Auch wenn es Fotos und Nachrichten aus Zeitschriften und Internet vermuten lassen, in Spanien scheint nicht immer die Sonne. Gerade heute definitiv nicht. Der Himmel ist vollkommen mit Wolken bedeckt und dicke fette Regentropfen fallen herab. Ob das mit der E-Mountainbike-Tour in Andalusien heute noch etwas wird?

ojen_ichbergauf

Wir fahren mit unserem Mietauto von unserer Finca in Monda zum Bikehop nach Marbella und es wir einfach keinen Deut besser, eher nur noch nebliger. Ruth von In Bicycle We Trust begrüßt uns trotzdem überschwänglich und gibt uns eine kleine Shopführung. Hier gibt es vom faltbaren E-Bike über das E-Mountainbike, Fatbike bis zu Kinderrädern alles. Zusätzlich noch einige Accessoires wie zum Beispiel bunte Radhelme.

Sie stellt uns gleich auch Talibe, genannt Tali, vor. Er soll als Guide die für heute geplante E-Mountainbike-Tour mit uns machen. Leider wird aus der Bici Picinic Tour in El Juanar wohl nichts. Zu neblig und zu nass ist es in dem Park, um abseits der Straße zu fahren, oder gar ein Picnic zu machen.

Aber es gibt bereits einen Ersatzplan für unsere Aktiv-Reise: Wir werden statt einer Off-road Tour auf der Straße bleiben und den Ort Ojén und Umgebung in der Nähe von Marbella erkunden.

In und um Ojén mit dem E-Mountainbike

Was uns natürlich besonders gefällt: Die Radtour beginnt trotz Ausfalls eines Picnics mit einem Highlight: „Lass uns zum Frühstück Churros essen gehen!“, sagt Ruth. In dem etwa 3000 Seelen Ort Ojén werden wir zu der wohl kleinsten Churrería, die es gibt geführt: Er Churrerría.

„Hier gibt es die besten Churros“, verkündet Ruth. „Nicht so wie die in Madrid, hier sind sie größer und luftiger. Sie werden auch ganz anders als im Norden genossen, nämlich in Salzwasser getunkt. Das war früher eine Möglichkeit auf eine gute und günstige Weise satt zu werden“. Schräg! Sie schmecken eigentümlich, wie ein nasser, knuspriger und salziger Schwamm. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber nicht schlecht. Der Churros-Bäcker, Ruth und Tali dürften wohl unsere etwas überraschten Gesichter gesehen haben. „Wir essen auch Churros mit Schokolade und Kaffee“, meinen sie. Kurz später stehen wir mit ziemlich vielen Churros vor unserer heißen Schokolade und tunken. Lecker!

Danach geht es endlich zu den Rädern. Irgendwie schaffe ich es, mir das „Speedbike“ zu angeln, das schnellste unter allen, auf das offensichtlich auch Tali ein Auge geworfen hatte. Mal sehen, ob das eine gute Idee war… Auf unserem Lenker finden wir eine digitale Anzeige mit dem aktuellen Batterienstand und wieviel Batterieassistenz wir beim Fahren eingestellt haben. Das geht in insgesamt sechs Stufen von ohne Assistenz über Eco und Standard bis zum Boost.

ojen_anzeige_emtb

Hier zeigt sich, dass Ojén der perfekte Ort für ein E-Bike ist, schön hügelig mit ordentlichen Steilstücken. Tatsächlich fällt es schon mit der Eco-Assistenz bedeutend leichter bergauf zu fahren. Ich merke auch nur anfangs deutlich, wie der Motor sich zuschaltet, aber mit der Zeit gewöhne ich mich dran. Jetzt aber mal den Boost, denke ich mir. Hier zeigt sich das Geheimnis des Speedbikes. Selbst der steilste Hügel ist damit eine Kleinigkeit. Irre! Auf Spanisch: „Guay!“

ojen_emtb_fahrend

Als erstes fahren wir ein Stück durch die Stadt.Vorbei an der wunderschönen alten Kirche „Iglesia Nuestra Señora de la Encarnación“, die ehemals eine Moschee war und an deren den Wänden Zitronen und Blumen wachsen.

