Schon die Fahrt von einem Ort zum anderen kann in Kambodscha ein großes Abenteuer sein. Für eine Strecke von gerade mal 300 Kilometer ist man in diesem südostasiatischen Land locker 5 bis 7 Stunden unterwegs, zum Beispiel mit dem Bus von Battambang nach Phnom Penh. So genau weiß man das vorher eigentlich nie, je nach Jahreszeit, Verkehr und vor allem Straßenzustand dauert es mal kürzer oder länger. Lustig und mitunter kuschlig wird’s, wenn die Einheimischen dann auch noch mit dem halben Hausrat verreisen und alle etwas enger zusammenrücken (müssen).

Generell gilt: Voll ist der Bus erst, wenn er wirklich voll ist!
Generell gilt: Voll ist der Bus erst, wenn er wirklich voll ist!

Bootsfahrt über den Tonle Sap See

Wem eine Fahrt mit dem Bus nicht abenteuerlich genug ist, dem empfehle ich eine Bootsfahrt über den Tonle Sap, den größten Süßwassersee der Region, sowie weiter über den Sangker River nach Battambang. Anders als die „klassische“ Boot-Route von Siem Reap nach Phnom Penh über die Längsseite des Tonle Sap, geht es hier mit kleineren Booten über Schwemmland in Ufernähe ein kurzes Stück Richtung Westen, zum Delta des Sangker River.

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Die schmale Trasse zwischen den dichten Sträuchern ist hier stellenweise nur wenig breiter als das Boot selbst, immer wieder ragen vereinzelt Bäume aus der Wasseroberfläche.

Bootsfahrt im Sangker Delta des Tonle Sap

Sangker River: Das Leben am und im Fluss

Nach etwa einer Stunde Fahrt wird der Wasserstand am Delta des Sangker River so niedrig, dass wir beinahe stecken bleiben. Doch wir haben Glück und es geht ohne Unterbrechung weiter. In der Trockenzeit kommt das jedoch häufiger vor und die Fahrzeit verlängert sich dann gut und gerne mal von 7 auf 12 Stunden.

Entlang des Sangker River tauchen zunächst vereinzelt Fischerhütten am Ufer auf. Wenig später erreichen wir schließlich ganze Dörfer, mit einfachen Häusern, die nicht nur am Fluss, sondern teilweise auch auf Pontons schwimmend im (!) Fluss selbst stehen.

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Immer wieder hält unser Boot kurz mitten auf dem Sangker an, damit Einheimische zusteigen können, die sich von ihren Verwandten mit kleinen Longtail- und Fischerbooten zum unsrigen bringen lassen. Für viele beginnt hier das eigentliche Abenteuer, wenn sie sich fragen, wie viele Menschen eigentlich auf so ein kleines Boot passen. Und schon mal die Schwimmwesten an der „Decke“ abzählen … aber: alles halb so schlimm, jeder hat noch seinen eigenen Sitzplatz 😉

Gut gelaunt am langen Weg nach Battambang
Gut gelaunt am langen Weg nach Battambang

Nach ca. der Hälfte der Fahrzeit und einem kurzen Zwischenstopp in einem einfachen Gasthaus, verlassen wir die „moderneren“ Dörfer im Fluss, immer weiter Richtung Westen. Der Sangker wird wieder verschlungener, schmäler und verwandelt sich in eine dunkle, braune Brühe. Dann tauchen plötzlich windschiefe Hütten, notdürftig zusammengenagelt, am Ufer auf. Es offenbart sich mir erneut, wie bitterlich arm dieses Land ist…

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Im Fluss selbst sind zahlreiche Fischer mit ihren Booten unterwegs, die zu ihren Netzen fahren. Dort müssen sie die Fische nur noch einsammeln, denn zigtausende hüpfen wie wild an der Wasseroberfläche herum. Wir schließen Wetten darauf ab, ob wohl auch ein Fisch in unser Boot springen würde. So war es dann auch.

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Doch nicht nur Fische tummeln sich im Wasser, auch immer mehr Kinder baden und schwimmen darin, winken uns fröhlich zu, lachen. „Bitte nicht das Wasser schlucken!“, denke ich mir noch, als schon der nächste kambodschanische Junge prustend aus dem trüben Wasser neben unserem Boot auftaucht. Statt Quietschentchen in der Badewanne hat er hier allerlei Plastikflaschen um sich, ein weiteres Zeichen der enormen Umweltverschmutzung. Vorwürfe traue ich mich hier aber niemandem zu machen. Die Menschen, die hier am Land und am Fluss leben, haben schließlich ganz andere Probleme und müssen schauen, wie sie über die Runden kommen. Trotzdem oder gerade deswegen könnte der Kulturschock in Kambodscha wohl kaum größer sein, als hier entlang des Sangker River …

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Fazit

Eine Fahrt von Siem Reap nach Battambang dauert mit dem Bus etwa halb so lang, wie mit dem Boot. Und kostet nicht mal ein Drittel. Trotzdem bin ich froh, dass ich mich für die Fahrt über den Fluss entschieden habe. So war ich viel näher dran am „wahren“ Kambodscha, das sonst viele nur von den staubigen Schlaglochpisten her kennen.

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Buchen kannst du die 30 US-Dollar teure Fahrt übrigens direkt bei Reiseagenturen in Siem Reap. Von dort erfolgt auch der Transfer mit dem Mini-Bus zum Bootshafen südlich der Stadt.

Warst du ebenfalls schon in Kambodscha und hast eine Bootsfahrt unternommen? Wie waren deine Erfahrungen?

Florian Figl

5 Kommentare

  1. Ah, da kommen Erinnerungen auf! Wir haben am Tonle Sap eine Ausflugstour mit einem Boot unternommen. Das war sehr, sehr spannend! Besonders schräg fand ich das von den Amerikaner gebaute Basketballspielfeld auf einem Floß…

    • Lässig! War das auch von Siem Reap aus?

      Hab von anderen Reisenden gehört, dass sie Touren zu Waisenhäusern am Tonle Sap gemacht haben, wo sie dann 50 Dollar als Spende für einen Sack Reis zahlen sollten.

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