Ein verlängertes Wochenende zu neunt auf einer Hütte verbringen? Ein ambitionierter Plan, allein schon was die Terminfindung und passende Unterkunft betrifft. Ende April ist es aber so weit und wir machen uns erneut auf den Weg nach Ramsau am Dachstein, nachdem wir vorigen Sommer von dort aus bereits den höchsten Gipfel der Steiermark in Angriff nahmen.
Anders als damals sind wir aber mit Coris Cousins und Cousinen unterwegs, so dass wir mit dem Knaushof die ideale Unterkunft vorfinden, die auf zwei Etagen und 110m2 genug Platz für bis zu zehn Gäste bietet. Einem großen Garten mit Lagerfeuerstelle inklusive. Der Rahmen für ein großartiges Wochenende am Berg passt also perfekt.
Wenn wir zu zweit unterwegs sind tendieren wir in letzter Zeit immer öfter dazu, uns relativ spontan für Unternehmungen und Aktivitäten auf Reisen zu entscheiden, ohne groß vorauszuplanen. In der Gruppe braucht es aber ein Mindestmaß an Planung, sonst artet es schnell im Chaos oder womöglich gar im Streit aus. Über eine WhatsApp-Gruppe und Excel-Liste in der Cloud organisieren wir, wer was mitbringt (Essen, Getränke, Sportgeräte und Spiele) und was in etwa wann gemeinsam gekocht wird.
Erst vor Ort besprechen wir, was wir zusammen unternehmen wollen und stellen fest: Hoppla, wir befinden uns in der touristischen Zwischensaison, viele (Sommer-)Ausflugsziele in der Region haben noch geschlossen. In höheren Lagen liegt auch noch recht viel Schnee, so dass eher talnahe Wanderungen und Klettersteige in Frage kommen. Jene Klettersteige in der Silberkarklamm sind dafür zwar prinzipiell perfekt, allerdings dauern die Instandhaltungsarbeiten nach dem langen Winter noch bis Mitte Mai an und die Klamm ist somit während unseres Besuchs noch gesperrt.
Klettersteige am Sattelberg
Der Sattelberg gilt als der „Kinderberg“ in der Dachstein-Region, führt doch ein kinderwagengerechter Weg im unteren nebst Natur- und Erlebnispfad im oberen Teil auf seinen nur 1.250 Meter hohen Gipfel. Auf der Nordseite wurden mit „Kali“ und „Kala“ ein Kinder- bzw. Jugendklettersteig eingerichtet. Wer sich die neuere Topo holt, sieht zusätzlich den „Kalo“ Klettersteig eingezeichnet, der eine anspruchsvollere Variante (C/D) der ansonsten mit B/C bewerteten Kala darstellt. Insgesamt hat man drei Mal die Möglichkeit, sich für die leichtere (mittlere) oder schwerere Variante zu entscheiden, wobei Ein- und Ausstieg allerdings von Kala und Kalo gleich sind. Im Klettersteig ist diese Aufteilung nach Schwierigkeitsgraden nicht überall ersichtlich, also schadet ein Blick in die Topo nicht. Der Kinderklettersteig Kali (B) beginnt und endet ein Stück weiter westlich, bleibt jedoch im unteren Teil in Sichtweite.
Wir parken unsere beiden Autos am Parkplatz zur Alten Mühle und halten uns nach der Brücke über den Ramsaubach links in Richtung Kala/Kalo-Einstieg, während die anderen, die nicht klettern wollen, den Wanderweg in die andere Richtung nehmen und wir uns später alle beim Ausstieg wieder treffen.
Durch die zusätzliche Kalo-Variante ist der „Jugendklettersteig“ deutlich anspruchsvoller und für unsere Bedürfnisse auch ausreichend lange bzw. abwechslungsreich gebaut, so dass Cori und ich ihn in unterschiedlicher Familienmitglieder-Konstellation gleich an zwei Tagen hintereinander gehen. Im mittleren Teil probieren wir auch die Kala-Variante aus, da uns, direkt vor dem Fels stehend, beide ungefähr gleich schwierig vorkommen. Zwischen den Felsen gibt es immer wieder auch ein paar Gehstücke, die den Wald hinaufführen und Zeit zum Verschnaufen bieten.
Nach knapp einer Stunde erreichen wir den Ausstieg und auch die Wanderer treffen fast zeitgleich mit uns ein. Nachdem wir am Vortag den direkten Weg ins Tal (nach rechts) genommen haben, beschließen wir in der größeren Gruppe noch weiter zum Gipfelkreuz zu wandern (nach links, vom Ausstieg kommend gesehen).
Ein Gruppenfoto muss natürlich auch sein. Von hier aus folgen wir dem Natur- und Erlebnispfad im Uhrzeigersinn und umrunden somit quasi einmal den Sattelberg. Am östlichsten Punkt sieht man auch hinüber in Richtung „Eingang“ zur Silberkarklamm.
Tipp: In den Sommermonaten gibt es jeden Montag die Möglichkeit, den Klettersteigschein am Sattelberg zu absolvieren. Weitere Einsteigerkurse für Kinder ab 7 Jahre werden jeden Mittwoch und für Kinder ab 9 Jahre jeden Donnerstag angeboten. Infos zur Anmeldung gibts beim Tourismusbüro.
