Eines gleich vorweg: Du musst nicht unbedingt ein großer Whiskyliebhaber sein, um der Weutz Destillerie in Sankt Nikolai im Sausal einen Besuch abzustatten! Ich für meinen Teil finde es einfach spannend, einen Produktionsweg live erleben zu können und schließlich das Endprodukt vor mir zu haben und auszuprobieren. Wer aber glaubt, Whisky brennt einfach nur die Kehle runter und alle Sorten schmecken ähnlich, wird überrascht sein!

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Was ist Whisky eigentlich?

Für die Herstellung von Whisky braucht es zuallererst eines: Getreide. Die Art des Getreides kann variieren. Welches hauptsächlich enthalten ist, zeigt sich beim Whisky schon im Namen, erklärt uns Silvia Sonnleitner von der Destillerie Weutz.

Bestellst du etwa Bourbon, muss dieser zu mindestens 51% aus Mais bestehen. Für Rye gilt dasselbe mit Roggen und als Spelt wird Whisky bezeichnet, der hauptsächlich aus Dinkel besteht.

Weutz verwendet meist Gerste und stellt zu einem großen Teil Single Malt Whisky (100% Gerste) her.

Um von dem Getreide zum Endprodukt zu kommen, sind jedoch noch einige Zwischenschritte nötig. Diese werden uns glücklicherweise sehr anschaulich von Silvia Sonnleitner erklärt.

Vom Mälzen zum Destillieren

Auch wenn es vielleicht seltsam klingen mag, die ersten Schritte bei der Whiskyproduktion sind gleich wie bei der Herstellung von Bier.

Zuerst kommt das Mälzen des Getreides. Dabei werden die Körner zuerst getrocknet, um unter anderem Schimmel vorzubeugen. Anschließend werden sie wieder befeuchtet und erwärmt, beginnen so zu keimen und Enzyme zu aktivieren. Schließlich kommt noch eine Darrung – eine erneute Trocknung.

Heimat der Destillerie Weutz: Ein 100 Jahre altes, ehemaliges Winzerhaus in Sankt Nikolai im Sausal.
Heimat der Destillerie Weutz: Ein 100 Jahre altes, ehemaliges Winzerhaus in Sankt Nikolai im Sausal.

Ja, und dann geht es ab in die Destillerie Weutz! Zuerst wird das Getreide mit einem Rohr vom LKW in den obersten Teil der Anlage „geblasen“. Von da an folgen die Produktionsschritte der Schwerkraft nach in der Vertikalen. Wir hören, dass Herr Weutz einen großen Teil der Anlagen selbst gebaut hat. Beeindruckend, wenn du die sich über drei Stockwerke ziehende Konstruktion aus Rohren und Kesseln siehst!

Nach einer groben Schrotung rutscht das Getreide durch ein Edelstahlrohr in den Maischbottich. Hier wird das Getreide im heißen Wasser etwa vier bis fünf Stunden gelagert. Dabei wandelt sich im Getreide enthaltene Stärke in Zucker um, der wiederum wichtig ist, um später Alkohol zu erzeugen.

Würdest du also nach diesem Schritt die Getreidemasse kosten, hättest du einen süßen Saft. Whisky? Das dauert noch!

Zu bitteren Geschmack will man trotzdem nicht im Whisky haben, deshalb bleibt die Schale des Korns im Tank und dient später als Schweinefutter. „Sehr glückliche Schwein“, meint Silvia Sonnleitner und fügt noch hinzu „nein, besoffen werden sie schon nicht!“

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Jetzt wird es deutlich kühler für die Masse. Während sie im Maischbottich etwa 70 Grad hat, wird sie nun auf 32 Grad abgekühlt, da sonst die Hefe absterben würde. Die wird hinzugefügt, um die Gärung in Gang zu bringen. In zehn Tagen wandelt sich der Zucker in Alkohol um und man kann mit dem Destillieren beginnen. „Wir sind sehr froh über die Zusammenarbeit mit einem Bierbrauer, der diese Schritte für uns macht. Ab dem Destillieren trennen sich aber die Wege. Der Bierbrauer hätte nach der Gärung fertiges Bier, nur dass hier der Hopfen fehlt.“, erklärt Silvia Sonnleitner.

Destillieren bzw. Brennen bedeutet, dass die Flüssigkeit im Kessel erhitzt wird, bis die Alkoholdämpfe aufsteigen. Diese werden über ein Rohr geleitet, wo sie wieder abkühlen und flüssig werden. Ob das ein-, zwei- oder dreimal gemacht wird, ist von Land zu Land unterschiedlich. Weutz hält sich dabei an die Schotten und wiederholt den Vorgang zweimal.

