Creativelena feiert ihr einjähriges Blog-Jubiläum und lädt in diesem Rahmen zu einer Blog-Parade ein. Das Thema: Reisende am Rand der Welt. Nun, das erste mal an den Rand der Welt begab ich mich 2007 als Austauschschülerin. Nämlich nach Punta Arenas, an der Südspitze von Chile. Dort sagen sogar die Einheimischen, dass sie am Ar*** der Welt wohnen. 3 Jahre später wollte ich zu diesem faszinierenden Kontinent zurückkehren, diesmal als Aupair in Südamerika.

Nach bestandener Matura war mein Traum vor Studienbeginn wieder für eine längere Zeit nach Südamerika zu gehen. Im Prinzip war ich offen für fast alles, meine Bedingungen waren lediglich niedrige Kosten (zumindest am Ort keine Zusatzkosten, wenn schon keine Bezahlung) und die Möglichkeit, direkt mit Leuten zu arbeiten.

Möglichkeiten

Es gibt viele Optionen an Projekten in unterschiedlichen Bereichen teilzunehmen: Tierschutz, Projekte zur Unterstützung von behinderten Kindern und Waisen, Zivildienst etc. Hört sich am Anfang toll an, meistens gibt es jedoch einen Haken. Projekte mit Freiwilligenarbeit sind meist unbezahlt und oft sogar noch mit Zusatzkosten (Essen, Fahrtkosten, Unterkunft usw.) verbunden, es sei denn man hat bereits eine Ausbildung die auch für diese Stelle benötigt wird. Außerdem gehen diese Projekte meist über einen relativ kurzen Zeitraum oder sind nur mit hohen Kosten zu verlängern. Zivildienst: irrsinnig schwierig als Frau den Platz genehmigt zu bekommen, und wieder die Frage der Kostenrückerstattung. Blieb eigentlich nur Aupair. Daran hatte ich aber bis dahin nicht wirklich gedacht, da es keine Organisationen gab, die Südamerika im Programm hatten. Das lag wohl auch daran, dass es in Südamerika kaum Leute gibt, die Aupair kennen und außerdem Kindermädchen aus dem eigenen Land sehr kostengünstig sind.

Santiago de Chile vom Cerro Santa Lucía
Santiago de Chile vom Cerro Santa Lucía

Gastfamiliensuche

Also machte ich mich selbst auf die Suche und landete auf Aupair World. Hier können Gastfamilien und Aupairs ein Profil erstellen. Die Profile der Gastfamilien beeinhalten Kurzinfos zur Familie, eine Beschreibung der Aufgaben und Anforderungen des Aupairs, gewünschtes Startdatum und Aufenthaltsdauer. Gegen eine Gebür von 39,90 Euro kann man 6 Wochen Premiummitgliedschaft erwerben und private Nachrichten schreiben. Es reicht allerdings, wenn einer der Gesprächspartner (entweder Gastfamilie oder Aupair) Premiummitglied ist, um in Kontakt zu treten.

Wie zu erwarten, haben sehr viele der registrierten Familien Wurzeln in Ländern in denen Aupairprogramme weitaus bekannter sind. So gibt es durchaus auch Familien, die deutschsprachige Aupairs suchen.

Trotzdem war es für mich keine leichte Sache mich doch dafür zu entscheiden. Schließlich hat man ohne Organisation nicht die Möglichkeit, die Familie zu wechseln oder im schlimmsten Fall kurzfristig wo unterzukommen, sollte es mit der Familie überhaupt nicht funktionieren. Und man muss ja auch mehr als den Flug selbst organisieren – Versicherung, Impfungen und Sonstiges sind auch Kostenquellen. Schließlich fand ich dann eine Familie in Santiago de Chile. Da ich vom Austauschjahr auch einige Leute kannte, bzw. auch mit chilenischen Austauschschülern, die in Österreich waren Kontakt hatte, sagte ich zu.

Tipps für angehende Aupairs

Wenn man sich dafür entscheidet in einer Gastfamilie 4 Kinder 60 Stunden die Woche zu betreuen und ihnen auch noch Englisch beizubringen, dann ist einem klar, dass da einiges auf einen zukommt. Als ich ankam, war der Jüngste noch nicht geboren (der kam dann 4 Tage nach meiner Ankunft), die Mädels waren 1, 4 und 7 Jahre alt. Meine Familie ist Teil der bessergestellten Mittelschicht, samt schönem Haus und gutbezahlten Jobs mit vielen Auslandsreisen und wenig Zeit für zuhause. Dafür konnten sie sich 2 weitere Hausangestellte, eine für 60 Stunden pro Woche, und eine andere für 16 Stunden, leisten.

