Seit September 2015 sind Micha und Michi vom Blog Kiss the World mit ihrem Camper namens „Schrödinger“ von München aus in Richtung Thailand unterwegs. Was ihre Reise so besonders macht und was das alles mit Schrödinger zu tun hat, das verraten sie in ihrem Gastbeitrag auf Travel Pins. Übrigens der erste dieser Art, wurde auch höchste Zeit!

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Mit einem Glas Champagner in der Hand stehen wir in einem schicken Club im 37. Stock des fünf Sterne St Regis Hotel und blicken hinab auf das nächtliche Mumbai. Soeben hat Asiens berühmtester Schauspieler Shah Rukh Khan den Raum verlassen. Zurück bleiben glückliche indische Fans und zwei etwas ratlose deutsche Reisende.

Wir sind erst seit vier Monaten unterwegs und doch ist in der Zwischenzeit schon so viel Unglaubliches passiert, dass es sich anfühlt, als hätten wir Deutschland schon vor Jahren verlassen. Unser Plan: Wir fahren mit unserem Auto, genannt Schrödinger, auf dem Landweg von München nach Thailand.

Natürlich soll das Ganze eine richtig tolle Natur- und Outdoor-Erfahrung werden. Mit Wanderungen, Lagerfeuern und dem ganzen Drum und Dran. Doch unserem Auto, dem Schrödinger, reicht das nicht. Seit vier Monaten hält er uns regelmäßig auf Trab – und eröffnet uns gleichzeitig ungeahnte Möglichkeiten! Ihm haben wir es auch zu verdanken, dass wir jetzt in diesem Nobelhotel stehen, mit kostenlosen Drinks versorgt werden und mit den oberen Zehntausend von Mumbai feiern.

Planlos im Iran
Planlos im Iran

Wie schafft er das nur? Obwohl der Schrödinger nicht mehr der jüngste ist, seine besten Tage definitiv schon hinter sich hat und von diversen Zipperlein geplagt wird, zieht er doch überall die Blicke auf sich, weckt Interesse.

Als wir im September letzten Jahres losgefahren sind, war eigentlich noch alles recht entspannt. Wir haben zuerst ein wenig Badeurlaub in Kroatien und Montenegro gemacht, sind innerhalb von zwei Tagen durch Albanien gerauscht und haben wunderbare Tage an der griechischen und türkischen Küste verbracht.

Doch schon im Iran ist mit unserer Privatsphäre vorbei. Fast überall, wo wir hinkommen, versammeln sich Menschen um unser Auto, machen Fotos, wollen wissen, wo wir herkommen und wo wir hin wollen. Viele sind von unserer Reise so angetan, dass sie uns zu sich Nachhause einladen oder uns einfach Essen direkt ins Auto reichen. Nicht, dass die beiden Deutschen mit dem komischen Gefährt nachher noch erzählen, sie hätten im Iran hungern müssen! Sogar in eine Sprachschule werden wir eingeladen, um dort den Schülern auf Englisch von unserer Reise zu erzählen. Durch den Schrödinger haben wir alleine im Iran mindestens zehn neue Freunde gefunden, mit denen wir bis heute regelmäßig in Kontakt stehen.

In der Touristenmetropole Dubai können wir mit dem Schrödinger zwei Wochen lang unbehelligt direkt am Strand stehen und kommen dadurch mit vielen Einheimischen und Expats in Kontakt. Mehrmals am Tag stehen Menschen vor unserer Tür, die sich für uns und unsere Reise interessieren. Eines Tages schaut sogar ein Scheich vorbei, bringt uns Frühstück und führt uns anschließend durch das historische Zentrum seiner Heimatstadt. Unser persönliches Highlight ist aber eine Gruppe junger Männer, die am 44. Nationalfeiertag der Arabischen Emirate ihr Lager neben uns aufschlägt und uns mitnimmt auf einen Ausflug in die Wüste. Dort haben sie ein eigenes Camp mit Sandbuggys, mit denen wir den ganzen Tag über durch die Dünen flitzen. Ein Erlebnis, das wir ohne unser Auto sicherlich nie gehabt hätten, denn als „normale“ Pauschaltouristen wären wir mit der lustigen Truppe wahrscheinlich gar nicht erst in Kontakt gekommen.

Schrödinger in der Wüste bei Dubai
Schrödinger in der Wüste bei Dubai

Doch die Bedeutung, die der Schrödinger für unsere Reise hat, wird uns so richtig erst bewusst, als er nicht mehr da ist. Für die Verschiffung von Dubai nach Mumbai müssen wir uns für ein paar Wochen von ihm trennen. Während der Schrödinger auf hoher See ist, verbringen wir zuerst eine Woche als Backpacker auf Sri Lanka. Kaum angekommen, merken wir plötzlich, dass wir als Rucksackreisende von den Einheimischen ganz anders wahrgenommen werden. Die Menschen interessieren sich nicht mehr so sehr für uns, sondern viel mehr für unser Geld. Schon nach kurzer Zeit fehlt uns unser kleines Zuhause, mit unserem Bett, unserem Bad und unserer Küche.

Die Skyline von Mumbai
Die Skyline von Mumbai

Ähnlich geht es uns in Mumbai. Wir fühlen uns abhängig. Von Hotelpreisen, die darüber entscheiden, in welcher Gegend wir übernachten müssen (seid versichert, in Mumbai gibt es Gegenden, in denen man nicht gerne übernachtet), von Taxifahrern, die uns nur für mindestens den doppelten Preis mitnehmen, sobald sie unsere Rucksäcke sehen.

Wir müssen lange warten, bis wir unser Auto endlich wieder bekommen. Doch kaum sitzen wir wieder im Führerhaus, ist die Welt eine völlig andere. Vom Straßenrand oder aus vorbeifahrenden Autos winken uns die Menschen lachend zu. Scharen von Männern versammeln sich, um geschäftig über das Fahrzeugmodell und die auf der Wohnkabine aufgemalte Reiseroute zu diskutieren. Erneut zahlen wir weniger mit Geld, dafür mehr mit unserer Privatsphäre. Mit dem Schrödinger bekommen wir ein wenig das Gefühl, dazu zu gehören. Weil die Menschen mit uns sprechen. Weil sie uns Einblicke in ihr Leben gewähren, wenn wir ihnen Einblicke in unser kleines Reich geben. Diese Begegnungen machen uns beim Reisen mit den eigenen vier Wänden mit die größte Freude, weil sie uns auch die bisher spannendsten Abenteuer ermöglicht haben.

Ach ja, wie sind wir denn jetzt eigentlich auf die Promiparty in Mumbai gekommen? In Sri Lankas Hauptstadt Colombo haben wir in einem Café zufällig ein junges Pärchen getroffen. Sie Model, er Inhaber einer Eventagentur in Mumbai. Und wir? Wir haben vom Schrödinger erzählt …

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Florian Figl

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