Morgens von den Sonnenstrahlen im Gesicht aufwachen, die draußen vor dem Fenster den Schnee zum Funkeln bringen. Und wenig später meine Augen. Nach dem Frühstück will ich einfach nur raus, auf die Brettln, die uns Österreichern die Welt bedeuten. Hinauf auf den Berg und gleich wieder hinab ins Tal. Am besten bei strahlendem Sonnenschein auf perfekt präparierten, griffigen Pisten. Klar, wer möchte das nicht?
Und viele Skigebiete versprechen in der Werbung auch genau das. Doch während sich das Wetter eher schlecht beeinflussen lässt, sehen viele Pisten gegen Ende der Saison in Wahrheit schon recht „mitgenommen“ aus. Es stellt sich also die Frage, wo man bis Ostern noch gut Skifahren und trotzdem die frühlingshaften Temperaturen in den Bergen genießen kann?
Wir waren Mitte März auf dem Kärntner Nassfeld und haben uns angesehen, was Skifahrer auf der größten Sonnenterrasse der Alpen bei einem Aktiv- und Genussurlaub auf und abseits der Piste erwarten dürfen.
Skifahren auf dem Nassfeld
Mit 110 Pistenkilometern ist das Nassfeld das größte Skigebiet Kärntens, aufgeteilt auf 40 Pisten, die mit 30 Liften erreicht werden können. Von der Lage südlich des Alpenhauptkamms und der abschirmenden Wirkung der Hohen Tauern profitieren auch wir als Skifahrer, denn diese bescheren dem Nassfeld die meisten Sonnenstunden der Alpenregion: Im Durchschnitt sind es von Anfang Dezember bis Mitte April 850 Sonnenstunden und damit um 100 mehr als auf der Alpennordseite. Sonnenuhren mit eingebauten Messgeräten zählen übers Skigebiet verteilt mit.
Und tatsächlich: Genauso wie bei unserem ersten Skitag am Nassfeld Anfang Jänner, strahlt auch an diesem Wochenende die meiste Zeit die Sonne, während es im großen Rest Österreichs eher trüb und teilweise bis rauf auf die Berge regnerisch zugeht.
Wir sind im Falkensteiner Hotel Sonnenalpe untergebracht. Mitten im Skigebiet auf 1.500 Meter Seehöhe gelegen, starten wir unseren Tag auf der Piste direkt gegenüber am Sessellift der Madritschenbahn. Hier scheint schon am frühen Vormittag die Sonne und aufgrund der Nähe vieler Hotels ist auf der Lärchenboden-Abfahrt bzw. den anderen Pisten zwischen Kofelplatz und Sonnenalpe vergleichsweise viel los.
Daher wechseln wir die Hangseite und fahren mit der gleichnamigen Bahn auf den Gartnerkofel. Hier haben wir die Pisten fast für uns alleine, viele davon liegen zumindest zum Teil im Schatten, so dass die Schneequalität für diese Jahreszeit erstaunlich gut ist und es weniger schnell auffirnt.
Eine lässige Überraschung ist sicherlich die Ski Movie Parallel-Rennstrecke, die ich in der Form bisher noch von keinem Skigebiet kannte: Beim Start einfach die Liftkarte an den Sensor halten und schon wird unsere Fahrt mit mehreren Kameras aufgezeichnet, die wir uns später in einem musikalische hinterlegten Video via Internet ansehen und herunterladen können.
Im Skiline-Onlineportal finden wir neben dem Video auch unsere Aufnahmen von weiteren Fotopoints, die im Skigebiet verteilt aufgestellt wurden. Außerdem erfahren wir so, dass wir in zwei Tagen rund 10.000 Höhenmeter und 72 Pistenkilometer zurückgelegt haben.
Auf der anderen Seite des Gartnerkofels geht es hinab zur Garnitzen-Alm, quasi ins hinterste Eck des Skigebiets. Auch dort ist es eher ruhiger, aber nicht weniger eindrucksvoll: Vor allem der Blick von der Garnitzenbahn I „La Prima“ auf die Felstürme des Däumlings hat uns beeindruckt. Wer genau schaut, erkennt in luftigen Höhen auch eine steile Nepalbrücke, die Teil des Däumling-Klettersteigs ist, den ich gerne im Sommer begehen möchte (Schwierigkeit C, laut meinem Klettersteig-Führer – also absolut machbar).
Mittags geht es dann wieder hinüber zu unserem „Hausberg“ auf die Madritsche. Noch gehen sich hier ein paar Schwünge auf der „Funslope“ aus, bevor wir zum Essen in der Kofelalm einkehren. Die höchstgelegene Skihütte am Nassfeld bietet ein uriges Ambiente, eine bodenständige Küche mit vielen beliebten „Hüttenklassikern“ (Germknödel & Kaiserschmarrn – für die Süßen unter uns!). Aber auch heimische Raritäten stehen auf der Speisekarte, wie zum Beispiel Ragout vom karnischen Bio-Hirsch.
