Dass eine Fahrt mit dem Zug ein richtiges Abenteuer sein kann, beweisen die Bamboo-Trains in Kambodscha. Ein Zug aus Bambus? Was es damit auf sich hat, verrate ich dir in diesem Beitrag!

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Beim Bamboo-Train handelt es sich weniger um einen Zug im herkömmlichen Sinne, sondern viel mehr um eine motorbetriebene Draisine aus Bambusholz. Mich erinnern sie an fliegende Teppiche auf zwei Achsen.

Ursprünglich wurden Bamboo-Trains eingesetzt, um Gütertransporte über längere Strecken zu organisieren. Gerade in der Regenzeit, wenn es auf den schlammigen Straßen nur langsam dahin geht, gab es dazu auch kaum Alternativen, denn das ohnehin schon marode Eisenbahnnetz aus der Kolonialzeit kam dann 2009 komplett zum Erliegen. Der Personen- und Güterverkehr musste eingestellt werden, da die Gleise nicht mehr befahrbar waren.

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Zumindest für Eisenbahnen. Die Bamboo-Trains sind hingegen weit unempfindlicher gegenüber den verbogenen Gleisen mit ihren oft nur notdürftig mit Holz (!) ausgebesserten Verbindungsstücken.

Bamboo-Train für Reisende in Battambang

Eine bei Touristen beliebte und bekannte Bamboo-Train Verbindung wird in der Nähe von Kambodschas zweitgrößter Stadt Battambang angeboten.

Für fünf US-Dollar pro Person können wir hier eine knapp 6 Kilometer lange Strecke auf dem Bamboo-Train befahren. Bezahlt wird direkt bei einem extra dafür abgestellten Polizisten, der uns auch das Prinzip der Bamboo-Trains erklärt.

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Wenig später geht es auch schon los. Auf der holprigen Strecke brettern wir mit knapp 30 km/h durch die kambodschanische Landschaft. An den Verbindungsstellen der Gleise haben wir jedes Mal Angst zu entgleisen, während wir nur wenige Zentimeter über dem Gleiskörper auf Matten sitzen, die die Stöße nur bedingt abdämpfen.

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Plötzlich werden wir langsamer. Vor uns steht ein weiterer Bamboo-Train und wartet auf der eingleisigen Strecke bis ein entgegenkommender Bambuszug die „Strecke räumt“. Heißt: Motor aus, alle runter vom Zug, Plattform zur Seite heben und Achsen daneben schmeißen. Nach ein paar Sekunden kann es also weiter gehen.

Am Ende der Strecke stehen ein paar windschiefe Hütten und Verkaufsstände, an denen wir sofort Getränke angeboten bekommen (und Touri T-Shirts, eh klar!). Den hier arbeitenden und perfekt Englisch sprechenden Kambodschanern scheint es gut zu gehen, daher erkundige ich mich, wie viele Touristen vorbei kommen. Das sei jeden Tag unterschiedlich, aber so zwischen 100 und 200 würden es schon sein. Selbst wenn jeder nur eine Cola trinkt, ein gutes Geschäft, denke ich mir.

Die Frage ist nur, wie lange noch. Denn angeblich soll das Eisenbahnnetz bald modernisiert werden, so dass auch hier wieder ganz „normale“ Züge fahren können. Das könnte dann auch das Ende der Bamboo-Trains bedeuten. Allein, so recht glauben, dass das bald der Fall sein wird, kann ich es nicht…

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Nach der Erholungspause (vor allem für meinen Rücken) wird der Bamboo-Train gewendet und es geht dieselbe Strecke retour. Am Abfahrtsbahnhof angekommen, wartet bereits unser Tuk Tuk Fahrer auf uns. Wie es denn war, will er wissen? Aufregend wie eine Achterbahnfahrt!

Wie kommst du dahin?

Du reist nach Kambodscha und willst auch eine Fahrt mit dem Bamboo-Train wagen? Dann ab mit dir nach Battambang (z.B. mit dem Boot über den Sangker River) und frag einfach danach. Jeder Tuk Tuk Fahrer kennt den Weg und bringt dich in 10 Minuten Fahrt dorthin.

Florian Figl

4 Kommentare

  1. Toll, dass die Bambuszüge noch fahren. Hier beweist es sich wieder einmal, dass alte Sprichwörter doch Recht haben. Denn „Totgesagte leben länger“. Die Planungen für die Reaktivierung der Nordstrecke gibt es ja schon lange – bisher fahren aber nur auf der Südroute wieder Züge.

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