser Beitrag ist Teil 3 der Serie „Langzeitaufenthalte im Ausland„. Hier findest du Basiswissen, Voraussetzungen, Vor- und Nachteile, Tipps und Kosten zum Thema Schüleraustausch. Am Ende habe ich noch einige Links zu Organisationen angeführt.
2007/08 habe ich mein Austauschjahr in Punta Arenas in Chile mithilfe der Organisation AFS verbracht. Seitdem hat mich das Reisefieber nicht mehr losgelassen. Ich habe unglaublich viel gelernt, gesehen und wunderbare Freundschaften für die Ewigkeit geschlossen. Ich kann sagen, dass das eine der besten Entscheidungen war, die ich hätte treffen können.
Schüleraustausch
Du verbringst drei, sechs oder zwölf Monate als Schüler bei einer Gastfamilie im Ausland. Im Prinzip bist du genauso wie zuhause Teil einer Familie und gehst zur Schule. Diese Zeit wird dir im Normalfall auch im Heimatland als Schulzeit angerechnet. Das heißt, du musst keine Schulstufe wiederholen. Im Regelfall wird dein Aufenthalt über eine Austauschorganisation stattfinden, außer du hast privat Kontakte.
Für wen?
Du solltest zwischen 15 und höchstens 18 Jahre bei Abreise sein. Solltest du jünger oder älter sein, am besten auf der Seite der jeweiligen Organisation checken, ob es für dich noch Möglichkeiten gibt, trotzdem einen Schüleraustausch zu machen.
Du musst auf jeden Fall offen für eine neue Kultur und eine neue Familie und dazu bereit sein, deine eigene Familie und Freunde für 3 Monate bis 1 Jahr nicht zu sehen.
Es ist NICHT zwingend notwendig, ein besonders gutes heimisches Zeugnis zu haben, noch im Ausland ein gutes Zeugnis zu bekommen. Schulpflichtig bist du aber trotzdem.
Vorteil
Ganz ehrlich, denn hier darf ich es ja auch sagen: die meisten Schüler lassen es sich im Austauschjahr so richtig gut gehen!
Du wohnst bei einer einheimischen Gastfamilie und gehst mit einheimischen Schülern in die gleiche Klasse. So hast du von Anfang an Kontakt zu Locals und immer direkte Ansprechpartner bei Fragen und lernst die Kultur und das Alltagsleben in einem anderen Land von Anfang an kennen. Deine Gastfamilie und deine neuen Freunde helfen dir beim Eingewöhnen und werden dir hilfreiche Tipps geben.
Du hast, keinerlei Stress, was deine Benotungen in der Schule im Ausland angehen. Für deine Schule im Heimatland reicht im Normalfall eine Schulbesuchsbestätigung aus dem Ausland (ein Zeugnis gilt meist auch).
Im Normalfall bist du im Austauschaufenthalt sehr gut betreut. Viele Organisationen veranstalten über das Jahr verteilt etwa Camps für Austauschschüler oder bieten andere Aktivitäten und Reisen an. So kannst du Kontakt zu Leuten auf der ganzen Welt aufbauen. Oft hast du auch eine direkte Ansprechperson der Organisation, die dir bei Problemen helfen kann.
Sollte etwas doch nicht so funktionieren, wie du dir es vorgestellt hast, hast du bei deiner Organisation meist die Möglichkeit die Gastfamilie zu wechseln, oder im schlimmsten Fall auch wieder nach Hause zu reisen. Das wird dann auch für dich organisiert.
Nachteil
Es kann sein, dass es nicht leicht wird, in das Land deiner (ersten) Wahl zu fahren. Es gibt einige Länder, wie z.B. Australien und Neuseeland, aber auch die USA, die sehr viele Anfragen für Schüleraustauschprogramme bekommen, aber dafür nicht genug Gastfamilien stellen können.
Du musst dich außerdem an einige Regeln deiner Austauschorganisation halten. Dazu zählen oft eigenmächtige Reisen ohne Begleitung deiner Gastfamilie, Steuern motorisierter Fahrzeuge, selbst wenn du es in deinem Austauschland machen dürftest, Autostoppen etc. Solltest du die Regeln nicht einhalten und deine Organisation bekommt Wind davon, kann dein Aufenthalt vorzeitig beendet werden.
Vielleicht bist du auch noch nicht bereit dafür, für so lange Zeit von zuhause wegzufahren. Der Wiedereinstieg in die Schule nach langer Zeit, mit Überspringen von Schulzeit bei der Rückkehr, kann eine Herausforderung werden, ist aber schaffbar.
Tipps
Sprich mit Leuten, die bereits einen Schüleraustausch hinter sich haben! Das hat mir auch sehr geholfen. Sonst wäre ich wohl für drei Monate nach Spanien, statt für ein Jahr nach Chile gegangen. Drei Monate sind ganz nett, reichen aber meiner Meinung nach nicht, um eine neue Sprache gut zu erlernen, oder dich richtig einzugewöhnen. Selbst ein halbes Jahr ist für einen Schüleraustausch recht wenig, da fehlt dir einfach der ganze Jahreszyklus und dir entgehen garantiert jede Menge toller Momente mit deinen Freunden und deiner Gastfamilie. Glaube mir, kein einziger Austauschschüler, der zurückkam, hat mir gesagt drei oder sechs Monate wären besser als ein Jahr. Außerdem kann dir der Schulbesuch im Ausland erst ab einem halben Jahr angerechnet werden, das heißt, bei einem kürzeren Aufenthalt kann von dir verlangt werden, Prüfungen im Heimatland nachzuholen. Besprich das auf jeden Fall auch im vorhinein mit deiner Schule und rechne nach, wie lange du im Ausland die Schule besuchen wirst. Es kann gut sein, dass du in den Ferien ankommst und somit Schulzeit verlierst.
