Ich liebe Medellín. Manchmal wird es mir in der kolumbianischen Millionenmetropole aber einfach zu wuselig. Dann heißt es: raus aus der Stadt und ab in die Natur! An einem Nachmittag mal eben schnell in den Dschungel und einen Fluss entlang zu Wasserfällen wandern? Ganz in der Nähe von Medellín ist das möglich.
In diesem City Escape Beitrag nehme ich dich mit zu einer Flusswanderung samt kleiner Kletterpartie, die mich vom ehemaligen Privatgefängnis „La Catedral“ eines gewissen Pablo Escobars zu den (weitaus interessanteren) Wasserfällen Salto del Angel und Chorro de las Campanas führt. Inklusive beeindruckender Aussichtspunkte auf Medellín und Tipps für deinen eigenen Ausflug in die Dschungelwelt Antioquias.
Hinkommen
Der Ausgangspunkt der Wanderung befindet sich etwas außerhalb von Envigado, südlich von Medellín. Vom beliebten Stadtteil Poblado aus benötigst du mit dem Taxi oder Uber etwa 45 Minuten (Fahrtkosten ca. 35.000 COP, je nach Tageszeit und Verkehr). Von der Metro Station Envigado reduziert sich die Fahrzeit auf etwa die Hälfte.
La Catedral
Vielen Touristen ist „La Catedral“ wohl vor allem aus der Netflix Serie „Narcos“ bekannt, in der sich eine ganze Folge dem Privatgefängnis von Pablo Escobar widmet. Heutzutage ist abgesehen von ein paar Ruinen, Wachtürmen und dem Heli-Pad nicht mehr viel davon zu sehen. Stattdessen befindet sich auf dem Gelände daneben ein Alters- und Pflegeheim, das von einem Benediktinerorden errichtet wurde.
Wichtig: Der Zugang zum Wanderweg in Richtung der Wasserfälle ist von Dienstag bis Sonntag von 9 bis 16 Uhr gestattet (Stand Januar 2019). Da es ein Tor gibt, vermute ich, dass dieses außerhalb dieser Zeiten verschlossen wird.
Nach 16 Uhr zu starten wäre aber ohnehin keine gute Idee, da du für die gesamte Wanderung von La Catedral bis Arenales etwa 3 bis 3,5 Stunden einplanen solltest und in Medellín die Sonne um kurz nach 18 Uhr unter geht.
Bist du zeitlich knapp dran, kannst du in ca. 1,5 Stunden auch einfach nur bis zum ersten Wasserfall und wieder zurück zu La Catedral wandern (bzw. klettern).
Salto del Ángel
Auf der Suche nach einer Wegbeschreibung der Wanderung von La Catedral zum Salto del Ángel bin ich nur in einem englischsprachigen Blogpost von „The unconventional route“ fündig geworden.
Kurioserweise haben die beiden kanadischen Bloggerkollegen die Abzweigung zum Salto del Ángel verpasst und sind direkt zum Chorro de las Campanas weitergewandert. Dabei ist der Weg meiner Meinung nach gut ausgeschildert und müsste es der Gravur der Schilder nach auch schon im Vorjahr gewesen sein.
Einzig auf die Zeitangaben (80 Minuten zum Salto del Ángel, 60 zum Chorro de las Campanas) würde ich nicht vertrauen. Laut den Tracking-Daten meiner Laufuhr (siehe oben) benötigten mein Sprachschulkollege Raul und ich von La Catedral bis zur Weggabelung 20 Minuten und von hier aus weitere 20 bis zum Salto del Ángel.
Ab hier führt der Weg steil bergab, wobei die ausgesetzten und meist rutschigen Stellen gut mit Seilen versichert sind, so dass die anstehende Kletterpartie keine großen Probleme darstellen sollte (auch zurück nach oben, natürlich).
Als wir beim Wasserfall ankommen, sind bereits drei andere Wanderer im Wasser. Uns ist es jedoch ehrlich gesagt zu kalt und zu „schattig“, so dass wir uns mit ein paar Fotos begnügen und beschließen, das verbleibende Tageslicht lieber dafür nutzen, auch noch zum anderen Wasserfall zu wandern.