Naturlehrpfad und Familienwanderung am Sattelberg
Der Erlebnis- und Naturlehrpfad am Sattelbeg eignet sich natürlich auch perfekt für eine Familienwanderung, wie wir bei unserem Abstieg vom Klettersteig feststellen. Alle paar hundert Meter stehen Schilder, die nicht nur den Weg weisen, sondern Fragen und Denksportaufgaben stellen, bei denen man schon ein bisserl ums Eck denken muss. Die Auflösung folgt jeweils beim nächsten Schild. Somit hat man reichlich Diskussionsstoff und auch kleineren Kindern würde dabei nicht langweilig werden. Dafür sorgen auch mehrere Spielestationen, bei denen man Kegeln umwerfen, durch ein Fernglas sehen oder in ein „echtes“ Baumhaus klettern kann. Wer hungrig wird, hat entweder so wie wir eine Jause dabei oder kehrt in der Sattelberghütte ein (ab Mitte Mai geöffnet). Diese lässt sich auch über den kinderwagengerechten Weg bequem erreichen.
Für den Klettersteig und Naturlehrpfad zusammen haben wir übrigens knapp drei Stunden benötigt, wobei wir es recht entspannt angegangen sind.
Wanderung zu den Riesachfällen und Riesachsee
Wer noch Zeit und Energie hat kann am selben Tag auch noch die höchsten Wasserfälle der Steiermark besuchen. Die Riesachfälle befinden sich im Untertal in der Nähe von Schladming, etwa eine halbe Stunde Fahrzeit von Ramsau. Vorgeschlagen hat die Wanderung, die uns auch zum 300 Meter höher gelegenen Riesachsee führt, einer von Coris Cousins. Erst als wir am Parkplatz ankommen erinnere ich mich, dass ich vor einigen Jahren schon einen Firmenausflug hierhin unternommen habe.
Dank dem warmen Frühlingswetter komme ich auch endlich dazu, meine Wanderschuhe gegen offenes, aber ebenso outdoortaugliches Schuhwerk zu tauschen …
Die „Zehentrenner“ wurden mir von der Firma Doghammer als PR-Sample kostenlos zur Verfügung gestellt und verfügen in der Outdoor-Variante über eine rutschfeste Vibramsohle, ganz so, wie ich sie auch von meinen Bergstiefeln kenne. Beim Aufstieg über den befestigten Steig war ich dennoch positiv überrascht, wie gut die Schuhe Halt geben, selbst auf den durch die Nähe zu den Wasserfällen feuchten Felsoberflächen. Auch beim späteren Bergab gehen über die Forststraße bin ich nicht einmal gerutscht. Damit der Zehensteg nicht einschneidet wurde dieser extra verstärkt, ebenso sind auch die Riemen etwas breiter, als bei normalen „Strandschlapfen“. Am Bergsee machen sie mindestens eine ebenso gute Figur!
Das Team von Doghammer hat sie nämlich extra für Wanderer und Kletterer konzipiert, da es selbst aus der Bergsport-Szene kommt und auf Zustiegen „luftigeres“ Schuhwerk bevorzugt. Wer mag, kann sich über den Online-Konfigurator seine ganz individuellen Zehentrenner zusammenstellen. Gefertigt werden die Schuhe anschließend in zwei bis drei Stunden (!) Handarbeit in bayrischen Werkstätten. Dabei arbeitet Doghammer mit Einrichtungen für Menschen mit Behinderung zusammen und stellt sicher, dass alle Mitarbeiter fair und leistungsgerecht entlohnt werden. Das rechtfertigt meiner Meinung nach auch den vergleichsweise hohen Preis, den die Doghammer Zehentrenner kosten (ab 50 bzw. in der Outdoor-Variante ab 80 Euro).
Die Riesachfälle erreicht man vom Parkplatz in einer viertel Stunde und quert dann auf die andere Seite des „Wilden Wassers“. Denn der weitere Aufstieg zum Riesachsee „durch die Höll“ ist bei unserem Besuch leider gesperrt. Schade, denn so entgeht uns auch die äußerst stark schwingende Hängebrücke, an die ich mich noch von meinem Firmenausflug erinnere. Statt über den Alpinsteig Höll geht es nun über die Forststraße weiter, die die Wanderer üblicherweise nur für den Abstieg verwenden.
Während Coris Cousin Julian tatsächlich in den eiskalten Riesachsee schwimmen geht – die Lufttemperatur liegt trotz strahlender Sonne bei lauschigen 8 Grad – beschränke ich mich darauf, die Zehenspitze ins (Schmelz-)Wasser zu halten.
Auch wenn der Riesachsee selbst im Hochsommer wirklich nur für ganz Hartgesottene zum darin Baden geeignet ist, lohnt sich der kurze Aufstieg auf 1370 Meter Seehöhe auf alle Fälle. Vom Parkplatz aus benötigt man in etwa knapp eine Stunde.
Quality Time in der Selbstversorgerhütte
Natürlich kommt neben den Aktivitäten in der Natur aber auch die gemeinsame Zeit in und rund um den Knaushof nicht zu kurz. Vom Holz hacken, Lagerfeuer machen, Grillen, gemütlich Chillen am Fischteich, Lieder singen bis hin zum Boccia und Karten spielen gibts die meiste Zeit etwas zu tun, ohne dass uns der Raum dafür zu „eng“ wird. Auch die Küche ist voll ausgestattet, so dass wir lediglich den großen Kühlschrank füllen und für die Schlafzimmer eigene Bettwäsche mitbringen müssen. Supermärkte für den Nachschub sind zur Not ebenfalls im Ort. So wird das mit dem „Selbstversorgen“ in Ramsau ein Kinderspiel und können es jedem nur empfehlen, der nicht gleich mit Sack und Pack auf der höchsten Alm nächtigen möchte. Obwohl das in anderer Konstellation sicher auch seinen Reiz hätte!
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Vielen Dank für diesen super Beitrag!