Wer braucht schon einen Meerzugang mit Blick zum spiegelglatten Horizont, wenn er die Alpen und wunderbare Bergseen direkt vor der Haustür hat? Als Wasser- und Bergsportbegeisterte schätzen wir die landschaftliche Vielfalt im kleinen Österreich, die sich zwischen Neusiedler See und Bodensee auftut. Von der südsteirischen Hügellandschaft, über das Mittelgebirge im Grazer Bergland bis hin zum Dachstein-Gletscher hat allein die Steiermark in diesem Punkt einiges zu bieten.

Hoher Dachstein
Hoher Dachstein mal über und mal in den Wolken

Einzig die steirischen Seen musst du auf der Landkarte mit der Lupe suchen: Der größte See der Steiermark ist der Grundlsee mit gerade mal 4 km2, als „offiziell“ schönster und daher auch international bekanntesten gilt der Grüne See. Allerdings kannst du diesen als reinen Schmelzwassersee nur das halbe Jahr über bewundern, am besten im Mai und Juni.

Unter den 2.140 österreichischen Seen (mit einer Fläche größer als 1 Hektar, Quelle BMLFUW.gv.at) gibt es glücklicherweise aber zahlreiche Geheimtipps, die noch nicht so bekannt sind. Oft lässt sich deren Besuch sogar mit einer lohnenden Klettersteig-Tour kombinieren, was in mir die größten Glücksgefühle überhaupt auslöst.

So ist es mir auch an einem Bergsee gegangen, den ich bis vor kurzem überhaupt noch nicht am Radar hatte und der völlig zu Unrecht im Schatten des Grünen Sees steht, wortwörtlich gesprochen: Der Leopoldsteinersee befindet sich Luftlinie nämlich nur 15 Kilometer entfernt! Ganz in der Nähe von Eisenerz und Erzberg liegt er auf 630 Metern Seehöhe eingezwängt zwischen der Seemauer mit dem Hochblaser-Gipfel und dem Pfaffenstein.

Leopoldsteinersee

In diesem 7ways2travel Beitrag zeige ich dir, was dich am, auf und hoch über dem Leopoldsteinersee erwartet und wie du dort hinkommst.

Anreise zum Leopoldsteinersee

Um zu diesem smaragdgrünen Bergsee zu gelangen, fährst du aus Ostösterreich mit dem Auto über die S6 bis Leoben bzw. aus dem Süden kommend über die A9 bis Trofaiach. Ab hier folgst du der „Eisenstraße“ (B115) in nördliche Richtung, über den Präbichl und vorbei am Erzberg. Kurz nach dem Ortsende von Eisenerz weist ein Schild nach rechts den Zufahrtsweg zum Leopoldsteinersee. Parkmöglichkeiten gibt es beim bewirtschafteten Seestüberl am Westufer.

Kaiser Franz Joseph Klettersteig durch die Seemauer

Als wir am Leopoldsteinersee ankommen, interessieren wir uns zu allererst für den Kaiser Franz Joseph Klettersteig. Er ist benannt nach dem längstdienenden Monarchen Österreichs, der im 19. Jahrhundert bis in die Wandmitte aufstieg und dort Gämse jagte. Bevor wir uns auf des Kaisers Spuren begeben, haben wir unsere Tourenplanung dank dieser ausführlichen Beschreibung und Topo schon von zu Hause aus gut vorbereiten können.

Infotafel am Leopoldsteinersee

Für die 860 Höhenmeter mit einigen kniffligen Stellen (Schwierigkeitsgrad D) benötigt man normalerweise vier Stunden, für den Abstieg durch steiles Gelände noch einmal zwei weitere Stunden. Nachdem der Steig in südliche Richtung ausgerichtet ist und wir uns gefühlt den bis dato heißesten Tag des Jahres für die Begehung ausgesucht haben, ist unklar, ob wir den kompletten Klettersteig überhaupt schaffen würden. Umso wichtiger ist also die Planung eines Rückzugszenarios. Auch dafür hilft ein Blick in die Topo, die am besten mit in den Rucksack kommt. Neben einer vollständigen Klettersteigausrüstung, sollte man außerdem mindestens zwei bis drei Liter Flüssigkeit dabei haben. Unterwegs gibt es keine Wasserquelle, um die Trinkflasche wieder auffüllen zu können.

Leopoldsteiner See Klettersteig

Der Zustieg zur Wand ist gut beschildert und daher auch leicht zu finden: Links vom Seestüberl vorbei und über eine kleine Brücke folgen wir dem Weg Richtung Hochblaser. Nach einem kurzen Waldstück geht rechts ein Steig hinauf zum Einstieg (Dauer ca. 15 Minuten).

