Mehr als 600 Kurven, 54 Brücken, zum Teil nur einspurig befahrbar, auf knapp 80 Kilometer Asphalt – das ist die „Road to Hana“ auf Maui! In diesem Beitrag nehmen wir dich mit auf einen Roadtrip entlang der spektakulärsten und kurvenreichsten Straße, die du auf Hawaii finden wirst!

Beim Blick auf das Navi wird einem schon leicht schwindelig ...
Beim Blick auf das Navi wird einem schon leicht schwindelig …

Nach unserer Fahrt von Monterey nach San Simeon entlang des Big Sur an der kalifornischen Pazifikküste, ist dies unser zweiter Roadtrip innerhalb weniger Wochen, bei dem der Weg spannender ist, als das Ziel selbst. Klingt hart? Nun, mit knapp 1.000 Einwohnern in und rund um Hana zählt dieser Ort zu den eher dünnbesiedelteren Regionen im Osten der zweitgrößten Insel der Hawaii-Kette. Entsprechend wenig Infrastruktur ist dort vorhanden. Am Fuße des Vulkans Haleakala gelegen, ist der Hana Highway Nr. 36 bzw. 360 – besser bekannt als „Road to Hana“ – die einzige Straßenverbindung, die Hana mit der westlichen und zentralen Inselregion verbindet.

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Doch neben den unzähligen Kurven, bei denen ich das Gefühl habe, sie wären eine einzige, langgezogene Schikane ohne Gerade, lauern neben der Straße selbst noch einige weitere Highlights zwischen den dichten Regen- und Bambuswäldern. Diese wollen wir uns am Weg nach Hana natürlich auch nicht entgehen lassen.

Von Paia zu den Twin Falls auf der Road to Hana

Wir starten um kurz nach 8 Uhr morgens in Kihei, einer Stadt im Süden von Maui, und machen uns auf den Weg nach Paia, wo der Hana Highway beginnt. In Paia selbst gibt es einen kleinen Bio-Supermarkt namens Mana Foods, der ebenfalls um diese Uhrzeit schon geöffnet hat, und in dem wir uns mit Proviant eindecken. Denn bis auf allerlei exoktische Früchte und Bananenbrot von Straßenständen sieht es mit Einkaufsmöglichkeiten nach Paia schlecht aus. Ebenso mit Tankstellen, und jene in Hana selbst ist extrem teuer.

Wir verabreden uns mit einem Schweizer Pärchen in Paia, das wir in unserer Airbnb Unterkunft in Kihei kennengelernt haben. Im Konvoi fahren wir bis zum ersten Stopp bei den sogenannten „Twin Falls“.

Ein Parkplatz samt Straßenstand unmittelbar neben dem Highway deutet nach wenigen Meilen Fahrt bereits auf eine (Touristen-)Attraktion hin. Entlang eines Privatgrundstücks führt ein Weg (den wir bitte nicht verlassen sollen, wie uns einige Schilder anweisen!) zu einem Zwillingswasserfall. Um ganz nah heranzukommen, müssen wir über einen künstlich angelegten Kanal klettern und schließlich die letzten Meter durch das Flusswasser waten. Wir beschließen, uns hier erstmal (noch) nicht die Füße nass zu machen und begeben uns eher unbeeindruckt wieder auf den Rückweg zum Auto.

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Tipp: Wenn du nicht viel Zeit hast und/oder spät in den Tag gestartet bist, spare dir die halbe, dreiviertel Stunde und verbringe lieber mehr Zeit beim nächsten Stopp!

Na’ili’ili Haele Fluss und Wasserfälle („Der Bambus Wald“)

Ziemlich genau 6.7 Meilen nachdem der Hana Highway seine Nummer von 36 auf 360 ändert (ohne wirklichem Grund, die Straße ist dieselbe!) parken wir unsere Autos am rechten Seitenstreifen und Suchen einen Eingang in den dichten Bambuswald.

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Dort geht es das erste Stück bis zu einer Weggabelung steil bergab und wir müssen aufpassen, auf dem noch feuchten Boden nicht auszurutschen. Eine Gruppe leicht angetrunkener Amerikaner kommt uns entgegen und meint, dass es hier erstmal nicht weiter gehe. Wir seien falsch, der Weg zu den Wasserfällen, wegen denen wir alle hier herumlaufen, beginnt erst weiter vorne, ein Stück den Highway entlang. Ein Irrtum, wie sich im Nachhinein und nach einigen Umwegen (über nicht minder interessante Pfade durch den dichten Bambuswald bis zu einer Kuhweide) herausstellte: Wären wir bei der Weggabelung sofort links abgebogen, anstatt auf die Amerikaner zu hören, wären wir nach weiteren 100 Metern zur ersten Flussüberquerung und den Wasserfällen gekommen.

