Wer uns die letzten Wochen auf Instagram folgte, bekam leicht den Eindruck, als kämen wir überhaupt nicht mehr von den Bergen und Felswänden runter. Der Juli stand für uns definitiv im Zeichen des Bergsports und da machte auch das Wochenende in Osttirol keine Ausnahme.

In diesem Beitrag nehmen wir dich mit nach Hopfgarten in Defereggen, dem Ausgangspunkt unserer Bergwanderung zum Geigensee. Außerdem gestehen wir dir, warum wir es nicht wie geplant weiter bis auf den Gipfel des Regenstein geschafft haben. An der Kondition lag es jedenfalls nicht 😉

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Ankunft in Lienz

Als wir Freitagabend bei unseren Freunden in Lienz ankamen, waren die gerade erst von einer zweitägigen Hochtour auf den Großvenediger (3.666 Meter) zurück, die sie leider aufgrund von Schlechtwetter und mangelnder Sicht unterhalb des Gletschers abbrechen mussten. Für uns wäre das zwar immer noch Grund genug, die nächsten Tage eher gemütlich anzugehen, aber nicht so für unsere befreundeten Bergfexe.

Beim gemeinsamen Abendessen wurde diskutiert, wo es denn am nächsten Tag hinaufgehen könnte. Zur Auswahl standen schließlich der Spitzkofel (2.717 Meter) in den nahen Lienzer Dolomiten oder der Regenstein (2.891 Meter), einer der höchsten Gipfel in den Villgratner Bergen. Für letzteren sprach schließlich der abwechslungsreiche Aufstieg, vorbei an zahlreichen Wasserfällen und dem Geigensee, sowie die besseren Zustiegs- bzw. Zufahrtsoptionen.

Vielleicht beim nächsten Mal unser Ziel: Spitzkofel bei Lienz
Vielleicht beim nächsten Mal unser Ziel: Spitzkofel bei Lienz

Um am nächsten Tag fit zu sein, ging es daher schon früh ins Bett.

Zu Fuß oder mit dem Hüttentaxi zur Bloshütte?

Ausgangspunkt unserer Wanderung ist der Parkplatz an der Blosbrücke in Innerhopfgarten im Defereggental und somit auf 1.100 Metern Seehöhe. Zumindest für manche von uns. Gemeinsam mit unserer Osttiroler Freundin nehmen Cori und ich nämlich das (bestellte) Hüttentaxi, um uns den ersten Anstieg zu sparen, was hier übrigens nichts Ungewöhnliches ist. Schließlich liegen noch mehrere Stunden Wanderung im Auf- und Abstieg vor uns, die locker für eine Ganztagestour reichen.

Traditionelle Häuser in Innerhopfgarten
Traditionelle Häuser in Innerhopfgarten, unserem Ausgangsort.

Bis zur Bloshütte sind es laut Wandertafel 2,5 Stunden Gehzeit (für knapp 700 Höhenmeter), was sich als sehr großzügig bemessen herausstellt. Unseren beiden männlichen Begleitern geben wir daher eine Stunde Vorsprung und besuchen einstweilen Verwandte unserer Freundin, deren Vater aus Hopfgarten stammt. Nicht ganz 1,5 Stunden später erreichen wir fast gleichzeitig die Bloshütte. Wir über eine private Forststraße (die mit dem eigenen Auto übrigens nicht befahren werden darf), unsere Freunde auf einem direkteren Steig durch den Wald und die angrenzende Zwenewaldalm.

Erster Zwischenstopp auf der Bloshütte
Erster Zwischenstopp auf der Bloshütte

Aufstieg zum Geigensee

In der Bloshütte auf 1.795 Meter, die übrigens vom Onkel unserer Freundin verpachtet wird, trinken wir erst einmal gemütlich Kaffee und erkundigen uns nach der „besseren“ Variante für unsere geplante Rundwanderung um und auf den Regenstein. Wir entscheiden uns zuerst über die östliche Seite und den sogenannten Fenstersteig zum Geigensee aufzusteigen (weil angeblich spannender), von dort aus den Regenstein bis zum Gipfel hochzugehen und anschließend über die Westseite in Richtung Villgrater Joch und entlang des Gagenalmbachs retour zur Bloshütte zu wandern. Soweit zumindest die Theorie, die schließlich nur einer von uns fünf umsetzen sollte 😉

Der Aufstieg in Richtung Geigensee beginnt zunächst gemütlich, vorbei an weidenden Kühen, die hier auch schon mal den Wanderweg „blockieren“ können.