Chorro de las Campanas
Ob die dafür angegebene Wegzeit ebenfalls übertrieben ist? Ganz im Gegenteil. Denn ab der Weggabelung bis zum Chorro de las Campanas brauchen wir fast 90 Minuten, statt der angegebenen 60. Und das ohne uns großartig zu verlaufen oder Pause zu machen. Der Weg zum zweiten Wasserfall führt zunächst ebenfalls steil über weichen Waldboden bergab. Anfangs noch mit Seilen versichert und sehr „weitläufig“, wird die Vegetation rasch dichter, der Weg felsiger. Statt Seile gibt es nur noch Wurzeln zum Anhalten.
An einer unbeschilderten Weggabelung halten wir uns (instinktiv richtig) rechts und gelangen zu einer kleinen Lichtung, die uns wieder zurück zum Fluss La Miel führt. Diesen überqueren wir und folgen ab hier seinem Lauf bis wir schließlich oben am Chorro de las Campanas ankommen, der über zwei Stufen ca. 50 Meter in die Tiefe stürzt.
Ein kurzes Stück können wir noch abklettern und sehen von oben abermals andere Wanderer. Nur wie wir nach unten gelangen sollen, ist uns im ersten Moment nicht ganz klar. Schließlich probieren wir es über einen kurzen Anstieg in den Wald rechts vom Wasserfall (in Fließ- bzw. Fallrichtung), der nach einigen Metern auch notdürftig markiert ist und somit wohl anzeigt, dass es sich tatsächlich um den Abstiegsweg handelt. Oder sollte ich besser sagen, Kletterroute? Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind auch hier auf jeden Fall mehr gefragt als Armkraft.
Von unten betrachtet wirkt der Wasserfall noch einmal mächtiger, beeindruckender. Erst später finde ich heraus, dass hierhin wohl auch eine Canyoning-Tour angeboten wird, bei der man sich direkt über den Wasserfall abseilt.
Am Fluss entlang nach Arenales
Um zurück in die Stadt bzw. in den Stadtteil Arenales zu kommen, folgen wir einfach dem Fluss. Da es an den meisten Stellen schneller geht, ziehen wir uns die Schuhe aus und laufen direkt durchs kühle Wasser. Die Chancen, komplett trockenen Fußes weiterzukommen, sind ohnehin eher gering. Nach nicht ganz einer Stunde erreichen wir schließlich eine kleinen Brücke und verlassen das Flussbett. Über einen Feldweg geht es weiter nach Arenales, wo wir uns in der Dämmerung langsam wieder der Zivilisation nähern.
Wenn du hingegen noch etwas mehr Zeit hast, solltest du unbedingt, wie im kanadischen Blogpost empfohlen, zum Sportplatz in Arenales hochgehen, da du von hier aus nochmal einen echt tollen Blick auf die Stadt hast. Für uns ist es dazu leider schon zu spät und wir sind froh, dass du uns auf der nun asphaltierten Straße der Metro-Bus entgegenkommt, der uns zurück nach Envigado bringt (fährt ca. alle halben Stunden).
Die Wanderung hat sich für uns definitiv gelohnt!
- Kunst mit Sinn: Tauchabenteuer in Grenada’s Unterwasser Skulpturenpark - 28. November 2023
- Dachsteinrunde Classic: Mit dem E-Mountainbike den Dachstein umrunden - 20. August 2023
- [Moto Vlog] Unterwegs in der Südsteiermark, Slowenisches Drautal und Packsattel - 5. April 2022
Hallo! Ein spannendes Erlebnis, das sofort die eigene Abenteuerlust weckt. Ich reise leidenschaftlich gern und bekomme durch deine Schilderungen und die Bilder ein bisschen das Gefühl selbst dabei gewesen zu sein. Danke dafür!
Hi Florian,
Medellin hat mich damals auch fasziniert, leider war ich nicht lang genug da, um die ganze Stadt wirklich kennenzulernen. Deine Wanderung klingt jedenfalls spannend, die härteste Trekking-Tour, die ich bisher mitgemacht habe, war tatsächlich auch in Kolumbien, im Norden in der Sierra Nevada de Santa Marta und führte zur Ciudad Perdida (so eine Art kleines Machu Picchu), 3 Tage grüne Dschungel-Hölle, mit matschigen Wegen und sturzfluten-gefüllten Flüssen, durch die es hindurchging, aber dennoch ein tolles Abenteuer. Wenn Du also Zeit hast, ist das vielleicht eine Option? Schau gern mal rein: https://draussenlust.de/wandern/2018/trekking-in-kolumbien-wanderung-zur-ciudad-perdida-tag-3/
Viele Grüße
Alex