Zustieg zum Kaiser Franz Joseph Klettersteig

Über dem Anseilplatz ist bereits ein Pärchen vor uns am Werken und müht sich die ersten Trittstifte leicht überhängend nach oben. Wie viele moderne Sportklettersteige beginnt auch der Kaiser Franz Joseph Klettersteig mit einer knackigen Stelle, um Ungeübte von einem unüberlegten Einstieg abzuhalten.

Einstiegswand vom Klettersteig am Leopoldsteinersee

Es ist dies bereits eine der Schlüsselstellen: Besser man stößt hier an seine Grenzen, als im letzten Drittel eines so langen Steigs. Wenn einem dann die Kraft ausgeht und man weder vor noch zurück kann, hilft oft nur noch die Bergrettung. Aber so weit soll es bei entsprechender Vorbereitung und Selbsteinschätzung normalerweise gar nicht kommen.

Senkrechte Einstiegswand am Kaiser Franz Joseph Klettersteig
Die senkrechte Einstiegswand hat es in sich

Auch wir haben mit der überhängenden Einstiegswand und dem stellenweise speckigen Felsen zu kämpfen, so dass wir deutlich länger brauchen als gedacht, bis wir endlich beim ersten Rastplatz ankommen. Der Blick hinunter auf den Leopoldsteinersee entschädigt für die viele Anstrengung.

Der Schweiß läuft uns über die Stirn. Wie gern würden wir jetzt einfach in den See hüpfen. Cori und ich sehen uns an und schnell wird klar, dass wir es für heute gut sein lassen würden. Nach einer einfachen Querung folgt noch ein Gehstück hinauf in den Wald, bevor ein Schild den Weg zum Kaisersteig (A/B) weist, der uns als Notabstieg dient. Bis hierhin waren wir schon über eine Stunde unterwegs, so dass sich auch die „Kurzversion“ des Kaiser Franz Joseph Klettersteigs für uns gelohnt hat, um sich von ihm ein Bild zu machen. Auf jeden Fall möchten wir wieder kommen, vielleicht an einem etwas kühleren Herbsttag.

Cori am Klettersteig über dem Leopoldsteinersee

Tipp: Mit dem Eisenerzer Klettersteig gibt es einen zweiten Steig ganz in der Nähe des Leopoldsteinersees, der auf den Pfaffenstein führt. Dieser ist zwar kürzer, dafür ist der Zustieg aber deutlich länger. Auch er ist mit dem Schwierigkeitsgrad D bewertet.

Stärkung im Seestüberl

Nach dem Abstieg geht es zurück zum Seestüberl, wo wir uns mit einer Kleinigkeit zu Essen stärken und einen Radler genießen. Wer Glück hat, ergattert einen der begehrten Tische im schattigen Gastgarten. Ansonsten bekommt man hier auch ein „Ice to go“.

Rudern über den Leopoldsteinersee

Im Sommer gibt es am Südofer des Leopoldsteinersees auch einen Bootsverleih. Elektro- und Ruderboote stehen zur Auswahl. Theoretisch. Denn von einem Boot ist erstmal keine Spur. „Die sind gerade alle draußen am Wasser, kommt später nochmal vorbei!“, meint der Herr von der Bootsvermietung. Doch wir haben Glück und müssen nicht lange warten, denn ein Pärchen rudert gerade gemächlich zurück zum Steg.

Boot am Leopoldsteinersee

Um zum Ostufer und wieder zurück zu rudern reicht uns ein halbe Stunde. Nachdem wir ja zumindest ein Teilstück des Kaiser Franz Joseph Klettersteigs in den Armen haben, brauchen wir es ja auch nicht gleich zu übertreiben 😉

Rudern über den Leopoldsteinersee

Weitere Tipps rund ums Baden im Leopoldsteinersee

Obwohl der See auf einer Höhe von 630 Metern liegt, wird er für einen Bergsee vergleichsweise warm. In einem heißen Sommer steigt seine Temperatur dann auch schon mal auf über 20 Grad.

Badestrand am Ostufer und Pfaffenstein
Badestrand am Ostufer und Pfaffenstein

Wer nicht selbst rudern oder sich ans Steuer eines Elektroboots setzen möchte, kann sich übrigens auch von einem Bootstaxi zum Badestrand am Ostufer bringen lassen. Die Taxifahrt kostet 7 Euro pro Boot (für max. 5 Personen). Etwa gleich viel haben wir auch für eine halbe Stunde mit dem Ruderboot bezahlt. Alternativ erreicht man den Badestrand natürlich auch über den 15-20 minütigen Fußweg, der vom Parkplatz am Südufer entlang Richtung Osten führt. Wer den See dann auch gleich umrunden möchte, plant dafür in Summe etwas mehr als eine Stunde ein.

