Der Schnee knistert unter meinen schweren Bergstiefeln, der Wind pfeift mir nur so um die Ohren. Leider aber nicht stark genug, um die Wolken fortzuwehen, die den Dachstein an diesem Samstagvormittag Anfang Juli einhüllen. Nur noch wenige Schritte, dann ragt vor mir die Randkluft auf, die den Gletscher vom Fels trennt. Ein beherzter Sprung und ich greife nach dem Stahlseil: Das Abenteuer beginnt!

Hoher Dachstein Wolkenschwaden

In diesem Beitrag nehme ich dich mit nach Ramsau am Dachstein, an den Fuß des Gletschermassivs und hinauf auf den höchsten Gipfel an der Landesgrenze zwischen Steiermark und Oberösterreich.

Anreise in die Ramsau: Wie kommt man auf den Dachstein?

Um auf den Hohen Dachstein zu gelangen, gibt es aufgrund des ausgedehnten Dachsteingebirges natürlich eine Vielzahl an Möglichkeiten und Aufstiegsrouten: Von Mehrtageswanderungen bis zur Super Via Ferrata durch die Südwand oder die einfachere Auffahrt mit der Gletscher-Seilbahn, deren Bergstation knapp 300 Meter unterhalb des Gipfel liegt. Wir entscheiden uns für die „gemütlichere“ Variante, mit Ramsau am Dachstein als Talort.

Mit dem Auto geht es über die A9 Pyhrnautobahn zunächst bis nach Liezen, von hier über die B320 am Grimming vorbei und noch für eine gute Stunde durch das Ennstal Richtung Schladming. Wer aus Westösterreich oder Kärnten anreist, fährt am besten über die A10 Tauernautobahn bis Radstadt und biegt bei Schladming in die Ramsau hinauf ab.

Anreise Ramsau am Dachstein

Unterkunft in Ramsau am Dachstein

Die Ramsau ist vielen als Wintersportort bekannt, insbesondere bei Langläufern. Auf gerade mal 2.500 Einwohner kommen 7.000 Betten, wie uns Bergführer Walter Walcher erzählt. Einige davon stehen auch im Zeiserhof zur Verfügung. Gemeinsam mit seiner Familie betreibt Walter den Zeiserhof als Pension – wenn er nicht gerade Gäste auf den Dachstein führt oder als Skilehrer unterwegs ist.

Ramsau am Dachstein Unterkunft mit Bergblick
Viele Unterkünfte mit Bergblick erwarten dich in der Ramsau

Tipp: Über die Seite sommercard.info kannst du nach Unterkünften suchen, die ab zwei Übernachtungen auch die gleichnamige Gästekarte anbieten. Damit bekommst du die Berg- & Talfahrt mit der Dachstein Gletscherbahn kostenlos (Wert 37 Euro / Erwachsener), sowie einige weitere Vergünstigungen und kostenlose Eintritte in der Region Schladming-Dachstein.

Wir übernachten im Hotel Stierer, das etwas außerhalb vom Ortszentrum liegt und ebenfalls ein Sommercard-Partnerbetrieb ist. Jemanden, der nicht viel Luxus braucht, können wir diese 3*** Unterkunft bedenkenlos weiterempfehlen!

Mit der Südwand-Seilbahn auf den Dachstein Gletscher

Die Talstation der Südwand-Seilbahn, auch Dachstein Gletscherbahn genannt, ist rund 10 Kilometer von Ramsau entfernt und liegt bereits einige hundert Höhenmeter weiter oben. Genauer gesagt auf 1.700 Metern. Der Weg dorthin führt über eine kostenpflichtige Mautstraße und die Fahrt dauert knapp 20 Minuten. Für Seilbahn-Benutzer ist die Benützung der Mautstraße allerdings gratis, wenn sie das Maut-Ticket an der Bergstation (!) entwerten. Ebenso für Sommercard-Besitzer.