Im Prinzip funktioniert das gleich wie bei der Herstellung von Schnaps und Obstbrand, wie du bei etwa einem Besuch der Manufaktur Gölles bei Riegersburg in der Oststeiermark sehen kannst.

Die guten ins Töpfchen …

„Nicht alles, was beim Destillieren rauskommt, können wir verwenden. Wir nehmen nur den hochwertigen Alkohol, den sogenannten Mittellauf“. Der Vorlauf, also der erste Teil der Flüssigkeit, enthält giftige Stoffe und wird an die Industrie weitergegeben. Verwendung findet er unter anderem als Putzmittel. Der Nachlauf ist Fusel und wird entsorgt.

Ist dieser Mittellauf denn schon Whisky? Nein, denn jetzt kommt erst der langwierigste Teil: die Lagerung.

Lagerung: vom Toasten und Warten

Füllst du jetzt ein Glas voll mit dem Mittellauf, merkst du dass die Flüssigkeit farblos ist. Woher kommt dann aber der bräunliche Whisky? Das hat zum einem mit der Lagerung im Holzfass und der Lagerdauer zu tun. Die muss nämlich mindestens drei Jahre betragen. Dabei nimmt sich der Whisky nicht nur Aromen aus dem Holz, sondern auch die Farbe. Bei dunklerem Whisky wird das Holz des Fasses sogar vorher „getoastet“ – also mit einer Flamme von an der Innenseite leicht angebrannt.

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Sehr beliebt sollen vor allem alte Fässer sein, in denen unter anderem zuvor Portwein gelagert wurde. So wird der Whisky um weitere Aromen angereichert. Deshalb, so hören wir, gibt es ein richtiges „Griss“ um alte Fässer.

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Bei einem großen Fass dauert die Lagerung umso länger, da das Verhältnis der Füllmenge und der Holzoberfläche viel größer ist.

Und jetzt ist er fertig, der Whisky! Das heißt – wenn er mindestens 40 Volumsprozent Alkohol enthält. Alles darunter wäre „Getreidebrand aus dem Holzfass“.

Whisky-Etikette

„Also Cola Whisky.. hm … naja… bei billigem Whisky vielleicht, aber hier wäre es echt schade um den guten Tropfen!“ Also niemals guten Whisky mischen. Auch nicht mit Eis. Nicht einmal gekühlt sollte man ihn trinken, weil das die Geschmacksnerven irritiert. Heißt, solltest du dir ein Schlückchen gönnen, dann bei Zimmertemperatur. Am besten in einem tulpenförmigen Glas. Warum? Das Glas sollte am oberen Rand deutlich enger sein, damit sich der Geschmack und Geruch des Whiskys nicht so schnell verliert.

Wie schmeckt’s?

Nach der Führung gibt es für uns eine Kostprobe von drei verschiedenen Whiskysorten.

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Wie schmeckt’s? Für Whiskylaien wie mich erst mal erstaunlich unterschiedlich. Klar, wenn du so starke Getränke nicht gewohnt bist, dann brennt es schon richtig im Rachen. Aber denk garnicht mal an Cola-Whisky! Sonst entgeht dir der fruchtige Geschmack des Origin Spelt, das vanillige Holzaroma des Hot Stone Single Malt oder der malzige Geschmack des St. Nikolaus Single Malt.

Zugegeben, um das alles im Detail zu schmecken, müsste man wohl öfter davon kosten. Aber wer weiß? Sag niemals nie, wir schauen gerne wieder vorbei!

Kontakt
Destillerie Weutz
8505 St. Nikolai im Sausal 6
Tel.: +43 (0) 3185 34440
Web: www.weutz.at

Öffnungszeiten
April bis Oktober: Dienstag bis Samstag von 10 bis 17 Uhr
November bis März: Donnerstag bis Samstag von 10 bis 17 Uhr

Wer lieber Wein bevorzugt, ist hier in der Region Sulmtal-Sausal in der Südsteiermark ohnehin im Paradies. Warum nicht eine Wanderung durch einen Weinberg mit einem Buschenschankbesuch kombinieren und „Terroir erleben“?

Unser Besuch in der Destillerie Weutz fand im Rahmen des 3. Reiseblogger Österreich-Treffen statt und wurde von Steiermark Tourismus unterstützt. Meine Meinung bleibt wie immer meine eigene.

Corinna Donnerer

2 Kommentare

  1. Hallo Cori,
    Gratuliere zu deinem tollen Beitrag!
    Der „große“ Unterschied zu Jack-Daniel´s, Tennesse ist, dass
    es dort nach der Führung durch den Betrieb nur Zitronenwasser an der „Bar“ gibt –
    Sie haben keine Lizenz um Whisky auszuschenken – ganze Flaschen darf man natürlich schon kaufen! Dies ist halt der Unterschied zw. Tennesse und Steiermark….

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