Seemauer über dem Leopoldsteinersee
Die Seemauer über dem Leopoldsteinersee. Quer durch die Wand führt der Kaiser Franz Joseph Klettersteig.

Mit 7ways2travel an die schönsten Seen

Welcher nun wirklich der schönste See ist, bleibt natürlich subjektiv. Allein bei den vielen Bergseen, die sich mit Klettersteigen kombinieren lassen, würden mir noch viele weitere einfallen: etwa der Grünstein-Klettersteige am Königssee, der Marokka-Klettersteig am Wildseelodersee bei Fieberbrunn oder der Sissi-Klettersteig am Loser hoch über dem Altausseer See.

Abstieg zum Leopoldsteinersee

Welcher See ist dein persönlicher Favorit? Auch unsere Kollegen von 7ways2travel haben sich diese Frage gestellt und berichten dieses Mal über ihre Erlebnisse an den für sie schönsten Seen.

Für reisebloggerin.at Gudrun zählt der Inle See als schönster See in Myanmar.

Gerhard von Andersreisen.net war erst kürzlich wieder am Baikalsee, dem tiefsten Süßwassersee der Welt – und wohl auch der schönste Sibiriens?

Christina von City Sea Country zeigt uns den Lac de Sainte-Croix, den schönsten See in Südfrankreich.

Maria nimmt uns auf Kofferpacken.at mit nach Slowenien und berichtet über ihre Erlebnisse am See Bohinj.

Angelika von wiederunterwegs.com war gemeinsam mit Hund Coffee am Altausseer See, ihrem persönlichen Favoriten.

Juergen und Melanie alias Lifetravellerz.com mussten diesmal gar nicht weit reisen, um die schönsten Seen zum Stand Up Paddling im Salzkammergut zu besuchen.

Florian Figl

9 Kommentare

  1. Ich liebe den Leopoldsteiner See! Dort war ich als klitzekleines Kleinkind zum ersten Mal mit meinen Eltern campen – natürlich noch wildcampen, selbstreden. Mit Coffee ist es auch optimal – wir waren erst letztes Jahr wieder dort auf Kurztrip. Schöner Artikel und super Fotos!

    • Danke für dein Feedback, liebe Angelika! Wir waren überrascht, wie ruhig es dort selbst für einen Feiertag war. Fast wirkt es, als wäre der See ein „vergessener“ Geheimtipp. Denn einige, denen wir von ihm vorgeschwärmt haben, meinten auch, dass sie da vor vielen Jahren schon waren.

      Liebe Grüße,
      Flo

  2. Oh der Leopoldsteiner See ist der See meiner Kindheit, ich weiß gar nicht, wie oft ich den schon umrundet habe 😉 Wirklich ein tolles steirisches Plätzchen und zum Glück noch nicht allzu überlaufen. Vor allem wenn man unten am weißen Strand steht, kommt man sich vor wie in der Karibik 😉

  3. Traumhafte Landschaft, wo ich sofort wieder in meine Kindheit zurückversetzt werde. Als Obersteirer haben wir früher auch die Seen in der Umgebung abgeklappert. Ob man im Leopoldsteinersee auch Tauchen kann? *grübel* Übrigens: Fesches Steiermark T-Shirt! 🙂

    • Ja, das höre ich jetzt schon ein paar Mal, dass der See für viele nun wieder Kindheitserinnerungen weckt. Sehr schön 🙂 Tauchen ist im Leopoldsteinersee meinen Recherchen nach leider immer noch verboten, ebenso wie nun auch im Grünen See.

      Lieben Gruß,
      Flo

      P.S. Das T-Shirt war natürlich beim morgendlichen Griff in den Kleiderkasten absichtlich so gewählt – und war ein Geschenk Coris zur „Einbürgerung“ in der Steiermark 😉

      • Ja, leider ist’s im Grünen See auch verboten. Ich war gottseidank ein einziges Mal und habe leider damals die SD-Karte für die GoPro zu Hause vergessen. 🙁 Ach was… Du bist eingebürgert?

        • Ist zwar schade, doch das persönlich Erlebnis kann dir immerhin keiner mehr nehmen. Schöne Aufnahmen gibt es immer noch zu Hauf im Netz, aber das lässt sich damit nicht vergleichen. Ja, bin eingebürgerter Steirer aus Niederösterreich … wie steirisches Kürbiskernöl, das kommt ja zum Teil auch aus dem Nachbarbundesland 😉

          • Stimmt, bei den meisten meiner Tauchgänge ist die Kamera überhaupt nicht dabei. Aber wenn man plötzlich etwas nicht mehr machen kann – wie zB. das Tauchen im Grünen See – dann hat man plötzlich den Eindruck, dass man es doch einmal dokumentieren hätte sollen.

            Niederösterreicher. 🙂

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