Kulinarischer Sonnenskilauf
Mit insgesamt 26 Hütten kommt die Kulinarik am Nassfeld ja generell nicht zu kurz. Ab Mitte März bis zum Saisonende zu Ostern lädt die Region zudem zum kulinarischen Sonnenskilauf. Sechs Skihütten und Restaurants servieren in dieser Zeit abwechselnd von Sonntag bis Freitag typische regionale Schmankerl. So auch Genusswirt Hans Plattner, der in seiner „Plattner’s Einkehr“ nicht nur den Auftakt feiert, sondern seinen eigenen 60. Geburtstag gleich obendrauf. Zwischen all den Gratulanten und Stelldichein findet Herr des Hauses auch Zeit, um ein wenig mit uns über seine Philosophie zu plaudern. Als Kärntner Genusswirt möchte er gerne weg von der klassischen Skihüttenküche und wieder zurück zum Ursprung des guten Geschmack, mit „echten“ Produkten aus der Region, wie dem Gailtaler Speck g.g.A. und Gailtaler Almkäse g.U. Slow Food Travel lässt grüßen!
Zum kulinarischen Sonnenskilauf gibt es daher neben würzigen Käsespätzle und Plattner’s Maisbackhendl auch Kärntner Lax’n, eine in der Region gezüchtete Süßwasserforelle. Eine weitere Spezialität verkosten wir in der Schirmbar vor dem Gasthaus: mit selbstgebranntem Mispelschnaps stoßen wir noch einmal auf den Geburtstag von Hans Plattner an. Dazu spielen Musikanten aus dem italienischen Kanaltal, wo noch furlanisch gesprochen wird, ein weiteres Geburtstagsständchen. Auch Hans Plattner wechselt munter zwischen Italienisch und Deutsch hin und her, während er sich wieder seinen Freunden und anderen Gästen zuwendet und wir uns wieder auf die Piste begeben.
Zwischen Rudnigsattel und Zweikofel: 1.200 Höhenmeter Pistenabfahrt hinab ins Tal
im Westen nichts Neues? Stimmt nicht. Denn seit der letzten Wintersaison gibt es im westlichen Teil des Skigebiets einen neuen 6er-Sessellift, der uns hinauf zum Rudnigsattel bringt. Bei frostigen Temperaturen, die wir hier aber nicht erleben, sogar mit beheizbaren Sitzen. Luxus!
Am schon recht grünen Schnittlauchkofel und der Rudnigalm vorbei, geht es runter ins Rastl, wo wir die Wahl zwischen zwei weiteren Gondel-Seilbahnen haben: Entweder mit der Trogkofelbahn hinauf zur Troghöhe auf knapp 2.000 Meter. Oder hinüber zum Zweikofel, wo die längste Piste des Nassfelds auf uns wartet.
Die Talabfahrt „Carnia“ ist 7,6 Kilometer lang und führt von der Bergstation der Zweikofelbahn über 1.200 Höhenhmeter hinab nach Tröpolach. Das ist genau jene Piste, auf der einst Hermann Maier bei einer „Wetten, dass …“ Außenwette gegen ein Rallye-Auto angetreten ist. Ganz so viel Speed hatten wir diesmal aber sicher nicht, denn im Vergleich zum Januar ist gerade der untere Teil der Carnia schon recht „dünn“ und mit braunen Flecken durchsetzt. Kein Wunder, Tröpolach liegt auch nur mehr auf knapp 600 Meter. Etwas früher im Winter ist sie aber vor allem als letzte Abfahrt des Tages sehr lohnenswert, da man in der untergehenden Sonne noch einmal einen tollen Blick hinein ins Gailtal genießt. Mit Fotostopps also am besten 20 bis 30 Minuten einplanen.
Grenzüberschreitende Alpe Adria Kulinarik
Nach einem langen Skitag noch schnell rüber nach Italien und bei Pizza, Pasta & Tiramisu die zwischenzeitig verloren gegangenen Kalorien wieder zu sich nehmen? Kein Problem, denn die Sonnenalpe Nassfeld liegt direkt an der Grenze zu unseren italienischen Nachbarn. Dazu brauchen wir (theoretisch) nicht einmal ins Auto steigen. Praktisch tun wir es dann doch, denn wir wollen Fausto Fedrigo in seinem „Kabrio“ nicht auf uns warten lassen. Schließlich betreibt der Austro-Italiener im alten Zollhaus nicht nur die „erste und letzte Pizzeria Italiens“ (samt Après Ski Pub).
Morgens vor den ersten Gästen ist Fausto oft schon „nur einmal kurz“ auf der Piste, um die selbstgemachten Snowboards (Sandy Shapes) und Skier (Opera) aus Vollholz zu „testen“, die sein Freund herstellt und die Fausto nach Gebrauch auch gerne an die Wand nagelt. Und abends? Ja, da schwingt er sich dann noch auf den Ratrac und präpariert die Langlaufloipe am Lago Pramollo, der italienischen Seite des Nassfelds. Dazwischen plaudert und scherzt er mit seinen Gästen. Viele davon sind Stammgäste und kommen oft ins Kabrio.