Die Kirche passt wunderbar zu dem ohnehin sehr pittoresken Ojén, in dem kein nicht-weißes Haus stehen darf, das aber umso mehr Farbe durch die zahlreichen Blumen bekommt. Knapp hinter der Kirche finden wir einen Trinkwasserbrunnen, genannt „Fuente de los Chorros„. Wer noch seine Trinkwasservorräte auffüllen muss, ist hier richtig. Je weiter wir nach den Hügel hinauffahren, desto schöner wird die Aussicht auf die Stadt. Guay! Besonders bei der der nächsten Sehenswürdigkeit, einer Höhle mitten im Ort. Zu dieser „Cueva de las Columnas“ kommst du zu Fuß über einige Stufen, zwar ganz Boost-frei, aber die Aussicht lohnt sich wirklich!


Ojen_aussicht

Nun machen wir uns auf einen längeren Weg, raus auch Ojén, auf dem Sendero la Mairena, bergauf, bergab über viele Hügel auf einer geschlängelten Straße gesäumt von Wiesen, Wald und einigen wenigen Häusern. Es regnet immer noch ein bisschen, aber das fällt uns kaum auf. Immerhin gibt es einfach so viel zu sehen! Von Eseln über Ziegenherden und Pferden bis hin zu der Aussicht, die trotz des Nebels unglaublich schön ist. Irgendwann entschließen wir uns doch dazu umzukehren. „Mir ist kalt!“, meint Tali. Uns auch, obwohl wir deutlich mehr anhaben. Willkommen in Andalusiens Winter, der zwar weit entfernt vom Gefrierpunkt, aber deutlich kälter als erwartet ist.

Es geht retour auf der Schotterstraße, viel bergab, viele Kurven. Wieder und wieder versuche ich an die Erklärungen von Adrian vom Downhill-Mountainbike Training in Leogang zu denken. „Schau auf den Kurvenausgang! Brems vor, aber nicht in der Kurve!“ Einmal habe ich heute die Gesetze der Physik ignoriert. Keine gute Idee. Meine Hose sieht so aus, als hätte ich Wilderes als Straßen-Mountainbiken hinter mir.

Emtb_ojen_bergauf

Das letzte Stück vor Ojén ist wieder richtig steil. So steil, dass ich wohl ohne E-Motor schon nach ein paar Metern abgestiegen wäre. Aber der Boost, der hat es in sich, denn Flo und Tali plagen sich deutlich mehr als ich.

Emtb_wasserfall

Ich bin total begeistert vom E-Motor. Auf den etwa 12 Kilometern, die wir geradelt sind, habe ich mich kaum angestrengt. Die Batterie des Bikes ist auch noch fast voll, also wäre auch eine längere Tour durchaus möglich gewesen. Ruth meint, dass eine ihrer normalen Touren etwa 25 Kilometer lang sei.

Zusätzlich ist ein Mountainbike-Trail von weiteren 30 Kilometern in der Umgebung geplant, der Strecken für Familien bis zum Downhill-Profi beeinhalten soll. Das erfahren wir vom Bürgermeister von Ojén persönlich, der uns in einem Cafe bei hausgemachten Chips und Bier kurz spontan Gesellschaft leistet. Klingt ausgezeichnet, denn die Umgebung scheint auf jeden Fall wie geschaffen dafür.

Für uns geht es aber erstmals wieder retour nach Marbella wo sich der Himmel inzwischen zum Glück wieder etwas aufgeklärt hat.

Mit dem faltbaren E-Bike am Strand von Marbella

Zurück im Shop von In Bicycle We Trust bietet uns Ruth an, noch ein weiteres Bike zu testen: Eine Tour mit einem faltbaren E-Bike. „Das ist perfekt für die Stadt, da es so klein und handlich ist, aber trotzdem schnell geht.“

Ruth gibt uns noch einige weitere Tipps, was wir in Marbella machen können. „Vor allem die Altstadt ist wunderschön!“ Städte besichtige ich eigentlich lieber zu Fuß, vor allem kleine verwinkelte Altstadtgassen. Also entscheiden wir uns dazu, an der Strandpromenade von Marbella entlang zu radeln.