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Nach 15 Minuten erreichen wir schließlich den Glauritbach, der sich in unmittelbarer Nähe in die Tiefe stürzt. Entsprechend steiler wird auch das Gelände und unsere beiden Freunde, die im Gegensatz zu uns schon die erste Etappe zu Fuß zurück gelegt haben, ziehen rasch davon und unsere Gruppe ist erneut zweigeteilt. Unsere Freundin geht es aber – wohl auch Cori und mir zuliebe – gemütlicher an und zieht sich kurzerhand ihre Bergschuhe aus, um barfuß mit uns weiterzuwandern.

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Das Barfußwandern soll übrigens eine gesundheitsfördernde Wirkung haben und die gesamte Fußmuskulatur stärken, die entsprechende Trittsicherheit vorausgesetzt. Ansonsten droht schon mal ein verstauchter Knöchel, den wir lieber nicht riskieren. Und so stapfe ich mit meinen noch neuen und zwei Kilo schweren Bergstiefeln den immer steiler werdenden Fenstersteig nach oben, vorbei an weiteren Wasserfällen und über Bachquerungen. Logisch, dass sich so schon die ersten Blasen ankündigen.

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Unsere Anstrengungen auf dieser Etappe werden aber mit einem herrlichen Bergpanorama belohnt, denn der Blick retour reicht (fast) bis zum Großglockner in die eine Richtung und zum Großvenediger in die andere. Selbst die immer kleiner werdende Bloshütte ist lange Zeit aufgrund ihrer Lage auf der Alm noch gut zu sehen.

Im Gegensatz zum Geigensee und der dort befindlichen Selbstversorgerhütte auf 2.400 Metern. Diese liegt nämlich halbwegs windgeschützt hinter einem aufragenden Felsen, so dass wir unsere bereits jausnenden Freunde erst sehen, als wir unmittelbar vor der Hütte stehen.

Angekommen auf der Selbstversorgerhütte
Angekommen auf der Selbstversorgerhütte
Geigensee
Geigensee

Auch wir stellen erstmal unsere Rucksäcke ab und werfen einen Blick in die top ausgestattete Geigenseehütte, denn der Schlüssel hängt einfach an einem Haken über der Tür: neben Schlafplätzen für bis zu acht Personen gibt es eine Kochnische mit Geschirr, Spülmittel und sogar einige noch brauchbare Lebensmitteln, die von anderen Wanderern hinterlassen wurden. Die Selbstversorgerhütte basiert auf dem Prinzip, dass jeder, der kommt, die Hütte auch wieder so verlässt, wie er sie vorgefunden hat. Inklusive Spendenbox für den weiteren Erhalt der Hütte. Vertrauensvorschuss pur!

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Den Regenstein im Rücken: Gipfelsieg am Hochegg

Noch an der Geigenseehütte teilen sich unsere Wege erneut – und zwar mehr, als uns lieb war: Denn während wir noch bei Apfel, Nüssen und Jausenbrot vor der Hütte sitzen, brechen unsere beiden „Vorauswanderer“ schon wieder auf. Wir vereinbaren noch, dass wir uns oben am Gipfel treffen, schon sind sie auf der anderen Seite des Sees hinter einem Felsen verschwunden. Als wir zehn Minuten später ebenfalls weiterwandern, verlieren wir kurz die Wegmarkierung aus den Augen. Doch nach einer weiteren Bachquerung entdecken wir wieder eine rot-weiß-rot angemalten Stein – und folgen dem Bach in östliche Richtung.

Blick zurück auf den Geigensee
Blick zurück auf den Geigensee

Nachdem der Weg ab hier wieder regelmäßig markiert ist, dämmert uns erst eine halbe Stunde und einige Höhenmeter später, dass wir wohl immer weiter weg vom Gipfel marschieren – denn der Regenstein liegt mittlerweile hinter uns! Hatten wir zunächst noch die Hoffnung, über einen Grat im Bogen auf den Gipfel zu gelangen, löst sich diese einige Zeit später, nach etwa einer Stunde, von selbst auf. Endlich wieder ein Schild, doch kein Regenstein ist angeschrieben.

Herrlicher Blick auf den Regenstein - leider aus ungewollter Ferne!
Herrlicher Blick auf den Regenstein – leider aus ungewollter Ferne!

