Eigentlich wollten wir in Ushuaia nur einen kurzen Zwischenstopp mit einer Nacht im Backpacker-Hostel einlegen. Ziel unseres Trips an die Südspitze des amerikanischen Kontinents war nämlich an sich Punta Arenas in Chile, wo Coris Gastfamilie aus ihrem Austauschjahr lebt. Was uns dann doch etwas länger als geplant in Ushuaia gehalten hat, liest du hier.

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Schon beim Landeanflug auf den Flughafen von Ushuaia sind wir von der Landschaft rund um den Beagle Kanal begeistert: Von weitem sehen wir die schneebedeckten Gipfel der Andenausläufer, darunter reichlich Vegetation und Wälder. „Soviele Bäume gibts in Punta Arenas nicht“, meint Cori neben mir im Flieger.

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Angekommen am Ende der Welt

Noch auf der Fahrt vom Flughafen in die Stadt habe ich das Gefühl, in einem Tiroler Ski-Resort gelandet zu sein – nur eben direkt am Südatlantik! Jetzt wird mir auch klar, warum selbst das österreichische Ski-Team im Sommer nach Ushuaia reist, um dort zu trainieren. Die Bedingungen und die Infrastruktur sind hier einfach perfekt. In Gedanken überlege ich schon, wie ich Cori davon überzeugen könnte, doch noch einen Tag länger in Ushuaia zu bleiben…

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„Ihr wollt morgen schon nach Punta Arenas? Vergesst es, sonntags hat hier alles zu und ihr bekommt kein Ticket mehr für den Bus. Ich weiß auch gar nicht, ob morgen überhaupt welche fahren. Bleibt lieber noch eine Nacht länger“, erklärt uns Giselle in nahezu perfektem Englisch. Sie hat einige Jahre in Aspen, Colorado gelebt und als Krankenschwester gearbeitet. Nun führt sie in der „ciudad del fin del mundo“, in der Stadt am Ende der Welt, gemeinsam mit ihrem Mann Alejandro das Refugio del Mochilero – eine Backpacker-Herberge, wortwörtlich.

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Wir holen uns von Giselle noch Tipps, was wir am späten Nachmittag noch unternehmen können, und besorgen uns beim einzigen Supermarkt, der auch sonntags offen hat, etwas Proviant. Mit dem Taxi fahren wir hinauf zum Casa de Té, einem kleinen Resort am Fuße des Glacier Martial.

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Aus dem Kaffee- bzw. Teehaus duftet es zwar verführerisch, aber wir beschließen, nur ein paar der schönsten Postkarten überhaupt zu kaufen und die Bergstraße wieder nach unten zu laufen, ehe die Sonne hinter dem Berggipfel über uns verschwindet.

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Bis es dunkel wird, dauert es zwar noch eine Weile, aber so haben wir noch einen schönen Blick auf Ushuaia und den Beagle Canal bzw. die Berggipfel auf der gegenüberliegenden, chilenischen Seite.

Zurück im Hostel beschließen wir, gleich am nächsten Morgen die Bustickets nach Punta Arenas zu besorgen.

Giselle und Alejandro schicken uns zunächst zu Comapa, die allerdings nur im Sommer Busse nach Chile anbieten. Wir werden an Tolkeyen Turismo weiterverwiesen. Dort kostet das Ticket zwar etwas mehr (640 Pesos, umgerechnet 60 Euro pro Person) und wir müssen in Rio Grande umsteigen, aber immerhin können wir gleich am nächsten Morgen weiterreisen und erreichen noch am selben Tag Punta Arenas. Zuvor müssen wir aber noch im Büro des Mini-Van Unternehmens vorbeischauen, das uns nach Rio Grande bringt, und unsere Buchung persönlich bestätigen.

Tour in den Parque Nacional Tierra del Fuego

Vor dem Hostel warten bereits Alejandro und ein brasilianisches Pärchen, das wir beim Frühstück kennengelernt haben. Sie haben in der Zwischenzeit einen Guide organisiert, der uns mit seinem Auto in den 20 km entfernten Tierra del Fuego Nationalpark bringt. Er ist zugleich der südlichste Nationalpark Argentiniens und befindet sich im Südwesten der „Isla Grande“ von Feuerland, wie Tierra del Fuego auf Deutsch auch genannt wird.

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Da drei von vier Tour-Teilnehmern im Auto fließend Spanisch sprechen, ziehe ich den Kürzeren und lasse mir von Cori gelegentlich übersetzen, was uns unser Guide über die „Flora y Fauna“ am Ende der Welt erzählt. Am Rande des Nationalparks endet auch die Straße „Ruta Nacional N.°3“, die bis nach Buenos Aires führt. Sie markiert für die Argentinier „el fin del mundo“, das Ende der Welt …

Streng genommen liegt das zwar in Chile, aber mittlerweile hat man sich wohl darauf geeinigt, dass Ushuaia die südlichste Stadt der Welt und das chilenische Puerto Williams, auf der anderen Seite des Beagle Kanal, das südlichste Dorf der Welt ist.