Auch die faltbaren E-Bikes haben verschiedene Assistenzstufen, vier insgesamt. Am Lenker kannst du auf der linken Seite „einen Gang zuschalten“. Stufe vier ähnelt dem Boost beim Mountainbike. Einfach genial, wie wir scheinbar mühelos, begleitet nur von einem leichten Schnurren an Fußgängern, Läufern und Inline-Skatern vorbeiziehen. Macht richtig Spaß! Zuerst fahren wir Richtung Osten bis zum „Club Deportivo Marina la Bajadilla„. Dort finden wir ein kleines Fischerdorf, eingebettet zwischen modernen Häusern und genießen eine tolle Aussicht vom Ende der Hafenstraße Calle de Isaac Peral.

strand_marbella_aussicht

Da hier auch die Straße entlang des Strandes endet, beschließen wir, zurück in die entgegengesetzte Richtung bis zum etwa 8 Kilometer entfernten Puerto Banús zu fahren, dem Jachthafen von Marbella. Je näher wir kommen, desto mehr Villen und schicke Restaurants sehen wir. Beim Puerto Banús angekommen befinden wir uns gefühlt in einer anderen Welt, vor allem was die Autos und Jachten angeht.

Hungrig sind wir genau zur falschen Zeit, am späten Nachmittag, wo es kein Mittagessen mehr und noch kein Abendessen gibt, es sei denn man geht zu Burger King. Beim Libanesen Marrush finden wir dann zum Glück doch noch eine gute Alternative.

Müde, aber sehr zufrieden kommen wir schließlich zu Sonnenuntergang wieder beim Bikeshop an. Wir beschließen, dass die Energie noch für einen Mini-Altstadtrundgang in Marbella reicht.

Zu Fuß durch die Altstadt von Marbella

Wäre ich ein Regisseur, der für einen Liebesfilm eine romantische Kulisse suchen würde, dann hätte ich diese in Marbellas Altstadt gefunden. Auch hier sind die Häuser weiß und mit Blumentöpfen und Sträuchern geschmückt. Die Gassen sind klein und verwinkelt mit vielen netten Läden. Oft sind die Pflastersteine zu kunstvollen Mustern gelegt.

Schon am Tag eine Augenweide und nachts unvergleichlich: selbst unter den alten Laternen hängen Blumenkästen und der Kirchturm wird ebenfalls wunderschön beleuchtet! Eine Stadt zum umherschlendern, bewundern und sich verlaufen – nur um etwas Neues an jeder Ecke zu entdecken. So mini ist der Altstadtrundgang dann doch nicht nicht geworden. Wir haben am nächsten Tag sogar nochmal vorbeigeschaut, so gut hat es uns gefallen. Ein ganz klares Must-See für dich, solltest du mal in Marbella sein!

Fazit

E-Bikes sind genial! So sind wir sicher ein längeres Stück gefahren, als wir ohne E-Motor gemacht hätten und haben auch ganz schön viel gesehen. Zusätzlich sind E-Bikes eine gute Möglichkeit als Gruppe mit unterschiedlicher Ausdauer einen Ausflug zu machen, da die Zuschaltung des Motors regulierbar ist. Besonders begeistert waren wir beide von In Bicycle We Trust. Die Organisation der Tour hat trotz der Umstände wunderbar funktioniert. Wie Ruth und Tali beteuern, ist Flexibilität sehr wichtig für sie. So gehen sie stark auf die Wünsche der einzelnen Personen oder der Gruppe ein und werfen auch gern einen urspünglichen Plan über den Haufen, wenn es eine für die Gruppe bessere Alternative gibt. Super war, dass wir Plätze wie die Churrería in Ojén besucht haben, die man als Tourist wahrscheinlich einfach übersehen würde. Außerdem haben wir von Ruth und Tali viele Tipps für Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten in der Umgebung bekommen.

bikeshop_ruth

Tipp zum Schluss: Die Adresse des Bikeshops ist Calle Félix Rodríguez de la Fuente – Edificio Parque Sol Local 20. 29601 – Marbella. Kommst du mit dem eigenen Auto nach Marbella, dann ist das Parken eine echte Herausforderung. Es gibt direkt vor dem Shop zwar ein Parkhaus, doch das kostet pro Stunde 3,90 €. Wahrscheinlich ist deshalb dort immer etwas frei. Dreh ein paar Runden in der Umgebung, es gibt viele Straßen wo du mit etwas Glück einen Platz erwischst.

Vielen Dank an Ruth und Tali von In Bicycle We Trust Marbella, sowie Ruralidays, die uns bei dieser Recherchereise in Andalusien unterstützt haben. Meine Meinung bleibt wie immer meine eigene.

Corinna Donnerer

2 Kommentare

Schreibe eine Antwort zu Walk & Taste Tour in Málaga | Travel PinsAntwort abbrechen