Talstation Dachstein Gletscherbahn

Da im Sommer am Gletscher oft viel los ist, soll man vor allem bei angekündigtem Schönwetter unbedingt Plätze für Berg- & Talfahrt reservieren. Ansonsten kann es zu längeren Wartezeiten kommen.

Wie vereinbart treffen wir uns noch vor Betriebsbeginn mit Bergführer Walter vor der Talstation. Gemeinsam mit uns sind heute auch Franz und Geburtstagskind Simone aus Graz unterwegs. Walter hat für uns bereits Plätze für die erste Bergfahrt um 7:50 Uhr reserviert.

Gondel Dachstein Gletscherbahn

Tipp: Nach der Ticket-Kontrolle gehst du am besten nicht gleich in die Seilbahn, sondern wartest links davon an der Tür. Wenn du Glück hast, erwischst du nämlich so wie wir die Panoramagondel mit Balkon, auf dem maximal 10 Personen stehen dürfen.

Dachstein Gletscherbahn Panoramagondel Ausblick
Ausblick von der Panoramagondel Richtung Gipfel …

Gondel-Fahrt in die Wolken
Gondel-Fahrt in die Wolken

Zustieg zum Hohen Dachstein

Von der Bergstation Hunerkogel führt eine Pistenraupenspur über den Hallstätter Gletscher in Richtung Westen zur Seethalerhütte, auch Dachsteinwarte genannt. Angeblich braucht man dafür rund 45 Minuten. Trotz Fotostopps sind wir aber sicherlich schneller unterwegs. „Wenn wir uns beeilen, sind wir als eine der ersten am Einstieg und vermeiden den Stau am Klettersteig!“, ruft uns Walter bereits von weiter vorne zu. Er legt ein ziemliches Tempo vor und wir haben Mühe, ihm überhaupt zu folgen. Das liegt weniger an den durchaus vorhandenen Fotomotiven – Richtung Norden blitzt sogar kurz der blaue Himmel über dem Hallstätter See durch – sondern auch an der Höhe, die wir überraschenderweise „schon“ ab 2.700 Metern zu spüren beginnen.

Zustieg Hoher Dachstein über Hallstätter Gletscher
Zustieg zum Hohen Dachstein

Nach einer scharfen Linkskehre taucht vor uns der Gipfelaufbau des Hohen Dachsteins auf. Bzw. sollte es eigentlich, denn „dank“ der dichter zuziehenden Wolken war vom Gipfel hier noch nicht viel zu sehen. Auch die riesige Gletscherspalte, die sich weiter oben am Gletscher quer bis fast zur Randkluft zieht, bleibt uns beim Aufstieg zunächst noch verborgen. Das muss uns aber nicht weiter beunruhigen. Aufgrund der erhöhten Spaltensturzgefahr in diesem Sommer gehen wir im Auf- und Abstieg über die sogenannte „Schulter“ des Hohen Dachsteins. Steigeisen und Pickel sind über diese Variante nicht nötig, im Gegensatz zum Randkluft-Klettersteig, der erst deutlich weiter oben beginnt.


Schulteranstieg Hoher Dachstein
Kurz vor dem Schulteranstieg

Schulteranstieg-Klettersteig auf den Hohen Dachstein (A/B)

An der unteren Randkluft, wo der Gletscher auf das Felsgestein der „Schulter“ trifft, legen wir unsere Klettersteigausrüstung an: Helm, Gurt, Klettersteigset und gute Bergstiefel sind Pflicht, Handschuhe empfehlenswert. Das Stahlseil ist nämlich eiskalt.

Schulteranstieg-Klettersteig auf den Hohen Dachstein

Schon 1878 wurde hier der zweitälteste Klettersteig der Alpen und vermutlich auch der Welt errichtet. Der älteste liegt nur wenige hundert Meter entfernt, denn der Randkluftsteig wurde bereits 1843 auf Initiative von Dachstein-Pionier Friedrich Simony versichert. Damals übrigens noch schweren Schiffstauen statt Stahlseilen. Ein historischer Ort also, wobei uns das in diesem Moment nicht weiter beschäftigt. Lieber konzentrieren wir uns, die klamm gewordenen Finger trotz Kurzhandschuh nicht zu sehr aufzureiben und kraftsparend mit sauberer Tritt- und Armtechnik nach oben zu klettern.