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Die Tour führt uns auch zum Lago Roca, gleich neben dem Visitor Center des Nationalparks. Mitten über den See verläuft die Grenze in Nord-Süd-Richtung zwischen Argentinien und Chile, auf einer geografischen Linie von der Mitte eines Berggipfel zum gegenüberliegenden.

Im Park selbst sehen wir kaum andere Touristen. Neben einem Chinesen auf der Suche nach dem (mittlerweile geschlossenen) südlichstem Postamt der Welt, begegnet uns Mitten am Weg ein Fuchs.

Mit dem Bus durch Tierra del Fuego

Die Abfahrt nach Rio Grande ist auf 6 Uhr morgens angesetzt. Im Mini-Van sitzen bereits eine handvoll Leute. Draußen ist es noch stockdunkel, auf der einzigen Straße Richtung Norden begegnen uns kaum andere Fahrzeuge. Gekonnt weicht unser Fahrer (fast) jedem Schlagloch aus, was stellenweise einem Slalomparcours gleicht.

Beim ersten Zwischenstopp in Tolhuin ist es immer noch dunkel. Blick auf die Uhr, es ist 7.30 Uhr. Ich kaufe uns in der Bäckerei zwei Media Lunas (Croissants).

Kurz darauf nicke ich ein. Als ich die Augen wieder aufschlage, hat die Landschaft von den hügeligen Wäldern hinter Ushuaia (oder was ich davon eben erkennen konnte) gewechselt: Am Fenster zieht in der Dämmerung die Steppe Feuerlands vorbei. Ein schmales Nebelband verleiht der Landschaft eine fast mystische Szenerie.

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Pünktlich um 9 Uhr kommen wir in Rio Grande an. Am Schalter von Buses Pacheco, dem Unternehmen, das uns nach Punta Arenas bringen soll, hängt ein Zettel der wohl so viel wie „Komme gleich zurück!“ heißen soll. Nachdem wir uns schließlich die Migrationspapiere geholt und einen Stock höher abgestempelt haben, geht es mit einem Semi-Cama Bus weiter. Knapp 8 Stunden Fahrt liegen noch vor uns.

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An der Grenze bei San Sebastian heißt es dann: Alle aussteigen und ab zum Gepäckscan auf der argentinischen Seite. Passkontrolle hatten wir ja schon in Rio Grande hinter uns gebracht. Danach dasselbe Spiel nochmal ein paar Kilometer weiter auf der chilenischen Seite. Wichtig bei der Zollkontrolle: Früchte und rohes Fleisch dürfen u.a. nicht mitgenommen werden, andernfalls droht ein Geldstrafe, wenn diese nicht deklariert werden.

Bienvenido a Chile

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Nach der Migration in Chile und dem erneuten Gepäckscan geht es über teils extrem holprige Schotterpisten weiter, bis wir schließlich die Magellanstraße erreichen – und erstmal auf die Fähre warten müssen. Die lässt auch nicht lange auf sich warten. Das Ent- und Verladen von gut einem Dutzend Busse, LKWs und 4x4s geht erstaunlich schnell voran.

Da Chile in einer anderen Zeitzone als Argentinien liegt, haben wir mittlerweile eine Stunde Zeit „gewonnen“. Die Straße ist nun außerdem asphaltiert und es geht zügig voran, bis wir schließlich um kur vor 17 Uhr Ortszeit im Zentrum von Punta Arenas ankommen.

Es heißt, wer den Fuß des Indios küsst, kehrt nach Punta Arenas zurück ...
Es heißt, wer den Fuß des Indios küsst, kehrt nach Punta Arenas zurück …

In den kommenden Tagen lerne ich nicht nur die Stadt kennen, in der Cori als Teenager ein Jahr als Austauschschülerin verbracht hat, sondern auch ihre Gastfamilie – die mit mir natürlich „solo español“ spricht, was mir am ersten Abend noch im wahrsten Sinne Kopfschmerzen bereitet. „Hablo un poquito español, pero entiendo algo.“

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Was wir in den folgenden Tagen in Patagonien und im Torres del Paine Nationalpark erlebt haben, liest du in einem kommenden Beitrag.

Florian Figl

4 Kommentare

  1. Eine sehr schöner umfangreicher Bericht =).

    Ich selbst habe Feuerland noch nicht bereist und möchte es aber unbedingt tun. September ist da doch bestimmt die optimale Zeit, oder?

    Auf jeden Fall sind es schöne Bilder vom rauhen Feuerland =). Stammt das Hintergrundbild von eurer Seite eigentlich von dort?

    Lg und weiter so,
    Paul

    • Hallo Paul,

      danke für deinen Kommentar! Im September ist es in Feuerland als Reisender relativ „einsam“, was aber natürlich auch seine Vorteile hat. Hochsaison herrscht hier definitiv erst in den „Sommermonaten“ Dezember und Januar. Ich würde dir eine Reise im Oktober/November, ev. auch in der zweiten Februarhälfte empfehlen. Genau, das Hintergrundbild ist gleich außerhalb des Flughafengebäudes von Ushuaia entstanden 🙂

      LG
      Flo

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