Enttäuscht machen wir das beste aus unserer Situation und marschieren weiter, denn am Horizont sehen wir nur wenige Höhenmeter über uns ein anderes Gipfelkreuz. Der Bergweg wird jedoch zunehmend schwieriger, als wir Altschneefelder und Gelände mit brüchigem Geröll, teilweise über einen Grat, überqueren.

Beim Überqueren kleinerer Schneefelder
Beim Überqueren kleinerer Schneefelder

Nach gut 1,5 Stunden Aufstieg vom Geigensee erreichen wir schließlich das Gipfelkreuz des Hochegg auf 2.835 Meter – mit herrlichem Blick auf den nur 50 Meter höheren Regenstein! Ohne Handyempfang haben wir aber keine Möglichkeit, unsere Freunde am benachbarten Gipfel zu informieren, dass wir uns vergangen haben und sie nicht mehr mit uns rechnen sollten. Zumindest nicht am Regenstein. So bleibt uns nichts anderes übrig, als zu winken, auch wenn wir uns dabei ziemlich doof vorkommen. Denn die Entfernung ist dann doch zu groß, denn nur mit etwas Fantasie erkennen wir überhaupt das andere Gipfelkreuz.

180° Panorama mit Regenstein ganz links im Bild vom Gipfel des Hochegg aus (zum Vergrößern hier klicken!)
180° Panorama mit Regenstein ganz links im Bild vom Gipfel des Hochegg aus (zum Vergrößern hier klicken!)

10 Kilometer und 1.700 Höhenmeter Abstieg

„Bestimmt sind die anderen schon längst am Rückweg zur Bloshütte“, mit diesen Gedanken versuchen wir unser schlechtes Gewissen zu beruhigen und beginnen mit dem Abstieg. Und der hat es in sich. Durch das tückische Gelände unterhalb des Grats sind wir bergab kaum schneller als beim Aufstieg. Jeder Tritt will gut geprüft sein, ein Sturz wäre zumindest sehr schmerzhaft.

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Nach über einer Stunde und mit deutlich weicheren Knien gelangen wir schließlich zurück zum Geigensee. Plötzlich hören wir hinter uns jemanden nach uns rufen. Es ist einer unserer Freunde, der zwei Stunden am Regensteingipfel auf uns wartete, während der andere den geplanten Weiterweg antrat. Zerknirscht stellen wir schließlich gemeinsam fest, wo wir uns „vergangen“ und die Abzweigung zum Regenstein verpasst haben.

Geigensee-Panorama (zum Vergrößern hier klicken!)
Geigensee-Panorama (zum Vergrößern hier klicken!)

Zurück bei der Bloshütte haben wir circa die Hälfte des Abstiegs geschafft und kehren erstmal auf Gulaschsuppe und Kaiserschmarren ein. Doch allzu lange wollen wir auch diesmal nicht sitzen bleiben, schließlich beginnt es bald zu dämmern. Der weitere Abstieg über die Zwenewaldalm verläuft zunächst noch flach, dennoch nehme ich das Angebot gerne an und übernehme die Wanderstöcke unseres vorauswandernden Freundes.

Auf den letzten eineinhalb Kilometern wollen unsere Freunde jedoch eine direktere „Abkürzung“ durch den Wald nehmen. Denselben Weg, den sie auch schon beim Aufstieg genommen haben. Er sei nämlich deutlich kürzer als die Forststraße. Nun ja, hätte ich nicht schon 14 Kilometer in meinen langen, schweren Beinen, davon acht im Abstieg, wäre es wahrscheinlich tatsächlich schneller gegangen. So quälte ich mich zunehmends schon nach wenigen Metern nach unten, aufgestützt auf den Stöcken, um die Schritte abzufedern.

Als wir endlich den Parkplatz erreichten, rannte ich aber förmlich zum Auto. Ich konnte es nämlich kaum erwarten, meine Bergstiefel auszuziehen. Die neuen Schuhe forderten naturgemäß ihren Tribut, in Form von der ein oder anderen Blase.

Unsere Route zum Hochegg über den Geigensee und retour über die Zwenewaldalm
Unsere Route zum Hochegg über den Geigensee und retour über die Zwenewaldalm

Ob sich die Bergwanderung auf bzw. neben den Regenstein trotzdem gelohnt hat? Auf jeden Fall, da es mir meine Grenzen aufgezeigt und mir bewusst gemacht hat, dass es für eventuelle Mehrtagestouren in Zukunft doch noch einiges an Vorbereitung und unterstützendem Training bedarf.

Florian Figl

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