Im Herzen der Oststeiermark liegt rund um die Riegersburg eine wahre Genussregion des Landes: Neben feinen Fleischwaren von Vulcano Schinken, verführerischer Schokolade von Zotter und nussigem Kürbiskernöl von der Berghofer Ölmühle warten unter anderem edle Brände und Essige darauf, von Besuchern der Gölles Manufaktur verkostet zu werden.
Begleite uns auf diesem InstaTrip und wir nehmen dich mit in den größten Obstgarten der Steiermark.
Vom sauren Obst zum feinen Essig
An einem sonnigen Samstagnachmittag Mitte Mai besuchen wir die Manufaktur Gölles im steirischen Vulkanland. Gut zwei Drittel der österreichischen Apfelernte stammen aus der Region rund um die Riegersburg, in der auch Alois Gölles senior 1958 mit dem Obstbau begann. In den Obstgärten finden sich nachwievor alte Sorten wie der Maschansker Apfel oder auch mittlerweile seltene Birnen- und Zwetschkensorten, wie die Hirschbirne oder Kriecherl. Für den Handel sind diese Sorten aufgrund ihres scheinbar „unperfekten“ Äußeren und dem oft zu hohen Säuregehalt nicht interessant genug, so dass man sie nur selten zu kaufen bekommt. Für die Produktion von feinem Essig, wie jenem von Gölles, sind sie allerdings genau perfekt!
Im Gegensatz zur industriellen Erzeugung von (billigem) Essig, dem oftmals Alkohol beigemengt wird, wird der natürliche Essig rein aus der Frucht gewonnen. Er entsteht durch die alkoholische Gärung, der durch Maischen und Pressen weiterverarbeiteten, reifen Früchte.
Der mit Abstand wichtigste und bekannteste Essig von Gölles ist der Balsam-Apfelessig, der 1984 in der Manufaktur kreirt wurde und bis Ende der 90er Jahre exklusiv bei Gölles erhältlich war. Zugegeben, der Markt dafür war damals weder besonders groß noch bereit für derlei kulinarische Experimente. Das besondere an diesem Essig: Der Süßmost der Äpfel wird zuerst durch Einkochen reduziert, bevor er vergoren wird. Anschließend lagert er acht bis zehn Jahre im Eichenfass. Mindestens. Mit dem Alter gewinnt er an Aroma, wird öliger und verliert ein wenig seine Schärfe.
Als Highlight der Verkostung bekommen wir sogar ein paar Tropfen des exklusiven 20 Jahre alten „XA“ Balsam-Apfelessig auf unsere Probier-Löffel aus Porzellan. Dieser schmeckt überhaupt nicht mehr nach typischem Essig, fast schon wie Honig. Für Salat-Dressings ist er definitiv zu Schade bzw. aufgrund seiner Dickflüssigkeit auch nur bedingt geeignet. Besser auf’s Dessert damit 🙂
Zuvor kosteten wir uns durch einen Auszug weiterer klassischer, Kreativ- und Balsam-Essige, wie Quitten-, Tomaten- oder Himbeer-Essig. Inhaltsstoffe? Jeweils die Frucht, die drauf steht. Sonst nichts. „Den Löffel müssen Sie bei uns übrigens nicht abgeben“, scherzt Sommelier Domenik Pirstinger. Und spielt damit sicherlich auch auf die „Kusslöffel“ der Zotter Schokoladenmanufaktur an, die nur ein paar Kilometer entfernt liegt. Kein Wunder also, dass die experimentierfreudigen Steirer Josef Zotter und Alois Gölles sich zusammengetan haben und dabei unter anderem eine „Balsam Apfel“ Schokoladensorte entstand – natürlich mit Essig-Gelee!
Edle Brände: Schnaps ist nicht gleich Schnaps!