„Was wollt ihr denn trinken?“, Fausto schaut uns fragend an. Ich schiele über die Bar und entdecke eine Art Smoothiemaschine, die langsam eine gelbliches Getränk durchrührt. „Die Spezialität des Hauses?“, frage ich zurück. Diese nennt sich übrigens Bombardino und besteht aus Eierlikör mit „Zusatz“ – in Form von Cognac. „Zum Runterspülen bringe ich dir noch einen weißen Spritzer dazu!“. Gut, retour fährt dann also wohl besser Cori.
Was das Kabrio denn ausmache, möchte ich von Fausto wissen. „Unsere Freundlichkeit, die Nähe zur Piste und die Qualität unserer Pizzen!“, so der Wirt selbstbewusst. Das wollen wir überprüfen und werfen einen Blick auf die recht umfangreiche Karte. Wir bestellen eine Pizza Fausto, natürlich vom Chef persönlich kreiert. „Piccola, per favore!“ rufe ich noch hinterher. Serviert wird die Pizza mit Thunfisch, pikanter Salami und Zwiebel. Und ja, sieht man über den leicht verbrannten Rand hinweg, ist sie geschmacklich einwandfrei und einmal etwas anderes als die Standard-Pizzen mit Prosciutto (crudo) und Rucola, die ich anderswo meist bestelle.
„Anderswo“ gut essen kann man auf der italienischen Seite des Nassfelds auch ein paar hundert Meter weiter im Albergo Wulfenia da Livio. Wobei es auch hier ein Naheverhältnis zum Kabrio gibt, denn Wulfenia da Livio wird von Faustos Vater Livio betrieben. Überhaupt war Familie Fedrigo Ende der 1950er Jahre die erste, die ein Lokal an der österreichisch-italienischen Grenze aufmachte. Tipp: Unbedingt den italienischen Jausenteller als Vorspeise bestellen, der kommt – natürlich – mit Prosciutto crudo, aber auch Mortadella, Käse, Perlzwiebeln und Makrelen. Am besten lässt du bei der Wahl der Hauptspeise auch noch Platz für eine Dessertvariation mit Tiramisu, Tartufo und Panna Cotta.
Entspannen auf dem Nassfeld
Nach den vielen Abfahrtskilometern und kulinarischen Genüssen wollen wir uns erstmal entspannen. Das beginnt gleich direkt an der Skipiste, denn auf dem Nassfeld stehen über 1.000 (!) Liegestühle bereit, in denen sich die Sonne nicht nur am späten Nachmittag ganz entspannt genießen lässt. Am Gartnerkofel haben wir sogar Strandkörbe entdeckt!
Weiter geh es mit der Entspannung im Wellness- & SPA-Bereich des Falkensteiner Hotels auf der Sonnenalpe. Dieser bietet neben großzügigen Ruhe- und Behandlungsräumen, einer finnischen Sauna, einer „Biosauna“, einem Dampfbad und einem Kältebecken auch einen Außenbereich mit Whirlpool.
Veranstaltungstipps für das Nassfeld
Zum Auftakt des Sonnenskilaufs holten die Kärntner die Veranstaltung Sound of Wine erstmals in die Berge. Auf der eher ungewöhnlichen Weinmesse präsentierten vor allem junge österreichische Winzer ihre Weine in lässiger Atmosphäre, auf dem „Snowbeach“ der Sonnenalpe samt DJ und Electro-Beats zur Hintergrundbeschallung.
Neben der Weinverkostung gab es auch noch regionale Schmankerl in Form von Gailtaler Almkäse, der im Sommer direkt hier oben, auf den Almen des Nassfelds, produziert wird. Dorothea Sagmeister und Elisabeht Buchacher bewirtschaften nicht nur die Rattendorfer bzw. Egger Alm, sondern laden ein, ihre Produkte vor Ort kennenzulernen und bieten auch Workshops im Rahmen von Slow Food Travel an.
Noch bis 2. April geht es übrigens wieder laut zu am Nassfeld: Aktuell findet nämlich das Full Metal Mountain statt, eine Kombination aus Heavy Metal Festival und Winterurlaub, veranstaltet von den Organisatoren des berühmten Wacken Open Air. Das nenne ich mal Après-Ski abseits vom Mainstream 😉 Tagestickets für die Shows von Bands wie Amon Amarth oder Apocalyptica sind noch auf oeticket verfügbar.
Gleich im Anschluss geht es am 2. April mit Plattner’s Winter Almkirchtag weiter (ebenfalls mit musikalischer Umrahmung), bevor am 15. April beim Grand Final Live-DJs bei der Schirmbar Berghex auflegen. Der nahtlose, sportliche Übergang von der Winter- in die Sommersaioson findet am 17. April bei der Nassfeld Ski & Golf Trophy statt: vormittags das letzte Skirennen der Saison erleben, nachmittags ein 9-Loch-Golfturnier.
Vielen Dank an NLW Tourismus für die Einladung zu dieser individuellen Recherchereise auf das Nassfeld. Meine Meinung bleibt jedoch wie immmer meine eigene!
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[…] kommen hingegen aus südlicher Richtung. In den Tagen zuvor waren wir zum Skifahren am Nassfeld, in Kärntens größtem Skigebiet und an der Grenze zu Italien gelegen. Ab Hermagor folgen daher […]