Was einem natürlich passieren kann ist, dass Familien, die Aupairs aufnehmen sehr karriereorientiert sind. Gerade wenn die Kinder, bevor sie noch die Muttersprache beherrschen, bereits Englisch lernen sollen. Und mit 4 Jahren spätestens schreiben können müssen. Und viele Kurse (Ballett, Pfadfinder, Sprachkurse, Sportkurse etc.) besuchen. Deshalb lastet auch ein gewisser Erwartungsdruck auf dem Aupair, den man nicht unterschätzen sollte.

Ebenfalls nicht zu unterschätzen sind die unterschiedlichen Vorstellungen von Erziehung. Man sollte sich im Vorhinein gut mit der Gastfamilie absprechen um zumindest eine Idee davon zu haben. Aber auch dann kann es sein, dass die Vorstellungen immer noch auseinander gehen. Bei meiner Gastfamilie war es etwa so, dass die Mädchen und der Junge sehr in die Rollenbilder der Geschlechter gedrängt wurden: Mädchen = Prinzessin, zartbesaitet, legt großen Wert auf das Aussehen… – Junge = stark, Beschützer, wild. Vielleicht geschah das auch nicht so bewusst, denn diese Rollenbilder sind in Südamerika einfach noch stärker präsent als in Österreich.

Ein weiterer Tipp: Unbedingt vorher absprechen, wie es mit Freizeitmöglichkeiten aussieht. Wann ist Freizeit vorgesehen, gibt es Anschluss an den öffentlichen Verkehr, Taxis, kann man das Auto der Gastfamilie benutzen etc. In meinem Fall war ich sehr froh, schon Leute in Santiago zu kennen, da ich so schneller Anschluss gefunden habe, was sonst bei 60 Stunden pro Woche nicht so einfach wäre. Aber es war trotzdem nicht immer so leicht, da ich nach Einbruch der Dunkelheit die circa 600 Meter von der U-bahnstation nicht alleine zu Fuß heimgehen durfte – aus Sicherheitsgründen. Und das in einem Viertel, das als relativ sicher gilt.

Fazit

Hammererfahrung! Nach ca. 6 Monaten bin ich Vollprofi im Windelwechsel und habe das Gefühl, einfach überall Augen und Ohren zu haben, um das Kind, das nicht schwimmen kann, rechtzeitig davor abzuhalten in den Pool zu springen, während ich mit einem zweiten auf dem Trampolin springe, ein drittes das obere Stockwerk komplett mit Spielzeug verwüstet und das vierte vom hauseigenen Kampfhund überrannt zu werden droht.
Ich habe einem kleinen Mädchen beigebracht, aufs Klo zu gehen – obwohl der Blumentopf im Garten ihr trotzdem bis zum Schluss lieber gewesen wäre – Pata pata zu tanzen, unzählige Bilder gemalt und gebastelt, gesungen und Gitarre gespielt usw. Leider ist das Englischlernen der Kinder dabei etwas zu kurz gekommen. Es ist garnicht so einfach, wenn man Spanisch kann, ständig wieder ins Englische zu wechseln und die Kinder damit einfach irrsinnig zu nerven. Aber gut, auch davon ist etwas hängen geblieben.

Für mich jedenfalls eine Erfahrung, die ich nicht bereue. Allerdings muss ich auch sagen, dass 4 Kinder und 60 Stunden die Woche wirklich nicht das Einfachste sind, das man sich aussuchen kann. Will man wirklich mehr Zeit für sich und zur Erkundung des Landes haben, sollte man sich das überlegen.

Welche Erfahrung hast du gemacht? Oder bist du vielleicht gerade selbst am Überlegen als Aupair ins Ausland zu gehen und brauchst Tipps? Dann sieh dir auch meinen Artikel über Langzeitaufenthalte als Aupair an. Ich freue mich über deinen Kommentar:)

Corinna Donnerer

4 Kommentare

  1. Liebe Cori,

    Toller Beitrag! In Punta Arenas war ich Anfang diesen Jahres ebenfalls zu Gast, allerdings nicht im schulischen Bereich sondern auf der Durchreise zum Torres del Paine Nationalpark … so ein schöne Reise!

    Danke Dir auch für Deinen umfassenden und sehr genau formulierten Erlebnisbericht als Aupair in Santiago de Chile, so kann man sich wirklich vorstellen was dabei auf einen zukommt!

    Lieben Gruß, Elena

    • Liebe Elena,

      Freut mich, dass dir mein Beitrag gefallen hat! Bin gerade am Schreiben eines Artikels über Punta Arenas – die Stadt hat definitiv Einiges zu bieten:) Ich hoffe, bei dir war es nicht so windig, als du im Nationalpark Torres del Paine warst!

      liebe Grüße zurück!
      Cori

Schreibe eine Antwort zu CoriAntwort abbrechen