Weiter geht es mit einer Führung durch die Schnapsbrennerei, seit Ende der 70er Jahre das zweite Standbein der Manufaktur Gölles. Im klassischen Verfahren werden im Rau- und Feinbrandkessel auf traditionelle Art edle Obstbrände hergestellt. Dabei lernen wir, dass Schnaps nicht gleich Schnaps ist: Brand enthält ausschließlich fruchteigenen Zucker, keinen Fremdalkohol, wohingegen Geist mit Ethylalkohol angesetzt wird. Schnaps selbst enthält üblicherweise 30% Brand und 70% Ethylalkohol bzw. wird zur Milderung noch mit Wasser gemischt.
Um also einen einen Liter reinen Brand zu erzeugen werden zum Beispiel 13 Kilogramm Äpfel oder 30 Kilogramm Himbeeren benötigt. Als Edelbrand gelagert und verkauft wird dabei ausschließlich der zweifach destillierte „Mittellauf“, denn der hochprozentige „Vorlauf“ dient maximal als Putz- und Lösungsmittel, der „Nachlauf“ enthält unsaubere Noten und ist eine Art brackiger Fusel.
Klare Brände reifen anschließend ein bis drei Jahre im Glasballon, dunkle, wie der Zwetschkenbrand, hingegen acht bis zehn Jahre im Holzfass, damit dieser Gerb- & Aromastoffe aufnehmen kann.
Im Edelbrandkeller geht es in die zweite Verkostungsrunde. Auf Zwetschken- und Kriecherlbrand folgen Klassiker wie Marille und Williamsbirne. Dem Kirsch-Likör wurde Zucker und Fruchtsaft beigemengt, er passt daher wie der Balsam-Apfelessig zum Dessert. Als „Medizin zum Abschluss“ schenkt uns Domenik Pirstinger schließlich einen Edel-Kräuterbitter aus der grünen Walnuss ein, bevor er sich geduldig unseren weiteren Fragen stellt … Wichtig ist ihm zu betonen, dass er zwar immer nur einen kleinen Auszug an Essigen und Bränden zur Verkostung ausschenken kann, wir aber auf Nachfrage im Shop der Manufaktur selbstverständliche jede Sorte kosten können.
Mit einer Flasche Balsam-Apfelessig und einer Tafel Schokolade im Korb lassen wir den Tag schließlich noch am See unterhalb der Riegersburg ausklingen und genießen nach Vogerl- und Backhenderlsalat auch noch unseren „steirischen“ Eisbecher, natürlich mit Kürbiskernen und Kernöl, was denn sonst 😀
Dieser Beitrag erscheint im Rahmen des Instagram Travel Thursday, einem (mittlerweile) monatlichen Blogprojekt.
Wenn auch du mitmachen möchtest, erfährst du zum Beispiel bei Jana von Sonne & Wolken, Mela von individualicious oder Anita von Travelita wie es geht!
Lust auf einen Besuch bei Gölles bekommen? Führungen mit Essig- & Edelbrandverkostung werden von Montag bis Samstag angeboten. Ende September 2015 eröffnet außerdem eine neue Erlebniswelt. Alle Infos findest du auf der Gölles Manufaktur Website.
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Hey,
Ich möchte heuer wieder eine Weinreise in die Steiermark starten, da werde ich euren Genussreisentipp auf jeden Fall befolgen!
In die Steiermark fahre ich immer gerne, um meine Speisekammer wieder aufzufüllen – die angebotenen Lebensmittel sind ein echter Gaumenschmaus. Vom leckeren Kürbiskernöl, über die hochwertigen Weine bis hin zu der fair erzeugten Zotter Schokolade: in der Steiermark kommt jeder Feinschmecker auf seine Kosten! 🙂
[…] Namen der Genussregion Riegersburg in der Oststeiermark, die mit Wein weniger am Hut haben: Feine Essige und Edelbrände von Gölles sind hier ebenso vertreten wie Vulcano-Schinken und handgemachte Zotter […]
[…] funktioniert das gleich wie bei der Herstellung von Schnaps und Obstbrand, wie du bei etwa einem Besuch der Manufaktur Gölles bei Riegersburg in der Oststeiermark sehen […]
[…] diesen dann auch HIER verlinken! Bis dahin könnt ihr auch auf Travel Pins Cori und Flo zu einem InstaTrip zu Gölles […]