Aufstieg auf den Hohen Dachstein

Zwar technisch einfach, gewinnen wir rasch an Höhe gegenüber dem Einstieg. Der Höhenunterschied zum Gletscher bleibt jedoch fast gleich, da der bis zum Randkluftsteig ebenfalls stark ansteigt. Bei bis zu 40 Grad Steigung möchte man dort ganz sicher nicht ohne Steigeisen unterwegs sein oder gar ausrutschen. Erst am Vortag stürzte deshalb jemand in die Gletscherspalte und brach sich den Knöchel.

Klettersteig am Hohen Dachstein in Wolken

Über das querende Mecklenburger-Band erfolgt der Übergang vom Schulteranstieg zum Randkluftsteig, so dass wir die letzten Meter bis zum Gipfel auch noch tatsächlich am ältesten Klettersteig der Welt unterwegs sind. Als endlich das Gipfelkreuz in den Wolken auftaucht, verfliegt leider auch die Hoffnung, dass es doch noch „aufreißen“ könnte und der spürbar starke Wind den – laut Fotos – atemberaubenden Blick hinunter in die Ramsau freigibt.

Sei es drum! Wir stehen am höchsten Gipfel der Steiermark. Und von Oberösterreich. Denn schon seit dem Zustieg über den Hallstätter Gletscher sind wir genau auf der Landesgrenze unterwegs.

Gipfelkreuz-Selfie am Hohen Dachstein
Gipfelkreuz-Selfie am Hohen Dachstein

Dachstein Gipfelkreuz

Video unserer Besteigung des Hohen Dachstein

Auch wenn uns das Wetter für traumhaft schöne Bergpanorama-Aufnahmen leider nicht mitspielte, haben wir unsere Besteigung des Hohen Dachstein mit GoPro und iPhone gefilmt, bzw. abseits der Kletterei auch mit der Canon-Spiegelreflexkamera festgehalten – deshalb ist mein Rucksack im Video auch so groß.

Wenn dir das Video gefällt, freuen wir uns, wenn du den Travel Pins YouTube-Kanal abonnierst und auch in Zukunft über neue Videos informiert werden möchtest.

Einkehr in der Seethalerhütte

Wie im Video zu sehen, gehen wir den Abstieg aus Sicherheitsgründen ebenfalls über die Aufstiegsroute, anstatt dem Randkluftsteig bis zum Gletscher zu folgen. Trotz des bescheidenen Wetters kommen noch viele Klettersteig-Geher nach uns auf den Gipfel und entsprechend kommt es beim Abstieg immer wieder zu Staus.

Hoher Dachstein Gipfel Talk

Zurück an der Einstiegsstelle sind es nur wenige hundert Meter bis zur Seethalerhütte. Bei guter Sicht könnten wir wahrscheinlich sogar von hier aus erkennen, ob auf der sonnigen Terrasse (haha) noch ein Platzerl für uns wäre. So aber greift Walter zum Handy und ruft direkt beim Hüttenwirt an, der noch genau einen Tisch im Hinterzimmer der Küche für uns frei hat. Die Wolken haben das Gletscherplateau mittlerweile so stark eingehüllt, dass wir kaum fünf Meter weit sehen und uns somit „blind“ auf Walter verlassen, der den Weg zu Hütte zielsicher ansteuert. In der Seethalerhütte wärmen wir uns bei einer würzigen Gulaschsuppe und Tee erstmal auf.