Der Pfad entlang des Na’ili’ili Streams ist grundsätzlich für Wanderer aller Erfahrungsstufen geeignet. Die Anzahl der Wasserfälle (bis zu fünf), die man zu Gesicht bekommt, hängt jedoch davon ab, wie weit man gehen mag oder je nach Situation sollte: Binnen Minuten kann das Wasser im Flussbett stark anschwellen und einem im wahrsten Sinne den (Rück-)Weg abschneiden, wie ich bereits zuvor bei meiner Online-Recherche immer wieder lese …

Wir baden schließlich mit weiteren Abenteuerlustigen im Becken von zwei Wasserfällen und schaffen es immerhin noch bis Wasserfall Nr. 4, den wir über ein Seil und eine etwas morsche Holzleiter nach oben klettern.

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Dahinter kommen uns bereits andere Wanderer entgegen. Sie berichten, dass der Fluss an dieser Stelle in den letzten Minuten stark gestiegen sein muss, so viel Wasser wie er im Vergleich zu ihrem Hinweg führt. In der Tat wird es auch uns zu gefährlich, denn ein falscher Schritt an dieser Stelle und wir würden nach wenigen Metern im reißenden Fluss den Wasserfall hinabstürzen.

Hier ist Endstation: Der Na'ili'ili Stream verwandelt sich in ein gefährliches Gewässer mit starker Strömung ...
Hier ist Endstation: Der Na’ili’ili Stream verwandelt sich in ein gefährliches Gewässer mit starker Strömung …

Als wir am Rückweg zur ersten von zwei Flussquerungen kommen, wo wir keine halbe Stunde zuvor noch gebadet haben, steht das Wasser plötzlich gut einen halben, dreiviertel Meter höher. Die Steine, über die wir noch leichtfüßig den Fluss überquerten, sind nicht mehr zu sehen. Jetzt heißt es erst mal Ruhe bewahren und die Lage erkunden: Ist die Strömung zu stark, kann die Überquerung leicht (lebens-)gefährlich werden. Vorsichtig tasten wir uns voran, waten bis zu den Oberschenkel durch das Wasser und halten uns so gut es geht an den letzten noch sichtbaren Steinen fest, die aus der Wasseroberfläche ragen. Die Strömung stellt (noch) kein Problem dar, somit wäre Teil 1 des Rückwegs geschafft!

Doch während sich die anderen noch über diese Tatsache freuen, mahne ich zur Eile: Weiter vorne ist das Flussbett breiter, doch wenn wir Glück haben, schaffen wir auch an dieser Stelle noch die Überquerung. Als wir dort ankommen, stehen zwei Wanderer bereits bis zur Hüfte im Fluss und versuchen die Balance zu halten, bis sie schließlich auf halbem Weg eine rettende Bambusstange ergreifen können, die von zwei weiteren Männern am gegenüberliegenden Ufer festgehalten wird.

Gut, dass wir uns noch beeilt haben, denke ich mir. Ein paar Minuten später und die Männer wären womöglich verschwunden gewesen. So ging dieser Ausflug gerade noch mal glimpflich für uns aus, als wir es den anderen überraschten Wanderern gleich taten und uns ans andere Ufer retteten …

Was wir daraus gelernt haben? Die Flüsse im wasserreichen Nordosten Mauis sind unberechenbar! Selbst wenn es an diesem Tag kaum regnete, so sammeln sich in höheren Lagen die Wassermassen allmählich zusammen und bilden am Weg ins Tal von einer Minute auf die andere reißende Sturzbäche. Im Zweifel bleibst du besser wo du bist und wartest auf Hilfe von der anderen Seite, falls du eingeschlossen wurdest oder dich am Rückweg befindest. Andernfalls gehe erst gar nicht weiter, erst recht nicht, wenn du alleine unterwegs bist! Einige Wanderer haben hier in ihrer Panik schon mit dem Leben bezahlt, weil sie allen Warnungen zum Trotz dennoch den Fluss überqueren wollten, gegen die starke Strömung jedoch keine Chance hatten …

Red Sand Beach in Hana

Nachdem wir uns zurück beim Auto abgetrocknet und frische Sachen angezogen haben, geht es auf direktem Weg weiter bis nach Hana. Eine knappe Stunde später lotst uns das Navi in eine kleine Seitengasse, an der wir laut MauiGuidebook.com parken und den Trailhead zum Red Sand Beach finden sollen.