Es ist egal in welches Land du gehst. Wunderbare Erfahrungen kannst du überall machen. Lass nicht die Landessprache über dein Ziel bestimmen! Du hast die Möglichkeit, Sprachkurse zu besuchen und bei einer einheimischen Gastfamilie und Freunden lernst du die Sprache von selbst. Selbst wenn es Thai ist.
Informiere dich gut über das Land und die Kultur, so vermeidest du von Anfang an unangenehme Situationen und Missverständnisse. Gerade als Europäer solltest du dich etwa über Sicherheitsstandards informieren. Und wenn du etwas nicht verstehst, dann frag gleich nach!
Ganz wichtig: Kläre auch im Vorhinein ab, was deine Organisation anbietet und was im Preis inkludiert ist! Dinge die Gold wert sind, sind unter anderem: Organisation der Versicherung und Visa, Camps im Austauschjahr, die Möglichkeit die Gastfamilie zu wechseln, im Notfall ohne Mehrkosten wieder heimfahren zu können und eine Bezugsperson zur Organisation, die dir für Fragen offensteht und dir bei Problemen hilft. Informiere dich auch über das Prozedere vor deinem Abflug: Camps, die du besuchen musst, Dokumente die auszufüllen sind, etc.
Kosten
Hier lohnt sich ein ausführlicher Vergleich zwischen den unterschiedlichen Anbietern. Der Preis variiert auch mit den Ländern, also wenn du dir nicht sicher bist, kannst du auch hier nochmal Vergleiche anstellen. Bei einem Jahresaufenthalt musst du mit über 5.000 Euro rechnen, und das wäre schon recht billig. Natürlich entfallen einige Kosten wenn du nicht mehr zuhause wohnst, aber mit einer positiven Bilanz wirst du nicht aussteigen. Dennoch ist es auf Zeit gerechnet die günstigste Art, einen Langzeitaufenthalt zu machen ohne zu arbeiten.
Berücksichtige die Tipps, die ich dir oben gegeben habe! Denn deine Organisation sollte dich im Auslandsaufenthalt, wenn du sie brauchst, möglichst gut unterstützen.
Vielleicht überlegst du dir, für „Placing“ zu bezahlen. Das heißt, du kannst gegen Entrichtung einer Summe, deinen Austauschort im gewählten Land bestimmen. Ich rate dir davon ab, denn die Kosten sind erheblich und machen deinen Auslandsaufenthalt nicht spannender.
Frage auch nach, ob die Gastfamilien bezahlt werden! Meiner Meinung nach ist das keine gute Idee, denn die Gastfamilien sollten Schüler nicht aus Geldgründen aufnehmen. Und es wäre doch seltsam als neues Familienmitglied für diese Stellung bezahlen zu müssen.
Bedenke auch: Freizeitkosten sind auch je nach Land ganz unterschiedlich. Wenn es mit dem Geld knapp ist, kannst du mit der Einkommensbestätigung deiner Eltern um finanzielle Unterstützung bei deiner Organisation ansuchen.
Länder
Alle Kontinente, Länder von Klassikern wie USA bis hin zu Ägypten – abhängig von der Organisation und der jeweiligen Situation der Austauschländer. So wirst du nicht in ein Land reisen können, in dem deine Sicherheit akut bedroht ist. Länderlisten findest du auf den unten angeführten Links bei „Kontakte“.
Bei manchen Organisationen macht es Sinn, mehrere Wunschländer in einer Reihenfolge anzugeben. So erhöhst du die Chance auf einen Platz, wenn du beliebte Reiseziele angibst. Melde dich möglichst früh an, um in dein Wunschland reisen zu können (über ein halbes Jahr vor deiner geplanten Abreise). Du kannst manchmal auch eine Vorreihung in der Liste bewirken, wenn du eine Gastfamilie in Österreich bereitstellst.
Kontakte
Wenn du praktisch vergleichen willst, dann schau auf diese Liste von 800 Organisationen + Bewertungen:
http://www.schueleraustausch.net/
Seiten, die du dir (egal ob du aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz bist) in der jeweiligen Länderversion ansehen kannst, für Österreich wären das:
http://www.afs.at/
http://www.ef.co.at/pg/schueleraustausch/
https://www.rotary.at/jugenddienst/austauschprogramme
http://www.yfu.at/
Für Deutschland gibt es eine Seite, die alle Organisationen für Deutschland mit Links auflistet:
http://www.austauschjahr.de/organisationen/
Weitere Kontaktmöglichkeiten:
- Jugendberatungsstellen
- Bildungsmessen – bekanntere Organisationen haben dort meist Infostände
- Facebookseite der jeweiligen Organisationen – Austausch mit ehemaligen Austauschschülern
Dich interessieren noch andere Alternativen, um für längere Zeit ins Ausland zu gehen? Dann lies hier auch Teil 1 über mein Erasmuspraktikum und Teil 2 über mein Aupair. Weitere Artikel folgen! Um keine zu verpassen, melde dich am besten für unseren Newsletter an:
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Oh cool. Bin ich nicht der einzige, der auf diesem Weg viel zu reisen begonnen hat. Ich war auch mit AFS ein Jahr bei einer Gastfamilie, in Spanien!
(Nur um dann nach der Schule gleich mal für 14 Monate wieder im Ausland zu sein, Zivildienst ;-))
Liebe Grüße,
Jakob