Seethalerhütte am Dachstein
Seethalerhütte – noch vor dem Aufstieg fotografiert

Tipp: Für Alpenvereinsmitglieder gibt es auf manche Getränke Ermäßigungen. Wer übrigens besonders früh am Dachsteingipfel sein möchte und noch vor allen anderen wieder herunten, der kann auch einen der ca. ein Dutzend Lagerplätze im Matratzenlager reservieren und hier oben nächtigen. So ist auch der Plan von Walters morgiger Gruppe, die schon um kurz nach halb 7 losstarten möchte.

Budgetlist-Roadtrip: Warum wir so spontan auf den Dachstein kletterten

Zugegeben, insgeheim war es schon länger ein Traum von mir, endlich einmal auf dem höchsten Berg der Steiermark zu stehen. Konkreten Plan hatte ich dazu aber bis vor kurzem noch keinen und soweit ich mich informiert habe, ist dazu unbedingt Gletschererfahrung und -ausrüstung notwendig. Das war auch der Grund, weshalb wir Walter als Bergführer engagierten. Mittlerweile weiß ich, dass es auch anders geht und man nicht zwingend über die gefährlichere Randkluft absteigen muss.

Dachstein Panorama Talstation
Kaum ganz unten angekommen, reißt das Wetter natürlich wieder auf …

Talstation am Dachstein Gletscher

Ob ich es bereut habe, Geld für einen Bergführer ausgegeben zu haben? Keineswegs! Denn nicht nur haben wir mit Walter, aber auch Franz und Simone ganz tolle, bergsportbegeisterte Menschen kennengelernt, sondern dank der Unterstützung durch eine Autovermietung* eine sehr günstige Anreise gehabt. Somit ist uns mehr „Budget“ für die eigentlichen Aktivitäten an unserem Reiseziel übriggeblieben und wir konnten spontan der geführten Bergtour zusagen: Ein Budgetlist-Roadtrip eben!

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Mit dem Mietwagen nach Ramsau am Dachstein

* Vielen Dank an die Budget Autovermietung Österreich, die uns für diese Reise einen Mietwagen und eine finanzielle Vergütung zur Verfügung gestellt haben, die uns einen kostendeckenden Aufenthalt in Ramsau am Dachstein ermöglichten. Meine Meinung bleibt jedoch wie immer meine eigene, auch wenn hier aus rechtlichen und Gründen der Transparenz „Werbung“ dabei steht.

Florian Figl

7 Kommentare

    • Dankeschön 🙂 Die wenige Sicht hat vermutlich an dem Tag einigen geholfen, sich zu überwinden. Immerhin sieht man so kaum, wie weit es da drei Schritte neben einem nach unten geht … ansonsten alles eine Frage der Erfahrung, für’s erste Mal am Gletscher haben wir uns mit Bergführer aber auch wohler gefühlt.

      Lieben Gruß aus Abu Dhabi,
      Flo

  1. Es gibt auch einen ziemlich coolen, aber auch schweren Klettersteig von ganz unten. Haben wir gemacht, damit wir uns die Gondel ersparen 😀 Johann Klettersteig und Anna Klettersteig

    • Hallo Klecki,

      schön, dass du bei uns im Blog vorbei schaust. Aufgrund der hohen Spaltensturzgefahr (im Sommer) haben wir den Aufstiegsweg über den Schulteranstieg auch für den Abstieg genommen. Die andere Option wäre über den Randkluftsteig.

      Liebe Grüße,
      Flo

  2. Ja Leute…macht euch schlau….wo ist wegen Klimawandel mehr Steinschlag, bzw. wo schmilzt der Gletscher weg…ich bin ja von der Nordseite her (Anmarsch über GosauSee) in den Gletscher rein…würde ich nie wieder machen…keinesfalls ohne ortskundigen Führer…allerdings wissen die auch, dass wegen der Schmelze immer erhöhte Gefahr ist…Eure Variante vom Süden her (Ramsau) scheint eh sicherer zu sein…da ihr da ja grossteils mit der Seilbahn anfahren könnt…Nordseite hat keine Seilbahn (ausser Krippenstein, 2001 Meter, dann rüber gehen)…..Grüße Peter (Österreicher)…

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