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Nur genau an dieser Stelle befindet sich nun ein verschlossenes Tor einer Hotelanlage. Wir fragen an der benachbarten Schule nach und erfahren, dass wir über den Garten zwischen Schule und Hotel zu einem schmalen, unscheinbaren Pfad gelangen. Dieser führt unmittelbar entlang der Küste und nach wenigen Minuten schließlich auch zu einem durch vulkanische Aktivität rot gefärbten Strand. Kaum andere Touristen verirren sich hier her, was wohl vor allem daran liegt, dass der Weg nicht so leicht zu finden ist. Die Bucht selbst wird schließlich auch noch von schwarzen Lavafelsen geschützt, an denen die Wellen brechen.

Hin und retour oder einmal rundherum?

Als wir von Hana wieder aufbrechen, ist es bereits später Nachmittag. Prinzipiell stellt sich nun die Frage, ob wir die Road to Hana am selben Weg wieder retour oder an der Südküste entlang weiterfahren sollen. Nachdem wir ohnehin zu unserer nächsten Unterkunft nach Kula, am Fuße des Haleakala, müssen, ist „einmal rundherum“ auf den ersten Blick die kürzere Variante. Nur ist sie auch schneller? Bei der Autovermietung wurden wir noch gewarnt, hier nicht weiterzufahren, da die Straße hier immer schmäler und schließlich auch zu einer Schotterpiste wird. Es würde Stunden dauern, auf der asphaltierten Straße wären wir mit Garantie schneller zurück. Andere Reisende berichteten uns jedoch, dass es halb so wild sei und so machten wir uns also „einmal rundherum“ auf den Weg nach Kula.

Verrostete Leitplanke in einer scharfen Rechtskurve ...
Verrostete Leitplanke in einer scharfen Rechtskurve …

Die Straße wurde bereits wenige Meilen nach Hana deutlich ruppiger. Neben der Fahrbahn sehen wir nicht nur ein völlig ausgebranntes und am Dach liegendes Autowrack

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… sondern auch einen ausgewachsenen Stier (!), der, völlig unbeeindruckt vom Verkehr, den Seitenstreifen abgrast.

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„Blow horn!“ fordern uns schließlich einige Schilder vor engen Kurven auf. Es sollten nicht die einzigen sein, an denen ich potentiellen Gegenverkehr mit der Hupe auf mich aufmerksam mache: Keine Stunde mehr bis Sonnenuntergang steht diese bereits recht niedrig über dem Horizont, so dass ich an manchen Stellen stark geblendet bin und nur noch im Schritttempo vorankomme.

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Die letzten Meilen vor Kula, mit der zum Meer hin steil abfallenden Küstenlinie zur linken und dem imposanten, wolkenverhangenen Haleakala Vulkan zur rechten, passen dann jedoch wieder perfekt in diesen Traum von einem Roadtrip!

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Fazit

Wären wir bloß ein wenig früher losgefahren, dann wären sich auch noch mehr Zwischenstopps ausgegangen. Vor allem um die Seven Sacred Pools (nach Hana) tut es mir im Nachhinein fast schon leid. Andererseits bin ich natürlich mehr als nur froh, dass wir unseren Ausflug zu den Na’ili’ili Wasserfällen unbeschadet überstanden haben! Die Straße nach Hana noch weiterzufahren war jedoch eine gute Entscheidung und kann ich (bei trockenen Bedingungen) nur empfehlen, auch wenn die Fahrbahn tatsächlich nicht im besten Zustand ist. Da heißt es einfach vorsichtig und defensiv fahren. Ohne der Road to Hana wäre eine Reise nach Maui jedenfalls nicht dasselbe, zu sehr charakterisiert sie diese Insel wie sonst kein anderer Teil von ihr – somit klare Empfehlung von mir!

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Wo geht dein nächster Roadtrip hin? Erzähl mir davon in den Kommentaren!

Florian Figl

3 Kommentare

  1. Hawaii muss einfach nur mega schön sein! Da möchte ich auch unbedingt noch mal hin! Man kann sich gar nicht vorstellen, dass das noch ein Teil der USA ist…

    Road Trips sind ja neben dem Wandern sowieso voll unser Ding! 🙂

    • Ja, irgendwie sieht es fast so aus, als hätten wir uns auch auf diese Art des Reisens spezialisiert, hm? Aber die nächsten Städtetrips liegen ebenfalls schon wieder hinter (Singapur) bzw. vor uns (Kuala Lumpur) und kommen dann auch bald im Blog 🙂

      Liebe Grüße aus Ubud,
      Flo

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